# taz.de -- Verständigung über Griechenland-Hilfe: Merkel und Sarkozy sind si… | |
> Berlin und Paris haben vor dem Euro-Sondergipfel am Donnerstag in Brüssel | |
> eine gemeinsame Position zur Schuldensituation in Griechenland gefunden. | |
> Details wurden nicht bekannt. | |
Bild: Reisen mit einer gemeinsamen Linie nach Brüssel: Angela Merkel und Nicol… | |
BERLIN dapd/dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische | |
Staatspräsident Nicolas Sarkozy reisen mit einer gemeinsamen Haltung zum | |
Euro-Sondergipfel am Donnerstag in Brüssel. Die beiden hätten sich in | |
siebenstündigen Gesprächen auf eine Position für das Treffen der EU zur | |
Griechenland-Krise geeinigt, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am | |
frühen Morgen mit. Einzelheiten nannte er nicht. Laut einem Zeitungsbericht | |
sollen auch europäische Spitzenbanker bei dem Gipfel zugegen sein. | |
Überraschend war der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude | |
Trichet, nach Berlin gereist. Er stieß dem Vernehmen nach gegen 22 Uhr | |
dazu, als Merkel und Sarkozy bereits vier Stunden um Lösungen gerungen | |
hatten. Um Mitternacht ging die Dreierrunde auseinander. Merkel und Sarkozy | |
hätten die Argumente des aus Frankfurt angereisten EZB-Präsidenten angehört | |
und sich ausführlich telefonisch mit dem europäischen Ratspräsidenten | |
Herman Van Rompuy ausgetauscht, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert | |
mit. Die deutsch-französische Position werde nun Van Rompuy übergeben, | |
damit er sie in die Brüsseler Beratungen einfließen lasse. Vor den | |
Verhandlungen mit Sarkozy hatte Merkel am Telefon mit US-Präsident Barack | |
Obama über die Euro-Krise gesprochen. | |
Aus deutscher Sicht wären Lösungsvorschläge ohne Einbindung Trichets wenig | |
sinnvoll gewesen, da die EZB wie Frankreich der deutschen Forderung nach | |
einer verbindlichen Beteiligung von Banken und Versicherungen skeptisch | |
gegenübersteht. Sarkozy hatte Merkel noch vor wenigen Wochen in Berlin | |
abgerungen, dass sich private Gläubiger nur auf freiwilliger Basis | |
engagieren sollen. Merkel glaubt hingegen nicht an ein großes freiwilliges | |
Engagement der Banken. | |
## Umschuldung wäre ein Desaster | |
Die EZB und französische Banken haben umfangreich griechische | |
Staatsanleihen gezeichnet. Ihre Befürchtung: Eine Rettung unter | |
Heranziehung des Privatsektors würden die Ratingagenturen als teilweisen | |
Zahlungsausfall werten, was wiederum die Finanzmärkte erschüttern könnte. | |
Die EZB sperrt sich auch gegen eine Umschuldung Griechenlands. "Eine | |
Umschuldung wäre ein Desaster - ganz gleich ob sanft oder hart", sagte | |
EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi der Welt. Nach seiner Prognose | |
würde das gesamte griechische Bankensystem kollabieren, es käme womöglich | |
zu einem humanitären Drama und damit verbundenen sozialen Unruhen, die dann | |
neue Hilfsgelder nach sich ziehen würden. "Jede Form der Umschuldung wäre | |
für den Steuerzahler deshalb weitaus teurer, als den Griechen ein weiteres | |
Hilfsprogramm unter Auflagen zu gewähren." | |
Mit ungewöhnlich deutlichen Worten rief EU-Kommissionspräsident José Manuel | |
Barroso die Euro-Länder zur Geschlossenheit auf. Die Staats- und | |
Regierungschefs müssten Klarheit über die Rettung Griechenlands schaffen. | |
Außenminister Guido Westerwelle sprach von einer "Schicksalsfrage unseres | |
Kontinents". | |
Merkel hatte hochgesteckte Erwartungen an das Treffen mehrfach gedämpft: | |
Das Euro-Schulden-Problem sei kaum durch einen "spektakulären Schritt" zu | |
lösen. Es müssten weitere Schritte folgen, um die Schuldentragfähigkeit | |
Griechenlands langfristig zu sichern, hatte sie gesagt. | |
## Manager von Großbanken in Brüssel | |
Auch in Brüssel ging es bei den Vorbereitungstreffen laut Diplomaten unter | |
anderem um die Frage, wie Banken und Versicherungen an der | |
Griechenland-Rettung beteiligt werden können. Banken und Versicherungen | |
sollten einen Teil der Last des neuen Pakets tragen und rund 30 Milliarden | |
Euro beisteuern, hieß es. Neben Deutschland pochten auch die Niederlande | |
und Finnland darauf. | |
Laut einem Bericht der Bild-Zeitung werden die Manager einiger europäischer | |
Großbanken den Gipfel in Brüssel begleiten, unter ihnen federführend der | |
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Die Banker sollen | |
ihr Ja zu einer Kostenbeteiligung signalisieren, bevor sie beschlossen | |
wird. | |
Die Staats- und Regierungschefs der Eurogruppe müssen sich auf ihrem | |
Sondergipfel in Brüssel auf die nächsten Schritte in der Schuldenkrise | |
einigen. Bis Mittwoch war offen, wie das neue Rettungspaket für | |
Griechenland aussehen wird. Gestritten wird über eine Beteiligung der | |
Privatwirtschaft, für die sich vor allem Berlin einsetzt. Der Gipfel | |
beginnt um 13.00 Uhr. Mit einer Einigung wird nicht vor dem Abend | |
gerechnet. | |
21 Jul 2011 | |
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