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# taz.de -- Glietsch-Nachfolge: Die Kronprinzessin wartet ab
> Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers leitet die Behörde seit Juni
> kommissarisch. Viele meinen, sie müsste nur den Finger heben, um es
> länger zu tun.
Bild: Kann sie es und will sie es? Margarete Koppers
Je länger das Tauziehen um die Personalie Udo Hansen dauert, um so lauter
werden die Stimmen für Margarete Koppers als neue Berliner
Polizeipräsidentin. Der Fraktionschef der Linken, Udo Wolf, hat sich für
sie ausgesprochen. Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux,
signalisierte am Freitag, seine Partei würde Koppers als Nachfolgerin von
Dieter Glietsch mittragen. Und auch die Medien machen keinen Hehl aus ihrer
Sympathie für die 49-jährige Juristin, die am 8. März 2010, dem
Internationalen Frauentag, ihren Posten als Polizeivizepräsidentin
angetreten hatte. War das ein Zeichen?
"Und je länger sie interimistisch auf dem Posten ist, desto größer ist ihre
Erfahrung, desto besser passt sie", schrieb der Tagesspiegel. Die
Süddeutsche untertitelte ein Foto von ihr: "Für viele wäre sie die
Richtige." Die 22.000 Mitarbeiter zählende Hauptstadtpolizei von einer Frau
anführen zu lassen, hätte was. Denn die Berliner Polizei ist immer noch
eine ziemliche Männerdomäne. Trotzdem bleiben zwei Fragen: Kann Koppers das
und - will sie überhaupt?
Als der Posten zum Jahreswechsel 2010/11 ausgeschrieben wurde, hatte sie
nicht beworben. Es klang wie ein Vorgriff auf diese Entscheidung, als sie
im Herbst 2010 zur taz sagte: "Ich halte die jetzige Konstellation für sehr
gut, mit einem gelernten Polizisten als Präsidenten, der die Behörde
dementsprechend stark führen kann." Bei einer Behörde von der Größe der
Berliner Polizei bestehe die Gefahr, dass die Person an der Spitze vom Rest
abgekoppelt werde. "Anders ist es, wenn man bei der Polizei groß geworden
ist und genau weiß, was in so einer Behörde läuft."
Inzwischen ist sie 16 Monaten im Amt. Seit Ende Mai leitet sie die Behörde
kommissarisch. "Es gefällt ihr", ist aus Polizeikreisen zu hören. Von
Teilen der Behörde ist bekannt, dass sie es begrüßen würden, wenn Koppers
in einem möglichen neuen Bewebungsverfahren ihren Hut in den Ring werfen
würde. Die Juristin, zuvor Viezpräsidentin des Landgerichts, wird als
"scharfdenkend, nüchtern und abwägend" charakterisiert. Koppers' eigenes
Argument, keine Polizeierfahrung zu haben, wird damit entkräftet, zudem
habe sie Berater an ihrer Seite: den aus zwölf Polizeiführern bestehenden
Stab, sieben Direktionsleiter und zwei weitere Amtsleiter. Der
Polizeipräsident ist das Scharnier zwischen Behörde und Politik. Er ist
verantwortlich für die Mitarbeiter, entscheidet über die organisatorische,
finanzielle und personelle Ausrichtung und repräsentiert. Entscheidungen
über taktische Fragen und Einsatzstrategien werden in Führungsrunden
getroffen. Nie ist der Polizeipräsident selbst Einsatzleiter.
Koppers wäre nicht die erste Seiteneinsteigerin. Georg Schertz, von 1987
bis 1992 Polizeipräsident, war zuvor Vizepräsident des Amtsgerichts. Die
Mehrheit der 40 Berliner Polizeipräsidenten seit 1809 seien keine
Polizisten gewesen, sagt der Polizeihistoriker Harald Selowski. Schertz
sagt, er habe sich immer auf die Loyalität seiner Mitarbeiter verlassen
können - trotz einiger Feuerproben: Die Zusammenführungen der Ost - und
Westpolizeien nach der Wende und die Räumung der zwölf besetzten Häuser in
der Mainzerstraße 1990.
Koppers hält sich bedeckt. Noch hat sie nicht unter Beweis stellen müssen,
was in ihr steckt. Polizeivizepräsidenten sind für Verwaltungsfragen
zuständige Frühstücksdirektoren. Die Polizisten an der Basis kennen sie
nicht. Große Entscheidungen stehen zurzeit nicht an. Die Einführung der
Kennzeichungspflicht und die Änderung der Dienstzeitverordnung hatte
Glietsch noch entschieden. Die Frage ist aber, wie Koppers dieses Erbe
verwaltet. Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, eine Anhängerin von
Glietsch zu sein. "Meiner Meinung nach hatte Berlin noch nie einen so guten
Polizeipräsidenten", sagte sie zur taz.
Die Dienstzeitverordnung befindet sich im Probelauf. Die Klarheit, mit der
Koppers diese unlängst im Innenausschuss verteidigte, hat vielen imponiert.
Auch Personalvertreter, die gegen die Regelung sind, attestieren ihr: "Sie
sagt, was sie will."
15 Jul 2011
## AUTOREN
Plutonia Plarre
Plutonia Plarre
## TAGS
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
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