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# taz.de -- Nach Geiselnahme in Afghanistan: Sieben Minenräumer enthauptet
> 28 Minenräumer waren am Mittwoch entführt worden. Sieben von ihnen fand
> man nun tot. Die Taliban streiten jegliche Beteiligung ab. Derweil
> besucht der neue Pentagonchef Leo Panetta das Land.
Bild: Ein US-Soldat des Infantriebattalions Charlie Company 2-35 auf einem Komm…
HERAT/WASHINGTON afp/dpa | In Afghanistan sind sieben entführte Minenräumer
von ihren Geiselnehmern enthauptet worden. Die Leichen der sieben
Todesopfer wurden nach Polizeiangaben am Sonntag in der westlichen Provinz
Farah geborgen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta stattete US-Einheiten
in der unruhigen Provinz Helmand im Südwesten des Landes einen Besuch ab.
Insgesamt 28 afghanische Minenräumer waren am Mittwoch im westlichen Bezirk
Bala Buluk, einer Hochburg der islamistischen Taliban, entführt worden. Das
Schicksal der übrigen 21 Geiseln war nach Polizeiangaben unklar. Sie hatten
demnach für die afghanische Hilfsorganisation Demining Agency for
Afghanistan (Dafa) gearbeitet, die verminte Gebiete von den gefährlichen
Sprengsätzen befreit.
Zu der Entführung bekannte sich zunächst niemand. Ein Sprecher der Taliban,
Jusuf Ahmadi, sagte, die Taliban hätten die Minenräumer nicht getötet und
hätten auch mit der Entführung nichts zu tun.
In Afghanistan sind Entführungen an der Tagesordnung. Dahinter stecken
sowohl Aufständische wie die Taliban als auch Kriminelle, denen es um
Lösegeldzahlungen geht. Im vergangenen Dezember waren in der
ostafghanischen Provinz Chost 18 Mitarbeiter einer anderen
Minenräum-Organisation verschleppt worden. Sie wurden nach nur einem Tag
unverletzt von Soldaten befreit.
## Drei tote Nato-Soldaten
Bei Bombenanschlägen und Rebellenangriffen im Osten und im Süden
Afghanistans kamen am Sonntag drei NATO-Soldaten ums Leben, wie die
Militärallianz und die afghanische Polizei mitteilten. In der südlichen
Stadt Kandahar tötete ein Sprengsatz nach Polizeiangaben drei afghanische
Polizisten. Die Zahl der seit Jahresbeginn getöteten ausländischen Soldaten
in Afghanistan stieg nach Berechnungen der Nachrichtenagentur afp auf Basis
der Internetseite icasualties.org auf 296. Im vergangenen Jahr starben 711
Soldaten der NATO-Truppe ISAF.
ISAF-Oberbefehlshaber David Petraeus sagte am Samstagabend, die
Rebellenangriffe auf ausländische und afghanische Streitkräfte seien in den
vergangenen zwei Monaten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres
zurückgegangen. Für Juli sei der Trend ähnlich, fügte Petraeus anlässlich
des Besuchs von Pentagonchef Panetta hinzu.
## Panetta: al-Qaida kann besiegt werden
Der neue US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat sich bei seinem
Antrittsbesuch in Afghanistan zuversichtlich gezeigt, dass das Terrornetz
al-Qaida besiegt werden könne. Die Extremisten strategisch zu schlagen, sei
für die USA "in greifbarer Nähe", sagte Panetta nach Pentagon-Angaben. Er
war am Samstag in Kabul eingetroffen.
Die USA hätten 10 bis 20 der Schlüsselfiguren der al-Qaida-Führung in
Pakistan, im Jemen und anderen Regionen identifiziert, sagte Panetta
weiter. Würden sie aufgespürt, wäre das gleichbedeutend mit der Niederlage
der Terrororganisation. Der neue al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri befinde
sich wahrscheinlich in der schwer zugänglichen, von Pakistan verwalteten
Stammesregion an der Grenze zu Afghanistan.
Das Terrornetz sei nicht mehr in der Lage, Anschläge im Stile des 11.
September 2001 auszuführen, so Panetta. "Sie sind auf der Flucht." Nach dem
Tod Osama bin Ladens sei es an der Zeit, "maximalen Druck" auf die
Extremisten auszuüben. Würden die Anstrengungen fortgesetzt, könne al-Qaida
als Bedrohung ausgemerzt werden.
Bei seinem Besuch traf Panetta auch mit den scheidenden Isaf-Kommandeur,
US-General David Petraeus, und Präsident Hamid Karsai zusammen. Nach
Angaben des Präsidentenpalastes ging es dabei auch um Fragen zur
bevorstehenden Kommandoübergabe an die afghanische Armee und Polizei sowie
die Ausbildung der Sicherheitskräfte.
Der frühere Chef des US-Geheimdienstes CIA deutete nach einem Bericht der
New York Times im Gespräch mit Reportern an, dass er den Verbleib von
Bin-Laden-Nachfolger Al-Sawahiri bei Beratungen mit dem pakistanischen
Geheimdienst ISI zur Sprache gebracht habe. Zu der Frage, ob und welche
Behörden in Pakistan etwas von Bin Ladens Aufenthalt im Land gewusst
hätten, sagte der neue Pentagonchef, es gebe "Verdachtsmomente, aber keinen
schlagenden Beweis". Ein US-Kommando hatte Bin Laden Anfang Mai in Pakistan
getötet.
## Schrumpfende Truppen am Hindukusch
Panetta hatte sein Ministeramt am 1. Juli angetreten und danach
angekündigt, al-Qaida müsse "zerschlagen, entwaffnet und letztlich besiegt"
werden. "Wir müssen eng mit unseren afghanischen und internationalen
Partnern zusammenarbeiten, um zu garantieren, dass (das Land) nie wieder
ein sicherer Rückzugsort für al-Qaida wird."
Seine Pläne muss Panetta jedoch mit einer schrumpfenden Truppe am
Hindukusch umsetzen. Bereits im Juli soll nach dem Willen von US-Präsident
Barack Obama mit dem Abzug der ersten Soldaten begonnen werden - bis zum
Jahresende sollen 10 000 Soldaten heimkehren. Spitzengeneräle haben
Bedenken hinsichtlich des Rückzugsplans geäußert. Die Lage in Afghanistan
sei dafür zu instabil.
10 Jul 2011
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