# taz.de -- Tepcos wütende Aktionäre: "Von Menschen gemachtes Desaster" | |
> Bei der ersten Jahreshauptversammlung nach der Atomkatastrophe im | |
> japanischen Fukushima wurde Kritik am Krisenmanagement laut. 400 | |
> Aktionäre forderten den Ausstieg auf der Atomkraft. | |
Bild: Vor Tepcos Tür: zahlreiche Anti-Atom-Aktionen. | |
TOKIO afp/dpa | Wütende Aktionäre haben dem Betreiber der Atomruine im | |
japanischen Fukushima am Dienstag mit scharfer Kritik eingeheizt. In | |
Anwesenheit einer Rekordzahl von mehr als 9000 Anteilseignern musste sich | |
das Management des Energiekonzerns Tepco am Dienstag auf der | |
Hauptversammlung bittere Vorwürfe gefallen lassen, für die Katastrophe | |
letztlich verantwortlich zu sein. | |
Der Tsunami, der die Kühlsysteme der Atomanlage in Fukushima am 11. März | |
zerstörte, hätte einkalkuliert werden müssen, meinte ein wütender Aktionär. | |
Die Krise sei ein "von Menschenhand gemachtes Desaster", wurde der Mann von | |
der Agentur Kyodo zitiert. | |
Mehr als 9100 Anteilseigner nahmen am Dienstag in Tokio an der ersten | |
Jahreshauptversammlung nach der Atomkatastrophe teil – so viele wie noch | |
nie. In gereizter Atmosphäre versuchte einer der Aktionäre zum Auftakt, dem | |
Konzernchef Tsunehisa Katsumata als Moderator der Hauptversammlung das | |
Vertrauen zu entziehen, scheiterte aber mit dem Antrag. Mehr als 400 | |
Aktionäre konnten sich zudem nicht mit einem Antrag durchsetzen, dass der | |
Konzern aus der Atomkraft aussteigt. | |
## Gewaltige Entschädigungszahlungen | |
"Es tut uns aufs Tiefste leid, dass wir ihnen Ärger und Sorgen bereitet | |
haben", sagte Tsunehisa Katsumata. Auf Tepco kommen gewaltige | |
Entschädigungszahlungen zu. Wegen der entwichenen Radioaktivität mussten | |
Tausende von Menschen ihre Häuser und Arbeitsplätze aufgeben. Bauern und | |
Fischer können ihre verseuchten Produkte nicht mehr absetzen. Auch andere | |
Firmen leiden unter der Furcht im In- und Ausland, ihre Produkte könnten | |
verstrahlt sein. | |
Katsumata versprach, die andauernde Katastrophe in den Griff zu bekommen | |
und den Konzern drastisch zu reformieren. Die Aktionäre sind zudem | |
stinksauer, weil der Wert der Aktie in Folge der Krise nur noch ein Siebtel | |
dessen beträgt, was das Papier vor der Katastrophe kostete. Ende Mai hatte | |
Tepco einen Nettoverlust in Höhe von 1,3 Billionen Yen (11 Milliarden Euro) | |
für das am 31. März beendete Geschäftsjahr ausgewiesen. Das ist der höchste | |
je von einem japanischen Konzern außerhalb des Finanzsektors erlittene | |
Fehlbetrag. | |
## Größte Atomkatastrophe seit Tschernobyl | |
Am 11. März hatten ein Beben der Stärke 9,0 und eine Tsunamiwelle im | |
Nordosten Japans verheerende Schäden angerichtet. Mehr als 23.000 Menschen | |
starben oder gelten als vermisst. Beben und Tsunami lösten am Atomkraftwerk | |
Fukushima zudem die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunfall von | |
Tschernobyl vor 25 Jahren aus. | |
Seit der Katastrophe war der Kurs der Tepco-Aktie um rund 85 Prozent | |
abgestürzt. Die japanische Regierung will der Betreiberfirma daher mit | |
einem milliardenschweren Rettungsplan unter die Arme greifen. Ein Fonds, in | |
den neben dem Staat auch andere Energiekonzerne einzahlen sollen, soll | |
Tepco helfen, die mehr als 85.000 Opfer des Atomunfalls entschädigen zu | |
können. | |
28 Jun 2011 | |
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