# taz.de -- Kommentar Linkspartei: Die Linken haben ein Problem | |
> Das Existenzrecht Israels ist unumstritten. Ein Existenzrecht der | |
> Linkspartei gibt es dagegen nicht. Dort kann aus Lächerlichkeit schnell | |
> Politikunfähigkeit werden. | |
Wenn eine deutsche Partei 63 Jahre nach der Gründung des Staates Israel es | |
für notwendig erachtet, das Existenzrecht des jüdischen Staates in ihrem | |
Grundsatzprogramm zu verankern, dann hat sie offenbar ein Problem. Denn das | |
Selbstverständliche betonen zu müssen spricht nicht dafür, dass man eine | |
Tatsache auch als selbstverständlich ansieht. Israel existiert - so wie | |
Italien, Luxemburg oder die Mongolei. Nur dass es niemand für notwendig | |
halten würde, dies zu postulieren. | |
Der Weltenlauf wird sich mit dem Vorstandsbeschluss der Linkspartei nicht | |
weiter ändern. Reaktionen sind weder von der Knesset noch von der PLO zu | |
erwarten. Es wird keine Presseerklärung Bibi Netanjahus geben, und keine | |
E-Mail von Mahmud Abbas. Doch so lächerlich der Beschluss in seiner | |
Außenwirkung auch sein mag, für die Linke ist er nicht ohne traurige | |
Bedeutung. Denn die Partei steht in ihrem verquasten Umgang mit Israel in | |
einer unseligen Tradition der deutschen Linken. | |
Israel galt den Stalinisten schon bald nach seiner Gründung als | |
imperialistischer Stachel im Fleisch vermeintlich fortschrittlich denkender | |
arabischer Nationen. Entsprechend avancierte plumper Antizionismus zur | |
Staatsdoktrin in der DDR. Juden, die sich daran nicht halten mochten, taten | |
besser daran, Aufenthalt in Westdeutschland zu nehmen. Dort wiederum | |
erwuchs bei einigen Linken aus der Solidarität mit den Palästinensern eine | |
Ablehnung des jüdischen Staates bis zum Israel-Hass. Mit Antisemitismus | |
habe das alles nichts zu tun, beteuern die verbliebenen Protagonisten bis | |
heute. Im Gegenteil seien sie die wahren Freunde der Juden. Nur sehen das | |
viele Juden unglücklicherweise ganz anders. Die Linkspartei hat diese | |
abgestandene und unangenehm riechende ideologische Soße geerbt. Die | |
quälenden Debatten der letzten Wochen in ihren Reihen sind ein Zeichen | |
dafür, dass der interne Konflikt noch nicht überwunden ist. | |
Der Beschluss des Vorstands ist ein Versuch, weitere Debatten in diese | |
Richtung zu beenden. Ob er fruchtet, wird die Zukunft zeigen. Wenn nicht, | |
kann aus Lächerlichkeit schnell Politikunfähigkeit werden. Denn die | |
prinzipielle Solidarität mit Israel ist - bei aller Kritik am Verhalten der | |
israelischen Regierung - in Deutschland nicht ohne Grund Staatsdoktrin. Ja, | |
das Existenzrecht Israels ist unumstritten. Ein Existenzrecht der | |
Linkspartei gibt es dagegen nicht. | |
3 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Grundsatzprogramm der Linkspartei: Schlagende Flügel | |
Mit ihrem ersten Grundsatzprogramm will die Linke aus der Krise kommen. | |
Doch die inhaltlichen Gräben sind tief. | |
Grundsatzprogramm der Linkspartei: Friedlich und grün | |
Für sozialökologischen Umbau hat die Linkspartei in Zukunft viel Platz: Bis | |
Oktober kann die Parteibasis noch am Programm mitdiskutieren. Die | |
wichtigsten Punkte. | |
Bekenntnis zur Zweistaatenlösung: Linkspartei erkennt Israel an | |
Der Bundesvorstand einigt sich auf einen Programmentwurf und bekennt sich | |
darin zum Existenzrecht Israels - als Reaktion auf Antisemitismus-Vorwürfe. |