# taz.de -- Überdüngte Unterelbe: Im Wasser sieht es düster aus | |
> So schlimm steht es um Ihren Urlaubsort: Auf der Unterelbe lässt sich die | |
> Natur zwar genießen, doch wegen Überdüngung können in Teilen des Flusses | |
> keine Fische leben. | |
Bild: Für den Hamburger Senat wichtiger als Naturschutz oder Tourismus: Contai… | |
HAMBURG taz | Zu den heißen Tipps für Touristen in Hamburg gehört es, mit | |
einer Linienfähre auf der Elbe zu schippern. Man lässt sich den Wind um die | |
Nase wehen, genießt den Blick auf den Geesthang mit seinen Villen und sieht | |
den Leuten am Strand beim Picknick zu. Leider steht es mit dem Strom gerade | |
im Sommer nicht zum Besten: Wenn es heiß wird, sinkt der Sauerstoffgehalt | |
im Wasser so tief, dass darin kein Fisch mehr leben kann. | |
An sich hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten vieles verbessert in | |
der Elbe. Seit die Fabriken der ehemaligen DDR entweder abgebaut oder | |
saniert worden sind, treiben wesentlich weniger Schadstoffe den Fluss hinab | |
als früher. Fische mit Furunkeln sind selten geworden. Dank des | |
beharrlichen Nachhakens von Umweltschutzverbänden wie "Rettet die Elbe" | |
leiten auch Hamburger Betriebe, wie etwa die Kupferhütte von Aurubis, nur | |
noch weit unter den Grenzwerten liegende Mengen an Arsen und Quecksilber | |
ins Wasser. Die größten Schadstoffmengen gelangen ins Wasser, wenn | |
gebaggert wird, um ausreichend Fahrtiefe für die Schiffe zu schaffen. | |
Selbst baden in der Elbe ist möglich, seitdem vor einigen Jahren das letzte | |
Siel an das zentrale Klärwerk Köhlbrandhöft angeschlossen worden ist. | |
Offiziell als Badegewässer ausgewiesen ist der Strom nur deshalb nicht, | |
weil das Wasser nicht klar genug ist, um Ertrinkende einen Meter unter | |
Wasser noch zu erkennen. Außerdem warnen die Behörden vor dem Sog der | |
großen Schiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen. | |
## Algen verrotten | |
Die Trübung des Wassers gibt auch einen Hinweis darauf, warum den Fischen | |
im Sommer das Atmen schwer wird: Vom Oberlauf des Flusses werden große | |
Mengen Algen herabgetrieben. Sie laben sich an den Nährstoffen, die von den | |
gut gedüngten Feldern in den Fluss gewaschen werden. Bis zum Hamburger | |
Hafen ist die Elbe nur ungefähr drei Meter tief, im Hafen sinkt die | |
Flusssohle plötzlich auf 12 bis 14 Meter Tiefe. Algen, die so tief | |
hinuntersinken, bekommen nicht genug Licht ab, um überleben zu können. Sie | |
sterben ab und verrotten anschließend. Bakterien bauen sie ab - unter | |
Verbrauch des Sauerstoffs, den die Fische eigentlich zum Atmen brauchen. | |
Dazu kommt, dass das warme Wasser ohnehin weniger Sauerstoff halten kann. | |
Das ist ein Problem für das Steinkohlekraftwerk, das der Vattenfall-Konzern | |
am südlichen Elbarm im Stadtteil Moorburg baut. Die Abwärme des Kraftwerks | |
heizt das Wasser zusätzlich auf. Bleibt es im Sommer längere Zeit heiß, | |
muss die Wärme über einen Kühlturm abgeführt werden, was die Effizienz des | |
Kraftwerks beeinträchtigt. | |
Zuletzt war die Sauerstoffkonzentration im Juni kritisch. Lag der | |
Sauerstoffgehalt oberhalb des Hafens bei gut sechs Milligramm pro Liter, | |
wurden in Hamburg nur noch 1,4 Milligramm und unterhalb der Stadt 1,7 | |
Milligramm gemessen. Werte von weniger als drei Milligramm gelten als | |
unverträglich für die Fische. Sie meiden diese Zonen, sofern sie können. | |
Um die Probleme nicht zu verschärfen, haben der BUND und "Rettet die Elbe" | |
den Senat gebeten, er möge darauf verzichten, die Elbe noch weiter zu | |
vertiefen, was dem Wasser noch mehr Sauerstoff entziehen würde. Der neue | |
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat dieses Vorhaben jedoch für prioritär | |
erklärt. Die Baggerei soll es Containerschiffen der neuesten Generation | |
erlauben, weitgehend tideunabhängig den Hafen anzulaufen. Um deren Effekte | |
zu neutralisieren, will sich der Senat dafür einsetzen, dass in den | |
Oberlauf der Elbe weniger Nährstoffe eingetragen werden. Außerdem will er | |
zusätzliche Flachwasserzonen schaffen, in denen sich das Wasser mit | |
Sauerstoff anreichern kann. | |
22 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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