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# taz.de -- Wie Griechenland zu retten ist: Ein Problem, vier Modelle
> Die Staatschefs der Eurozone können sich nicht einigen, wie Griechenland
> zu retten ist. Diskutiert werden vier Ideen, wie der Privatsektor
> beteiligt werden könnte.
Bild: Mit Euros um sich schmeißen können derzeit die wenigsten.
Die Eurozone ist momentan nicht entscheidungsfähig. Also findet am Freitag
doch kein Sondergipfel der Staatschefs statt, wie ihn Herman van Rompuy
vorgeschlagen hatte. Denn der EU-Ratspräsident stieß auf vehementen
Widerstand aus Deutschland. "Die Voraussetzung dafür ist, dass wir ein
fertiges und neues Programm für Griechenland entscheiden können", stellte
Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag klar.
Doch eine Einigung der Euro-Länder ist bisher nicht in Sicht, wie ein
zweites Rettungspaket für Griechenland aussehen könnte. Deutlich ist nur,
dass bis September ungefähr 120 Milliarden Euro benötigt werden, um eine
griechische Staatspleite zu verhindern. Umstritten ist jedoch, ob und wie
die Banken und Versicherungen an den Rettungskosten beteiligt werden. Vier
Modelle sind im Gespräch.
Erstens: Der Privatsektor wird überhaupt nicht beteiligt. Diese Linie
verfolgt vor allem die Europäische Zentralbank (EZB). Denn sie befürchtet
eine "Ansteckungsgefahr", wenn Banken und Versicherungen herangezogen
werden: Die Risikoaufschläge könnten auch für andere Euro-Länder steigen.
Mit dieser Prognose lag die EZB bisher richtig, wie der Fall Italien zeigt.
Für 10-jährige Staatsanleihen muss das Land derzeit 5,4 Prozent Zinsen
zahlen. Damit die Risikoaufschläge nicht noch weiter steigen, [1][peitscht
die italienische Regierung bis Freitag ein Sparpaket durchs Parlament], das
bis 2014 Einsparungen in Höhe von 48 Milliarden Euro bringen soll.
## Beharrende Banken
Zweitens: Deutschland beharrt dennoch auf einem Beitrag der Banken und
Versicherungen. "Wir werden eine Beteiligung des Privatsektors haben", hieß
es am Donnerstag aus dem Umkreis von Finanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU). Die deutschen Banken haben ihm bereits 2 Milliarden Euro zugesagt,
weitere 1,2 Milliarden Euro würden die staatlichen
Abwicklungsgesellschaften der Hypo Real Estate und der WestLB beisteuern.
Die Idee dahinter: Die Banken verlängern freiwillig einen Teil ihrer
griechischen Staatsanleihen, die bis 2014 auslaufen, und gewähren
Griechenland damit einen Zahlungsaufschub. Allerdings haben die
Ratingagenturen signalisiert, dass sie diese Lösung als "begrenzten
Zahlungsausfall" werten würden. Damit ist diese Idee in den Hintergrund
geraten.
Drittens: Vom internationalen Bankenverband IIF stammt der Vorschlag, dass
Griechenland seine Staatsanleihen zu Marktpreisen zurückkaufen soll. Denn
die Papiere notieren teilweise nur noch bei 50 Prozent ihres Nominalwertes,
weil die Investoren mit einer griechischen Staatspleite rechnen. Das Geld
für diese Rückkaufaktion würde Griechenland als Kredit gewährt - vom
europäischen Rettungsschirm.
## Winkt ein Gewinn?
Im Gespräch ist ein nominales Volumen von 70 Milliarden Euro. Wie Reuters
erfahren haben will, traf sich der internationale Bankenverband IIF am
Donnerstag in Rom, um erneut über diese Variante einer Umschuldung zu
diskutieren. Allerdings gibt es auch erhebliche Zweifel an diesem Modell,
denn die Beteiligung wäre freiwillig. Die Banken würden also nur mitmachen,
wenn ihnen ein rechnerischer Gewinn winkt: Sie würden ihre Staatsanleihen
nur verkaufen, wenn sie dafür deutlich mehr erhalten als die gegenwärtigen
Marktpreise.
Viertens: Commerzbank-Chef Martin Blessing hat daher in dieser Woche einen
radikalen Vorschlag unterbreitet. Den Gläubigern würde angeboten, ihre
griechischen Staatsanleihen in Papiere umzutauschen, die mit einer Garantie
aller Euro-Länder versehen ist. Allerdings müssten sie einen Abschlag von
30 Prozent hinnehmen; außerdem würden die neuen Papiere 30 Jahre laufen und
nur mit 3,5 Prozent verzinst. Die privaten Gläubiger würden also richtig
bluten - und etwa 50 Milliarden Euro beisteuern, wie Blessing schätzt.
Schäuble nannte diesen Vorschlag "eine nicht uninteressante Idee".
14 Jul 2011
## LINKS
[1] /1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/eile-eile-sparprogramm/
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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