# taz.de -- Prozess wegen Hausbesetzung in der Juliusstraße: Dubioses Angebot | |
> Die Staatsanwaltschaft hat in einem Prozess wegen der Hausbesetzung in | |
> der Juliusstraße angeboten, das Verfahren einzustellen - wenn die | |
> Hausbesetzer auf Pressearbeit und Mobilisierung verzichten. | |
Bild: Steht mehr als vier Jahre leer, war im Oktober ein paar Stunden besetzt: … | |
Wenn die Häuserkampfszene auf Aufsehen verzichtet, könnte das Verfahren | |
gegen einen mutmaßlichen Besetzer der Juliusstraße 40 eingestellt werden. | |
Dieses Angebot hat der Staatsanwalt dem Angeklagten in Abstimmung mit dem | |
Richter unmittelbar vor Beginn eines Verfahrens wegen Hausfriedensbruchs | |
unterbreitet. | |
Voraussetzung sei, dass die Hausbesetzerszene auf jegliche Pressearbeit | |
verzichte und nicht zum Prozess erscheine. Wenn es nach dem Willen des | |
Anklägers geht, soll der Beschuldigte nur im Begleitung seines Anwaltes | |
erscheinen. Er soll 2010 an der Besetzung des Hauses Juliusstraße 40 | |
teilgenommen haben. | |
Hintergrund des Ansinnens sind die Erfahrungen aus einem Parallelverfahren | |
vor einigen Wochen, bei dem sich eine Frau verantworten musste. 40 | |
UnterstützerInnen hatten sich vor dem Amtsgericht Altona versammelt, um | |
mittels einer Volxküche Öffentlichkeit zu schaffen. Auch Journalisten waren | |
zum Prozess erschienen. | |
Das Verfahren wurde nach kurzer Zeit vom Richter ausgesetzt, um der | |
Staatsanwaltschaft Bedenkzeit zu geben, über eine Einstellung des | |
Verfahrens nachzudenken. Denn die Strafverfolgung von Leuten, die | |
angesichts des Wohnungsmangels gegen Leerstand kämpfen, macht sich nicht | |
gut. | |
"Der Vorschlag des Staatsanwaltes soll weiteres Aufsehen unterbinden und | |
die politische Diskussion verhindern", erklären die Juliusstraßen-Besetzer. | |
"Wir fragen uns: Warum ist eine Einstellung nur möglich, wenn die | |
Öffentlichkeit ausgeschlossen ist? Soll hier Gesinnungsjustiz durchgesetzt | |
werden, um linke Politik mundtot zu machen?" | |
Für die Juliusstraßen-Besetzer seien Hausbesetzungen ein "legitimes | |
Mittel", um auf die Umstände im Schanzenviertel und die Verhaltensweisen | |
von Investoren wie Ernst-August Landschulze aufmerksam zu machen. "Diese | |
lassen mehrere Wohnhäuser und seit Jahren leer stehen", sagen die Besetzer. | |
Deshalb sei klar: "Wir lassen uns keinen Maulkorb verpassen." | |
18 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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