# taz.de -- Kommentar US-Schuldenstreit: Der Kampf gilt Obama und dem Staat | |
> Der US-Schuldenstreit hat einen klaren Verlierer: Obama, der weder die | |
> vorherigen Steuersenkungen rückgängig machen noch Geld in Soziales und | |
> Bildung investieren kann. | |
Bild: Au weia! Diesmal hat der Twitter-Einsatz nicht geklappt. | |
Es ist nicht weniger als ein Kampf der Kulturen, der sich in Washington | |
abspielt. Auf der Seite von Präsident Barack Obama die Vertreter einer | |
Staatsidee, wie man sie aus Europa kennt: Der Staat soll für einen gewissen | |
sozialen Ausgleich sorgen und gegebenenfalls regulierend eingreifen. Für | |
die Gegenseite stellte schon Obamas Idee einer allgemeinen | |
Krankenversicherung die Ausgeburt eines kommunistischen Totalitarismus dar. | |
Wer Steuern oder die Schuldenaufnahme erhöht und dadurch dem Leviathan "Big | |
Government" Einnahmen verschafft, vergreift sich dieser Logik nach am | |
höchsten in der amerikanischen Revolution erkämpften Gut: der Freiheit. Wer | |
das tut, wird vom nachgerade pathologischen Hass dieser selbst ernannten | |
Patrioten verfolgt - auch wenn sie selbst von Infrastruktur- oder | |
Sozialausgaben durchaus profitieren würden. | |
Unlogisch? Womöglich ist der Patriotismus das Einzige, was vielen | |
verunsicherten US-Bürgern bleibt. Die Krise hat nicht nur Jobs gekostet, | |
sondern bedroht auch die amerikanische Hegemonie in der Welt. Für keines | |
dieser Probleme zeichnet sich eine Lösung ab. | |
Der jetzt erzielte Schuldenkompromiss ist kein Grund zum Aufatmen. Er wird | |
die Überschuldung und die ihr zugrunde liegenden Probleme eher | |
verschlimmern als verbessern. Es gibt keinen Kompromiss zwischen Staat und | |
dem von der Tea-Party-Bewegung angestrebten Nicht-Staat. | |
Der Kampf der Ideologien ist noch längst nicht ausgefochten. Die aktuelle | |
Schlacht aber hat einen klaren Verlierer: Obama, der weder die vorherigen | |
Steuersenkungen rückgängig machen noch Geld in Soziales und Bildung | |
investieren kann. Obama hat es in den ersten zweieinhalb Jahren seiner | |
Amtszeit niemandem recht machen können. | |
Für seine Gegner ist er ohnehin eine Art sozialistischer Diktator, dem sie | |
immer noch nicht ganz abnehmen, dass er überhaupt ein Staatsbürger ihres | |
Landes ist. Seine bisherigen Unterstützer werfen ihm vor, dass er viel zu | |
soft war gegenüber seinen Gegnern. Was soll so ein Präsident jetzt noch | |
tun? Die Antwort lautet: genauso viel oder wenig wie bisher. Vernünftige | |
Kompromisse kann er, wie sich gezeigt hat, gegen diesen Kongress nicht | |
durchsetzen. Mit der Faust auf den Tisch hauen - das wäre dann auch nichts | |
anderes als eine hilflose Geste gegenüber seinen wenigen verbleibenden | |
Fans. | |
1 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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