# taz.de -- Kommentar EU-Haushalt: Europa kurz und klein halten | |
> Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen weder, dass die EU mehr | |
> Geld für ihre neuen Aufgaben erhält, noch sich finanziell emanzipiert. | |
> Das ist zu egoistisch gedacht. | |
Bild: Auch im EU-Parlament sehr begehrt: Euro. | |
Für Griechenland machen die EU-Staaten über Nacht Milliardenbeträge locker; | |
geht es um die Ausgaben der Gemeinschaft in den nächsten Jahren, werden | |
dieselben Länder knausrig. Brüssel müsse strikte Ausgabendisziplin üben, | |
kritisierte Bundesaußenminister Westerwelle den Budgetentwurf für die Jahre | |
2014 bis 2020, den Kommissionschef Barroso vorgelegt hat. | |
Westerwelle liegt falsch - denn der Entwurf ist schon auf Kante genäht. Und | |
statt den Mitgliedsländern wie bisher auf der Tasche zu liegen, will der | |
Portugiese neue Eigenmittel erschließen. Eine Finanzsteuer soll bis zu 50 | |
Milliarden Euro bringen - um dieselbe Summe würden die Nationalstaaten | |
entlastet. | |
Doch Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die "großen drei", wollen | |
weder, dass die EU mehr Geld für ihre neuen Aufgaben etwa in der Energie- | |
und Außenpolitik erhält, noch möchten sie es zulassen, dass sich Brüssel | |
finanziell emanzipiert. Die Schuldenkrise ist nur ein Vorwand, um Europa | |
kurz (und klein) zu halten. | |
Barroso muss sich daher auf eine lange, letztlich wohl hoffnungslose | |
Schlacht um das neue Budget einstellen. Auf seiner Seite hat er eigentlich | |
nur das EU-Parlament, das traditionell noch ausgabenfreudiger ist als die | |
Kommission. Gegen sich hat er nicht nur die "großen drei", sondern auch | |
einen wachsenden Teil der europäischen Öffentlichkeit, die EU nur noch mit | |
Bürokratie und Geldverschwendung verbindet. | |
Dabei haben die milliardenschweren Rettungsschirme mit der EU wenig zu tun. | |
Sie werden nicht aus Gemeinschaftsmitteln, sondern aus eigens geschaffenen | |
Fonds finanziert. Doch wer will das schon wissen: Viel einfacher ist es | |
doch, die grassierende Europa- und Euroskepsis zu bedienen - nicht wahr, | |
Herr Westerwelle? | |
30 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Gert Stuby | |
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