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# taz.de -- Allende hat sich selbst erschossen: Der Demütigung entgangen
> Die Spekulation hat ein Ende: Salvador Allende hat sich während des
> Putsches 1973 in Chile selbst getötet. Dies ergab eine
> gerichtsmedizinische Untersuchung.
Bild: Kurz vor seinem Tod: Salvador Allende vor dem Präsidentenpalast in Santi…
PORTO ALEGRE taz | Nun ist es amtlich: Chiles sozialistischer Präsident
Salvador Allende hat sich während des Militärputschs 1973 selbst das Leben
genommen. Dies ergab eine gerichtsmedizinische Untersuchung seiner
sterblichen Überreste in Santiago. Das Ergebnis sei endgültig, sagte
Patricio Bustos, der Leiter der chilenischen Behörde für Gerichtsmedizin.
Der Bericht eines internationalen Expertenteams bestätigte den Selbstmord
des Präsidenten und beendete die lang andauernden - und von einer
eindringlichen, allerdings frei erfundenen Schilderung Fidel Castros
genährten - Spekulationen, er sei von den Militärs ermordet worden.
Während des Putsches am 11. September 1973, als die Luftwaffe den
Präsidentenpalast La Moneda bombardierte, schoss sich Allende demnach mit
einem Sturmgewehr vom Typ AK-47 ein- oder zweimal in den Kopf. Die Waffe
habe der damals 65-Jährige zwischen den Beinen und unter dem Kinn gehalten,
so der britische Ballistiker David Pryor. "Angesichts der extremen
Umstände, die er durchlebte, beschloss er, sich das Leben nehmen, um nicht
gedemütigt zu werden", sagte seine Tochter, die Senatorin Isabel Allende.
Nun sei wissenschaftlich belegt, was die Familie immer geglaubt habe.
Die sterblichen Überreste Allendes waren im Mai unter großem Interesse der
Öffentlichkeit exhumiert worden. Neue Generationen setzten sich nun mit dem
Sozialisten auseinander. "Allende ist von der Linken und von der Rechten
manipuliert worden", meint der Filmemacher Juan Pablo Ternicier, 30. "Für
mich ist er ein Symbol all dessen, was der Politik heute fehlt:
Glaubwürdigkeit, Gradlinigkeit, Ehrlichkeit." Die bekannte Sängerin Camila
Moreno bezeichnet Allende zwar als "Ikone", doch nacheifern wolle ihm kaum
jemand mehr, sagte die 26-Jährige: "Wir haben heute doch ganz andere
Zeiten."
Das Regime des von Washington tatkräftig unterstützten Putschistengenerals
Augusto Pinochet dauerte bis 1990 an. Rund 3.000 Oppositionelle wurden
damals umgebracht und Zehntausende gefoltert, Hunderttausende gingen ins
Exil. Pinochet starb 2006 ohne Verurteilung in Hausarrest. Derzeit in Haft
sind 65 der etwa 200 ehemaligen Soldaten und Polizisten, die wegen
Menschenrechtsverbrechen verurteilt wurden.
20 Jul 2011
## AUTOREN
Gerhard Dilger
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