# taz.de -- Debatte um Facebook-Partys: Partyverbot "nicht gerechtfertigt" | |
> Bundespolitiker äußern sich skeptisch zur Forderung für ein Verbot von | |
> "Facebook-Partys". Fußballspiele oder Demos würden auch nicht wegen | |
> regelmäßiger Krawalle verboten. | |
Bild: Großeinsatz der Polizei: Eine Straßenparty in Wuppertal vor zwei Wochen. | |
BERLIN/KÖLN dpa | Die Forderung einiger Landesinnenminister nach einem | |
Verbot sogenannter Facebook-Partys stößt in den Bundestagsfraktionen von | |
Union und SPD auf Skepsis. "Allein die Tatsache, dass es am Rande solcher | |
Partys zu Ausschreitungen kommen kann, rechtfertigt ein grundsätzliches | |
Verbot nicht", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, | |
Wolfgang Bosbach (CDU), dem Kölner Stadt-Anzeiger. | |
Bosbach wandte sich damit gegen Niedersachsens CDU-Innenminister Uwe | |
Schünemann. Dieser hatte in der "Welt am Sonntag" ein Verbot "im Vorweg" | |
gefordert, "wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet wird". | |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte gewarnt, dass aus einer | |
harmlosen Geburtstagseinladung schnell ein "massives Sicherheitsproblem" | |
mit unabsehbaren Folgen werden könne, weil das Ziel der "Partygäste" oft | |
nur Randale und Zerstörung sei. | |
Eine absehbare Gefahrenlage könne zwar Verbote "im Einzelfall" | |
rechtfertigen, sagte Bosbach. In der Regel sei es aber für die Behörden | |
nicht erkennbar, ob über die Internetseite des sozialen Netzwerks Facebook | |
organisierte Partys die öffentliche Sicherheit gefährden könnten. "Auch am | |
Rande vor Fußballspielen und Demonstrationen kommt es immer wieder zu | |
Krawallen, ohne dass wir deshalb Fußballspiele oder Demonstration | |
verböten." | |
Es sei eine "grundsätzliche rechtsstaatliche Weichenstellung", ob man | |
Veranstalter von Facebook-Partys von vornherein als "Störer" qualifiziere | |
und damit die Veranstaltungen generell verbieten könne. Bosbach: "Ich | |
meine, wir dürfen das nicht tun." | |
## "Viel zu undifferenziert" | |
Ähnlich äußerte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter | |
Wiefelspütz: "Ein generelles Verbot ist viel zu undifferenziert." Nur in | |
begründeten Einzelfällen, wenn Krawalle absehbar seien, dürften Verbote | |
ausgesprochen werden. Vielmehr gelte es, die meist jungen Menschen über die | |
Gefahren und möglichen Folgekosten unkontrollierbarer Party-Veranstaltungen | |
aufzuklären. | |
In der Welt am Sonntag hatte auch Nordrhein-Westfalens SPD- Innenminister | |
Ralf Jäger gesagt: "Gibt es im Vorfeld einer angekündigten Facebook-Party | |
konkrete Hinweise auf eine Gefahr für Teilnehmer oder unbeteiligte Dritte, | |
ist es die Aufgabe einer kommunalen Ordnungsbehörde, die Veranstaltung zu | |
untersagen." Malte Spitz vom Bundesvorstand der Grünen warf den | |
Innenministern vor, eine "Scheindebatte" anzuheizen. | |
Anfang Juni hatte eine Jugendliche in Hamburg versehentlich ihre Party zum | |
16. Geburtstag über das Onlinenetzwerk Facebook öffentlich angekündigt. | |
Daraufhin kamen 1600 ungebetene Gäste. 100 Polizisten waren im Einsatz. Elf | |
Feiernde wurden wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstands | |
gegen die Polizei vorübergehend festgenommen. Am Pfingstwochenende löste | |
die Polizei in mehreren Städten Facebook-Partys auf. | |
Schünemann sagte der Welt am Sonntag, die Länder müssten die geltenden | |
Gesetze konsequent anwenden und ihre Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen und | |
Eltern verbessern. Nötig sei ein "Internet- Führerschein" in den Schulen, | |
um über die Gefahren von Facebook aufzuklären. "Die Jugendlichen wissen | |
doch oft gar nicht, was sie anrichten." | |
4 Jul 2011 | |
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