# taz.de -- Nach Ai Weiwei: Hu Jia aus Haft entlassen | |
> Nach über 3 Jahren im Gefängnis ist ein weiterer prominenter | |
> Bürgerrechtler in China freigekommen. Die Freilassung könnte dem | |
> Europabesuch von Ministerpräsident Wen Jiabao geschuldet sein. | |
Bild: Hu Jia - 2007 in Peking. | |
BERLIN/PEKING dpa | Vier Tage nach der Freilassung des chinesischen | |
Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei ist ein weiterer prominenter | |
Bürgerrechtler auf freien Fuß gekommen. Nach Verbüßung einer | |
dreieinhalbjährigen Haftstrafe sei Hu Jia seit dem frühen Sonntagmorgen | |
wieder bei seiner Familie, teilte die Frau des 37-Jährigen am Sonntag via | |
Twitter mit. | |
"Schlaflose Nächte, Hu Jia ist seit halb drei zu Hause, sicher und | |
glücklich", schreibt Zeng Jinyan. Ihr Mann müsse sich nun für einige Zeit | |
ausruhen. Hu war 2008 wegen "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" | |
verurteilt worden. Menschenrechtler sahen die Verurteilung als Teil einer | |
"Säuberungsaktion" vor den Olympischen Spielen. | |
Der Aktivist hatte in einem Weblog Informationen über das Schicksal von | |
Bürgerrechtlern gesammelt und die Korruption und das Versagen der | |
kommunistischen Parteikader kritisiert. Außerdem setzte er sich für | |
HIV-Infizierte ein. Im Dezember 2008 ehrte ihn das Europa-Parlament in | |
Straßburg in Abwesenheit mit dem Sacharow-Preis für die Freiheit des | |
Geistes. | |
Die Familie des Bürgerrechtsaktivisten bemühte sich vergeblich um eine | |
vorzeitige Haftentlassung wegen gesundheitlicher Probleme. Hu leidet unter | |
anderem an chronischer Hepatitis B und Leberzirrhose. | |
Am vergangenen Mittwoch war der 54-jährige Ai Weiwei, einer der | |
international bekanntesten Gegenwartskünstler Chinas, nach 80 Tagen Haft | |
unter strengen Auflagen freigelassen worden. Er darf Peking nicht verlassen | |
und keine Auskunft über seinen Fall geben. Vier mit ihm im April | |
festgenommene Mitarbeiter kamen ebenfalls frei. | |
## Wen Jiabao in Europa | |
Nach Ansicht von Menschenrechtsgruppen könnte die Freilassung der | |
Regimekritiker mit dem Europabesuch des chinesischen Ministerpräsidenten | |
Wen Jiabao zusammenhängen. China bestreitet dies aber. Wen, der sich | |
derzeit in Großbritannien aufhält, kommt an diesem Montag und Dienstag zu | |
den ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen nach Berlin. | |
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kündigte an, dabei auch den Fall Ai | |
Weiwei zur Sprache zu bringen. "Trotz der Erleichterung, dass Ai Weiwei | |
wieder bei seiner Familie ist: Tatsache bleibt, dass seine Freiheit weiter | |
beklemmenden Einschränkungen unterliegt", sagte Westerwelle der "Welt am | |
Sonntag". Er hoffe, dass der regierungskritische Künstler schon bald seine | |
Professur an der Universität der Künste in Berlin antreten könne. | |
"Die Qualität und Tiefe unserer Beziehungen erlaubt es, auch schwierigere | |
Themen offen anzusprechen", sagte Westerwelle. Deshalb werde man den | |
chinesischen Gästen verdeutlichen, "wie wichtig für uns die | |
Meinungsfreiheit, die Freiheit der Medien und die Achtung der | |
Menschenrechte sind". | |
26 Jun 2011 | |
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