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# taz.de -- Kolumne Der entscheidende Unterschied: Eruptionen in der Chemie-Are…
> Das deutsche Publikum entdeckt sein Herz für das französische Team – und
> wie.
Schluss mit höflich! Die englischen Spielerinnen, die nach einer tapferen
Abwehrschlacht gegen Frankreich zum Elfmeterschießen antraten, wurden
gnadenlos ausgepfiffen. Auch wenn sich Englands Torhüterin vor einem Elfer
der Franzosen im Tor aufbaute, gellten Pfiffe durch das Oval in Leverkusen.
Der Großteil des Publikums hatte sich längst entschieden: Frankreich sollte
gewinnen. Es brodelte in der Chemie-Arena, die nicht unbedingt als
Hexenkessel gilt. Es herrschte, ja, WM-Stimmung am Samstagabend.
Bei Ligaspielen habe er so etwas schon lange nicht mehr erlebt, erzählte
ein Volunteer, der auch bei Spielen von Bayer Leverkusen als Ordner
arbeitet. Dass die Stimmung derart hochkochte, lag nicht nur am Spiel der
Französinnen, das den meisten im Stadion durchaus gefiel.
Es lag an einer Szene ein paar Minuten vor Ende der regulären Spielzeit:
Frankreichs Stürmerin Marie-Laure Delie lag verletzt am Boden. Gerade war
sie von einem scharf geschossenen Befreiungsschlag aus nächster Nähe
getroffen worden. Stürmerkollegin Elodie Thomis hielt den Ball an der
Seitenlinie in Strafraumnähe und spielte ihn ins Aus, als ihr klar wurde,
dass die Schiedsrichterin das Spiel nicht unterbrechen würde. Delie wurde
behandelt, musste das Spielfeld kurz verlassen. Einwurf England. Englisches
Fairplay? Weit gefehlt. Der Ball wurde nicht, wie die meisten Zuschauer
dies erwartet hatten, zu den Französinnen zurückgespielt. Skandal!
Und los ging es: Sauerei, Dreckschweinchen, Schwuchteln! Die Zuschauer
sprangen auf. Sie waren es, die aus einem ansehnlichen Kick ein echtes
Kampfspiel gemacht haben. Jedes Foul der Engländerinnen, jede
Verletzungspause, die sie sich mit zunehmender Spieldauer immer öfter
nahmen, wurde ihnen übel genommen. Schlampen, Ärsche, Wichser(innen?)!
Die höfliche La Ola, die das Publikum durch die WM-Stadien wogen lässt,
hauptsächlich um sich selbst zu feiern, verebbte. Aus höflichem Applaus
wurde Anfeuerung. Aus Sitzschalensitzern wurden Kurvenfans. Und beim
Ausgleich durch Bussaglia kurz vor Schluss der regulären Spielzeit flogen
geballte Fäuste durch die Luft. Kampfschreie statt Siegerlächlen. Eine
Eruption!
Gut so! Es ist WM. Das Leverkusener Publikum hat gezeigt, dass es richtig
brummen kann in den Stadien, auch wenn Deutschland nicht dabei ist. Es
braucht nur ein wenig Hass. Das ist Fußball 2011 von seiner schönsten
Seite.
10 Jul 2011
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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