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# taz.de -- Vorwahl der Grünen in Frankreich: "Spätblühende" mit Volldampf
> Eva Joly hat die Vorentscheidung der französischen Grünen für die
> Präsidentschaftskandidatur gewonnen. Sie kam aus dem Nichts und verpasste
> die direkte Nominierung nur knapp.
Bild: Selbst die Grünen waren vom Ergebnis überrascht: Eva Joly.
PARIS taz | Eva Joly hat die erste Runde der "Primärwahlen" bei den
französischen Grünen gewonnen und haarscharf (um ein Viertelprozent) die
Nominierung als Präsidentschaftskandidatin auf Anhieb verpasst.
Ihr Erfolg ist eine Überraschung: Umfragen hatten ihren Konkurrenten, den
Fernsehproduzenten Nicolas Hulot, so deutlich zum Favoriten erklärt, dass
am Mittwoch selbst bei der grünen Umweltpartei Europe Ecologie Les Verts
(EELV) die meisten das Ergebnis erstaunte. Hulot erhielt 40 Prozent, Joly
49,75, der Rest entfiel auf zwei weitere Kandidaten. Joly möchte nicht,
dass man ihren Sieg als Votum gegen Hulot auslegt. Sie ist noch zu neu in
dieser politischen Familie der Grünen, um sich über den Denkzettel für
ihren Konkurrenten zu freuen.
Sie selbst fühlt sich hingegen völlig angenommen. Auch wenn sie heute noch
Französisch mit einem nordischen Akzent spricht und vor jedem Interview
ihre Story erzählen muss: 1943 in Oslo geboren, kam sie nach der Teilnahme
an den norwegischen Miss-Wahlen (als Dritte!) als 18-jähriges
Au-pair-Mädchen zu den Jolys, heiratete dann den Sohn der Familie, und dass
sie in ihrer Karriere als Untersuchungsrichterin die Schattenseite der
Politik kennenlernte.
Es war Dany Cohn-Bendit, der diese Magistratin, die sich im Kampf gegen
Korruption und illegale Parteispenden einen Namen gemacht hatte, bei den
Europawahlen von 2009 als Spitzenkandidatin durchgesetzt hatte. Sie selbst
sagte von dieser im Rentenalter begonnenen politischen Laufbahn lächelnd,
sie sei halt eine "Spätblühende". Zu Beginn wurde sie in den
Wahlveranstaltungen der Grünen noch höflich wie ein "guest star" empfangen.
Seither aber hat sie sich bei ihnen mit Volldampf engagiert. Ihre direkten
Kontakte zu vielen Mitgliedern und Sympathisanten kamen ihr nun zugute. Ihr
sehr von ethischen Überlegungen geprägtes Umweltbewusstsein hat am Ende die
32.000 registrierten WählerInnen mehr überzeugt als die von Umfragen
bescheinigte Popularität des Nicolas Hulot. Ihre Erfahrung im Kampf gegen
die Korruption, mit der sie an politisch aktive Kollegen wie den Italiener
Antonio Di Pietro oder den Spanier Baltasar Garzón erinnert, ist für die
Umweltpartei ein Plus.
30 Jun 2011
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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