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# taz.de -- Nigeria nach dem WM-Aus: Endlich wieder ManU
> Die Trauer über das Ausscheiden der Super Falcons hält sich in der Heimat
> doch sehr in Grenzen: Die Premier League ist vielen wichtiger als die
> Fußball-WM.
Bild: Bekommen wenig Trost aus der Heimat: Nigerias Nationalteam am Donnerstag
ABUJA taz | Die Trauer hält sich im eigentlich so fußballverrückten Nigeria
in Grenzen. Das deutsche Team hat die Super Falcons zwar abstürzen lassen
und ihnen das vorzeitige Aus bei der Weltmeisterschaft beschert. Doch die
große nationale Wut macht sich – ganz anders, als wenn die Männermannschaft
verliert – nicht breit.
Auch bei Taxifahrer Peter Abiola nicht. Im Innenspiegel seines grün
angemalten Autos baumelt der Wimpel von Manchester United. „Wir haben
gewonnen“, sagt er, zeigt auf das kleine Stückchen Stoff und denkt an den
Titelgewinn von ManU in der englischen Liga im Mai zurück. Das Ausscheiden
seiner Nationalmannschaft lässt ihn eine halbe Stunde nach dem Spiel
dagegen kalt. „Ach ja?“, fragt er. Frauenfußball, das sei nicht sein Ding.
„Das schaue ich mir nicht an. Frauen spielen einfach nicht so gut“, findet
der schmächtige Mann.
Fans der Mannschaft sind trotz der Niederlage einigermaßen zufrieden. Denn
anders als beim letzten Freundschaftsspiel im November, das Deutschland 8:0
gewann, haben die Nigerianerinnen dieses Mal gekämpft und den Favoriten nur
einen Treffer machen lassen. „Unsere Probleme sind die schlechten
Trainingsbedingungen und der Mangel an Geld“, sucht Yomi Kuku, der in Lagos
die Nichtregierungsorganisation Search and Groom leitet – sie setzt sich
für Frauenförderung ein und hat seit knapp einem Jahr eine eigene
Mädchenmannschaft -, nach den Ursachen. Finanzielle Unterstützung für junge
Fußballerinnen gibt es so gut wie nie. Mitunter können sie sich nicht
einmal regelmäßige Fahrten zum Training leisten, und sie haben schon viel
erreicht, wenn sie in einem Übungscamp aufgenommen werden, wo Kost und
Logis gratis sind.
Diana Asak, die bis zu einem schweren Verkehrsunfall als hoffnungsvolles
Nachwuchstalent galt und nun als Trainerin arbeitet, bewertet es ähnlich.
Die junge Frau sieht aber noch einen grundlegenden Unterschied zu Europa:
„Hier fehlt die Akzeptanz des Frauenfußballs.“ Wie stark diese in
Deutschland ist, konnte sie vor ein paar Monaten selbst erleben, als sie
eine Woche lang durch das Gastgeberland reiste und mit Spielerinnen sowie
Fifa-Funktionären sprach. Davon sei Nigeria noch weit entfernt.
Weit entfernt ist Afrikas einwohnerstärkstes Land nach wie vor auch von der
Bereitschaft, lesbische Spielerinnen in der Nationalmannschaft zu
akzeptieren, obwohl die öffentliche Diskussion darüber verstummt ist. Nicht
einmal die Rüge, die die Fifa Mitte der Woche der Trainerin Eucharia Uche
erteilt hatte, schaffte es in die lokalen Medien. Sonst saugen diese alles
begierig auf, was mit dem Weltfußballverband und den Nationalteams zu tun
hat. Doch dass Uche Homosexualität noch vor wenigen Wochen als schmutzige
Praktik bezeichnete, interessiert nicht mehr.
Beifall bekommt sie nach wie vor, auch von Manuel Ikeche. Der junge Mann
kickt selbst mehrmals die Woche in der Hauptstadt Abuja und bezeichnet sich
als großer Fußballfan. Manuel ist sicher: „Wir haben nach wie vor Lesben im
Team.“ Schließlich würden einige Frauen diese Neigung gut vor der Trainerin
verbergen können. „Für mich ist das unmoralisch“, sagt er und schüttelt …
dem Kopf. Deshalb hat das Vorgehen der Nationaltrainerin, homosexuelle
Kickerinnen aus dem Team zu verbannen, seine volle Unterstützung: „Wir
müssen alles tun, damit das endlich gestoppt wird.“ Dann, so vermutet er,
könnte es auch endlich mit dem Siegen klappen: „Die Frauen wären viel
fokussierter.“
1 Jul 2011
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
WM 2011 – Mixed Zone
Fußball
Frauenfußball
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