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# taz.de -- Verteidigerin Babett Peter zur Frauen-WM: „Wir leben in dieser We…
> Babett Peter ist die Überraschung bei den Deutschen. Ein Gespräch über
> ihre neue Rolle innerhalb der Mannschaft, das Team, den Hype und die
> Viertelfinalgegnerinnen aus Japan.
Bild: „Ich freue mich, wenn ich mich nach vorne mit einschalten kann“: Babe…
taz: Frau Peter, Sie spielen bislang ein herausragendes Turnier. Die großen
Geschichten der WM werden aber über Celia Okoyino da Mbabi, Inka Grings und
Fatmire Bajramaj geschrieben. Empfinden Sie das als ungerecht?
Babett Peter: Nein, aber danke für das Kompliment. Das ist eben das Leid
einer Abwehrspielerin. Ich finde das nicht so tragisch. Ich kann ganz gut
damit leben.
Sie sind mit Nadine Angerer, Kerstin Garefrekes und Saskia Bartusiak die
Einzige im Team, die nie ausgewechselt wurde. Wie fühlt sich die Rolle als
unverzichtbare Größe an?
Das ist natürlich ein großer Vertrauensbeweis von der Bundestrainerin und
ein schönes Gefühl.
Haben Sie schon eine persönliche Kritik von Silvia Neid zu ihren
Vorstellungen erhalten?
So direkt nicht. Wir werten die Spiele allgemein aus. Eine individuelle
Einzelkritik hat es noch nicht gegeben.
Insbesondere das Flankenschlagen klappt ja bei Ihnen hervorragend. Sie
haben bereits zwei Treffer vorbereitet.
Ich freue mich, wenn ich mich nach vorne mit einschalten kann. Da kann ich
mich richtig auspowern. Und wenn dann so etwas Positives dabei rauskommt,
ist es um so schöner.
Bei der WM 2007 in China saßen sie noch komplett auf der Bank.
Da war ich erst 17 Jahre und es war eine Riesenerfahrung. Ich musste erst
einmal damit umgehen, ein ganzes Turnier auf der Bank zu sitzen. Einfach
war das nicht. Aber dank dieser Erfahrung kann ich Spielerinnen, die nicht
oft zum Einsatz kommen, ein bisschen Hilfestellung geben.
Sie sprechen des Öfteren von ihren unterschiedlichen Gesichtern. Auf dem
Spielfeld eher aggressiv, außerhalb eher zurückhalten.
Auf dem Platz bin ich wirklich ein ganz anderer Mensch. Das hat man gegen
Frankreich gesehen. Da wurde ich auch von der Mannschaft aufgezogen, dass
ich mich mit der einen Spielerin etwas angelegt habe. Der Sport verlangt
das. Es ist nicht so, dass ich mir da blöd vorkomme oder mich in meinem
Privatleben verstelle.
Gegen Frankreich war allgemein auch auffällig, dass das deutsche Team
insgesamt so viel befreiter spielte. Weil sie wussten, dass sie schon fürs
Viertelfinale qualifiziert waren?
Ich weiß nicht, was den Ausschlag gab. Ob es der geringere Druck war.
Andererseits: Wir wollten unbedingt Gruppenerster werden. Insofern war ja
auch ein gewisser Druck da. Ich kann es gar nicht so genau erklären.
Nach den ersten beiden Spielen ist in den Medien doch auch viel Kritik laut
geworden. Zuvor war man eher eine wohlwollende Berichterstattung im
Frauenfußball gewöhnt. Hat Sie die massive Kritik überrascht?
Das war schon eine neue Situation für uns. Gut, es wurde gesagt: Wir
spielen schlecht. Und es wurde immer auf Birgit Prinz rumgehackt. Im
Männerfußball hätte es gleich geheißen: die Lucky Loser. Von daher können
wir noch zufrieden sein. Mit Kritik müssen wir auch zurechtkommen.
Lesen Sie das alles oder halten Sie das fern von sich?
Das kommt auf meine Stimmung an, das ist von meiner Tagesform abhängig. Ich
bin ein kleiner Morgenmuffel. Wenn ich die Zeitung aufschlage und sehe was
Negatives, dann lege ich sie meistens wieder weg.
Sie haben Birgit Prinz angesprochen. Haben Sie ihren Auftritt bei der
Pressekonferenz gesehen?
Ja. Das haben, glaube ich, einige von uns gesehen.
Warum?
Einfach weil wir alle stark mit ihr mitfühlen konnten. Wir haben ihr die
Daumen gedrückt, dass sie das gut über die Bühne bringt. Und sie hat das
souverän, wirklich super gemacht. Nicht nur deswegen schätzen wir Birgit.
Sie ist professionell, intelligent und hat Persönlichkeit. Wir haben uns
alle sehr gefreut.
Wird die Rolle der Spielführerin in der öffentlichen Debatte vielleicht
auch etwas überschätzt?
Ich sehe das schon so, dass die Spielführerin so eine Art Leitwolf ist.
Wenn Birgit nicht spielt, ist sie das aber immer noch. Das merkt man auch
in ganz vielen Dingen abseits des Platzes.
Die Begeisterung um das deutsche Team ist immens. Können Sie schon
einordnen, was da derzeit passiert?
Richtig realisieren wird man das erst hinterher. Jetzt leben wir in dieser
Welle mittendrin. Eigentlich fokussiert man sich ja auf das Sportliche,
nicht auf das, was drumherum passiert. Das kann man gar nicht so richtig
mitnehmen. Es ist aber schon Wahnsinn. Wir steigen in Wolfsburg aus, und
Hunderte warten da auf uns und jubeln uns zu.
Fühlen Sie sich derzeit berühmt?
Irgendwie schon ein bisschen. Wenn man hier shoppen geht und ständig
angesprochen wird, das ist schon eine neue Situation.
Ist das angenehm? Unangenehm?
Mittel. Wenn man seine Stunden für sich braucht und dann nicht die
gewünschte Ruhe findet, kann das schon auch ein bisschen anstrengend sein.
Aber das gehört einfach dazu. Wir wollten das so. Dann können wir uns jetzt
auch nicht beschweren.
Der japanische Trainer hat auf die körperliche Unterlegenheit seines Teams
hingewiesen. Wird die Verteidigungsarbeit am Samstag im Viertelfinale
einfacher?
Yuki Nagasato kenne ich ja aus dem Verein, weil wir beide bei Turbine
spielen. Und ich würde nicht sagen, dass sie mir gegenüber körperliche
Nachteile hätte. Die kann ewig laufen. Die werden schon auch robust in die
Zweikämpfe gehen. Das ist wohl ein bisschen Taktik vom japanischen Trainer,
der sein Team als Außenseiter darstellen möchte.
Wenn es ganz dumm läuft, könnte das Turnier für das deutsche Team am
Samstag schon beendet sein. Lassen Sie diesen Gedanken zu?
Dieser Gedanke ist mir letztens durch den Kopf gegangen. Man sagt immer,
jetzt sind es noch acht Tage. Aber das ist ja nur der Optimalfall. Ich
lasse es nicht ganz so an mich ran, weil ich absolut am Samstag gegen Japan
gewinnen möchte. Von daher ist das ganz weit weg. Ich hoffe nicht, dass ich
dann in die Realität gerissen werde. Das wäre schon hart.
9 Jul 2011
## AUTOREN
Johannes Kopp
Johannes Kopp
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WM 2011 – Mixed Zone
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