Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Strauss-Kahns Comeback: Totgesagte leben länger
> In Frankreich gibt es die Faustregel: Totgesagte leben länger. Nur wer
> definitiv unter die Erde gebracht wurde, ist erledigt. Egal, wie lädiert
> Strauss-Kahns Bild ist.
Bild: Vorwurf: Dominique Strauss-Kahn soll vor acht Jahren versucht haben, Tris…
Die Frage nach Dominique Strauss-Kahns Rückkehr auf die politische Bühne in
Frankreich löst peinlich berührte Reaktionen aus. Die Hauptrolle, die er
für die Sozialisten spielen sollte, ist inzwischen so gut wie vergeben. Man
hat den Posten nicht warm gehalten in Erwartung seiner baldigen Heimkehr.
Die Überraschung über die Aussicht auf sein mögliches Comeback ist beinahe
so groß wie die Perplexität seiner Landsleute am Tag seiner Festnahme wegen
des angeblichen Sexualverbrechens. Darum droht es ihm zu ergehen wie einem
wieder aufgetauchten Totgeglaubten, den man geistig beerdigt oder
wenigstens aus dem Alltagsbewusstsein von der Liste der Anwesenden
gestrichen hatte.
Dass seine eventuellen Ansprüche, dort weiterzumachen, wo der Film seiner
Karriere abgerissen war, ausgerechnet seinen eigenen Parteifreunden so
ungelegen kommen, dürfte ihm die Entscheidung nicht erleichtern. Unbequem
bleibt er nämlich für seine Genossen auch, falls nun das Verfahren wegen
mangelnder Glaubwürdigkeit der Klägerin ohne Prozess eingestellt werden
sollte. Er wäre dann nur mit Verdacht in die Freiheit entlassen.
Und etwas von dieser Geschichte bleibt bestimmt an ihm hängen. Ob zu Recht
oder zu Unrecht - das würden wir zudem nie erfahren. Zumindest nicht von
einem unabhängigen Richter. Und was in den letzten Wochen über das
Verhältnis des Möchtegern-Casanovas zu den Frauen enthüllt wurde, hat das
Idealbild eines zukünftigen Präsidenten doch lädiert. Das wird DSK nicht
daran hindern, wieder ins Rampenlicht der französischen oder
internationalen Politik zu treten. In Frankreich gibt es die Faustregel:
Totgesagte leben länger. Nur wer definitiv unter die Erde gebracht wurde,
ist erledigt.
Am Ende bleibt womöglich nur ein Bedauern: darüber, dass mit einem
eingestellten Strafverfahren in den USA auch eine gerade erst entbrannte
Debatte über Macht, Sex und Gewalt in Frankreich zu Ende gehen könnte.
3 Jul 2011
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fall Dominique Strauss-Kahn: Die mutige Tristane Banon
Die angebliche Tat liegt viele Jahre zurück. Lange zögerte die französische
Journalistin Tristane Banon mit einer Anzeige gegen Strauss-Kahn - nun
nicht mehr.
Ethnische Spannungen: Strauss-Kahn-Affäre entzweit Guineer
Die US-Zweifel am mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer Nafissatou Diallo
eröffnen Streit in ihrer Heimat Guinea: Ihre Peul-Ethnie ist in der
Opposition.
Vorwurf der versuchten Vergewaltigung: Zweite Anzeige gegen Strauss-Kahn
Eine französische Journalistin will den ehemaligen IWF-Chef Strauss-Kahn
wegen versuchter Vergewaltigung anzeigen. Erst am Freitag war er in New
York aus dem Hausarrest entlassen worden.
Debatte in Frankreich um Strauss-Kahn: "Ein guter Kandidat"
Kehrt Dominique Strauss-Kahn in die französische Politik zurück? Die
Sozialisten wollen für ihn sogar die Anmeldefrist für eine Kandidatur
verlängern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.