# taz.de -- Schuldenstreit in den USA: Probelauf für den Shutdown | |
> Die Luftsicherheitsbehörde bekommt kein Geld mehr aus dem US-Haushalt und | |
> muss teilweise schließen. Das droht allen Ämtern in den USA, wenn es | |
> keine Einigung gibt. | |
Bild: Landen geht noch: Die Fluglotsen werden weiter bezahlt. | |
WASHINGTON taz | Die Federal Aviation Administration, die über die | |
Luftsicherheit in den USA wacht, hat am Montag 4.000 Beschäftigte in den | |
unbezahlten und unbefristeten Zwangsurlaub geschickt. Und gleichzeitig alle | |
Bau- und Reparaturarbeiten an den Flughäfen des Landes eingestellt. | |
Der Grund: partielle Betriebsstilllegung - "Shutdown". Der Kongress hat | |
sich geweigert, das neue Budget für die Luftaufsichtsbehörde der USA zu | |
bewilligen. Die Republikaner, die eine Mehrheit im Repräsentantenhaus | |
halten, wollen dem neuen Budget nur zustimmen, wenn zugleich das Recht auf | |
gewerkschaftliche Organisation der Beschäftigten beschnitten wird und wenn | |
einige Subventionen für ländliche Flughäfen verschwinden. | |
Die Luftsicherheit in den USA, so versichert die Behörde, sei nicht | |
gefährdet. Nur Beschäftigte, die nicht im sicherheitsempfindlichen Bereich | |
arbeiten, hätten gehen müssen. Die Fluglotsen arbeiteten weiter. | |
## Die Republikaner bleiben hart | |
Dieser Vorgang zeigt, wie entschlossen die Republikaner bei der Diskussion | |
über die künftige Haushaltspolitik der USA sind. Sie fordern Streichungen | |
bei staatlichen Sozial- und Gesundheitsausgaben, Einfrieren aller Steuern | |
auf dem gegenwärtigen Niedrigstand sowie die Fixierung einer neuen Debatte | |
über die Schuldengrenze im Dezember. Und wenn sie das nicht durchsetzen | |
können, gibt es ab nächsten Mittwoch einen landesweiten Shutdown. | |
Denn dann müssen die USA alle ihre Zahlungen nach innen und außen | |
einstellen: Beschäftigte des öffentlichen Dienstes werden ohne Lohn nach | |
Hause geschickt, Rentner bekommen allenfalls Schecks über die Hälfte ihres | |
Bezugs, die Leistungen für Bildung und Erziehung werden eingestellt. | |
Elektrizitätsversorger, Computerunternehmen und alle anderen | |
Geschäftspartner der Regierung bleiben auf ihren offenen Rechnungen sitzen, | |
die Behörden, Parks und Ministerien machen zu. | |
## Kein Cent mehr aus Washington | |
Für die Kreditgeber - als Erstes die Banken in den USA, danach China, Japan | |
und die EU - bedeutet dies, dass sie keinen Cent mehr aus Washington | |
erhalten, weder Rückzahlungen von Krediten noch Schuldendienste. Das | |
Militär der USA gehört zu den "wesentlichen Diensten". Es darf weiter | |
funktionieren. | |
Die Ansage aus Washington wäre: Wir zahlen, sobald der Kongress eine neue | |
Schuldengrenze bewilligt und wieder Geld in die Kassen kommt. Für die | |
Haushalte der betroffenen Privatleute kann das extreme Härten bedeuten. Für | |
den Haushalt der USA insgesamt wird es bedeuten, dass er nach dem Ende des | |
Shutdown umso höher belastet werden wird. Denn ein Preis der Kreditgeber | |
wird es sein, dass sie höhere Zinssätze verlangen. | |
## Das hat es nie zuvor gegeben | |
Nie zuvor in der Geschichte hat es eine Zahlungsunfähigkeit der USA | |
gegeben. Und auch sechs Tage vor Ablauf der Deadline, während die | |
Republikaner im Kongress und der demokratische Präsident sich weiterhin | |
gegenseitig lähmen und beschuldigen, glaubt kaum jemand in Washington | |
daran, dass es so weit kommt. | |
Doch auch die Sparpläne, die Kongressabgeordnete beider Parteien in diesen | |
Tagen am laufenden Meter entwickeln und von denen einer irgendwann den | |
Ausweg aus dem Roulettespiel weisen wird, verheißen nichts Gutes - | |
insbesondere für Millionen von sozial Schwachen. Im günstigsten Fall setzen | |
sich die Demokraten durch. Dann bleiben die staatliche Sozialversicherung | |
und die staatliche Krankenversicherung unangetastet. Aber selbst dann | |
werden Milliardenbeträge aus anderen sozialen Haushaltsposten gestrichen: | |
etwa Wohngeld, Lebensmittelhilfen, Studienförderungen, Behindertenhilfe. | |
Wenn die Republikaner sich dagegen durchsetzen, steigt zusätzlich das | |
Rentenalter, sinkt die Rentenhöhe und schrumpft die staatliche medizinische | |
Beihilfe. | |
27 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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