# taz.de -- Leben am Strom: Die Schönheit des Deichbaus | |
> IBA und Hafencity fragen nach Ideen zur Gestaltung der Stadtküste. Heraus | |
> kommen Skulpturen zum Hochwasserschutz und bewohnbare Werbetafeln. | |
Bild: Starre Mauer wird Erlebnisraum: Buchten und Treppen der künftigen Hochwa… | |
Wie sich aus einer Not eine Tugend machen lässt, führt Stararchitektin Zaha | |
Hadid am Baumwall vor. Auf 650 Metern Länge wird dort nach einer Idee von | |
ihr der Hochwasserschutz verbessert und aus einer Barriere ein Stadtmöbel: | |
Die heutige Promenade, die wie eine Wand zwischen Elbe und Baumwall steht, | |
erhält auf beiden Seiten weitläufige Treppenbuchten, die eine Verbindung | |
zwischen Stadt und Strom herstellen und überdies den Aufenthalt schöner | |
machen. "Wir wollen, dass von unseren Bauwerken aus die Stadtküste erlebbar | |
wird", sagt Hans-Jochen Hinz, der Chef des Landesbetriebs Straßen, Brücken | |
und Gewässer (LSBG). | |
Hadids Idee ist vor fünf Jahren im Rahmen einer vom Senat ausgerufenen | |
Architektur-Olympiade entstanden. Sie kann als Musterbeispiel dafür gelten, | |
wie der Hochwasserschutz zum Instrument der Stadtgestaltung werden kann. | |
Die Ergebnisse eines Workshops ausschließlich zum Thema "Stadtentwicklung | |
und Hochwasserschutz" haben vor kurzem die Internationale Bauausstellung | |
(IBA) und die Hafencity vorgestellt. Denn sowohl die IBA, die ja im tief | |
liegenden Wilhelmsburg spielt, als auch die vor den Flutschutzwänden | |
liegende Hafencity müssen sich mit dem Thema Hochwasserschutz | |
auseinandersetzen. | |
Die Hafencity wird zwar zum größten Teil auf Warften errichtet, am | |
Oberhafen jedoch möchten ihre Entwickler von dem Prinzip abweichen, um eine | |
behutsame Entwicklung zu ermöglichen. Die alten Lagerhallen dort sollen | |
erhalten bleiben als Räume, in denen sich Kreative niederlassen können. | |
Ohne Warft oder Deich mussten neue Wege gefunden werden, um Menschen und | |
Güter zu schützen. | |
Die Berliner Büros SMAQ und Anna Viader schlagen Fluchtwege und -räume über | |
dem Niveau der bestehenden Hallen vor. Der Bahndamm soll zu einem | |
parkartigen Deich mit Fluchtweg erweitert werden. Über den Hallen würde ein | |
Cluster dreiseitiger Werbetafeln an hohen Pfählen errichtet, wie man sie | |
von Ikea kennt. Diese Konstruktionen könnten hochwassersichere Ateliers, | |
Studios und Lagerräume aufnehmen. | |
Ein ähnliches Konzept entwarfen die beiden Büros für den bestehenden Teil | |
der Hafencity. Weil Warften mit Gebäuden darauf bei steigendem | |
Meeresspiegel schlecht erhöht werden können, empfehlen sie "fliegende | |
Warften": Auf die bestehenden Gebäude könnte eine weitere Ebene mit einem | |
Netz von Fluchtwegen gelegt werden. Hier könnte gewohnt, eingekauft, | |
gespielt oder Energie erzeugt werden. Allerdings müssten nach heutigem | |
Recht Feuerwehrautos und Rettungswagen über die Gebäude fahren können - | |
kein triviales Problem, wie Jürgen Bruns-Berentelg der Chef der | |
Hafencity-Gesellschaft zu bedenken gibt. | |
Doch IBA und Hafencity wollten ohnehin keine fertigen Konzepte, sondern | |
"Denkanstöße". Einen solchen lieferten auch "Observatorium" und "De | |
urbanisten" aus Rotterdam: Sie ringeln einen Deich zur Schnecke und machen | |
daraus in verschiedenen Dimensionen Erlebnisräume - vordeichs an der | |
Süderelbe ein weitläufiges Naturtheater, in dem Ebbe und Flut zu erleben | |
sind; im Spreehafen eine Bühne mal mit, mal ohne Wasser; am Krahnhöft auf | |
dem Kleinen Grasbrook ein über dem Wasser schwebendes Haus. | |
"Wir sehen die Schönheit des Deichbaus", sagt Ruud Reutelingsperger von | |
"Observatorium". Bei seiner Idee gehe es darum, den Schutz zu erleben, den | |
ein Deich bietet. "Wenn man den Deich genießen kann, erklärt er sich | |
leichter", ergänzt sein Kollege Florian Boer. "Wenn es gelingt, durch ein | |
künstlerisches Objekt das Bewusstsein für ein solches Bauwerk zu heben, ist | |
das gut", findet LSBG-Chef Hinz. | |
1 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
Elbe | |
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