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# taz.de -- 30 Jahre PC: Unangenehm, dass der Mac so viel kann
> Der Einzelplatzrechner hat Geburtstag – und mit ihm begann langsam ein
> Zeitalter, in dem alles schneller wurde. Das förderte den
> stubenhockerischen Weltkontakt.
Bild: Dass im Computer plötzlich fremde Leute drin waren, war aber auch beäng…
Dreißig Jahre PC. Gemeint ist damit nicht, wie viele denken, die "Parti
Communiste" aus Belgien, die sich 1989 von der Kommunistischen Partei
Belgiens abspaltete, und auch nicht der rechte Diffamierungsbegriff, der in
den achtziger Jahren zunächst als Anti-Diskriminierungs-Begriff entstanden
war. Sondern der Personal Computer, der persönliche Computer, der
Einzelplatzrechner, der im Gegensatz zu einem Großrechner von einem
einzigen Menschen (!) bedient, genutzt und gesteuert werden kann und eine
Zeit lang im deutschsprachigen Raum falsch mit "Personalcomputer" übersetzt
worden war.
Und eigentlich ist auch das falsch. Es ist der erste IBM-PC, der am 12.
August 1981 das Licht der Welt erblickte, für 3.000 Dollar verkauft wurde
und in Privathaushalten wenig Anwendung fand. IBM gelang es aber, seine
damalige Marktführung für Großrechner so zu nutzen, dass sich das Gerät als
Arbeitsplatzcomputer in vielen Unternehmen durchsetzte. Und der
Marketingabteilung des Konzerns gelang es den Begriff "Personal Computer"
so zu besetzen, dass er bis heute mit der Marke IBM in Verbindung gebracht
wird.
Der erste persönliche Computer war aber eigentlich schon 1976 auf den Markt
geworfen worden, hieß "Apple I", kostete 666 Dollar und bestand nur aus
einer bestückten Platine, die der Händler oder man selber, wenn man zu den
Technikfreaks gehört hätte, mit Netzteil, Gehäuse und Tastatur komplettiert
am Fernseher betrieb. Im Januar des gleichen Jahres wurde der "Commodore
Pet" geboren, der somit als weltweit erster industriell hergestellter PC in
Komplettausführung gilt. Anfang der achtziger Jahre folgten dann berühmte
Geräte wie der Commodore C 64, Amiga-Dinger und der Atari ST.
Der erste Computer, den ich 1984 in Kiel-Gaarden sah, hieß Commodore. Ein
technikbegeisterter Freund saß davor und spielte Spiele. Ich filmte ihn
dabei mit einer Super-8-Kamera. Einerseits kam mir das schon sehr
Science-Fiction-mäßig und interessant vor, andererseits schien es mir nicht
gesund zu sein.
## Korrigieren ohne Tipp-Ex
Den Namen meines ersten Computers hab ich vergessen. Er hieß, glaube ich,
"Brother". Eigentlich war es auch gar kein richtiger Computer, sondern eher
so eine Art Schreibmaschine mit Zwischenspeicher - zwei Zeilen, also
vielleicht 180 Zeichen. Wahnsinn! Man schrieb und konnte korrigieren. Ohne
Tipp-Ex zu benutzen! Tipp-Ex ist eine Korrekturflüssigkeit mit
Auftragsschwämmchen zum Überdecken von Tippfehlern und wurde 1959 von
Wolfgang Dabisch erfunden.
Eigentlich gehörte mir mein erster Computer auch gar nicht. Ich hatte die
Maschine zwei Wochen lang von einer Freundin geliehen, die später
Archäologin wurde, um in dieser Zeit einen Roman zu schreiben, was leider
nicht gelang. Bis 1989 schrieb ich mit einer Gabriele-Schreibmaschine und
beneidete die wenigen Kommilitonen, die mit avancierterer Technik
arbeiteten.
Der erste richtige Computer, den ich mir 1989 für 2.000 Mark kaufte, war
eine "Dose". "Dose" wurden die Computer mit teils leicht verächtlichem
Unterton genannt, die mit dem von Microsoft lizensierten Betriebssystem DOS
arbeiteten. Alles war schwarz-weiß und es kam mir sehr Science-Fiction-haft
vor, mit der Dose zu arbeiten und "Leisure Suit Larry" oder "Prince of
Persia" zu spielen. Die Texte speicherte man auf riesigen Floppy-Discs, mit
denen man dann bei der Zeitung antanzte.
1992 ging der Computer kaputt und ich besorgte mir in Moabit, beim Exfreund
meiner damaligen Freundin, einen gebrauchten Apfellaptop. Zuvor hatte ich
nicht gewusst, dass es als verdienstvoll galt, einen Apple-Laptop zu
besitzen, und als verachtenswert, mit einer "Dose" zu arbeiten.
Mitte der neunziger Jahre gab dieser schöne, anthrazitfarbene Laptop seinen
Geist auf. Der Datenverlust - vor allem Aufzeichnungen der Wendezeit, mit
denen ich einen Roman schreiben wollte - war beträchtlich. Ich war komplett
verzweifelt, knallte mich ein paar Tage weg und alles war ganz schrecklich.
## Mit einem Powerbook begann mein Internetzeitalter
##
Mit dem nächsten Computer, einem eleganten, anthrazitfarbenen Powerbook,
begann mein Internetzeitalter. Was zuvor nur eine stark verbesserte
Schreibmaschine gewesen war, war plötzlich mit der Welt verbunden. Dass in
dem Computer plötzlich fremde Leute drin waren, war aber auch beängstigend.
Eine meiner ersten Lieblingswebseiten hieß "Paranoia.com" und ich besorgte
mir meine erste Mailadresse beim Internetpionier Snafu, die immer noch
gilt. Online war damals langsam und nicht billig; teils hatte ich
Telefonrechnungen von 800 Mark.
Den nächsten Computer, einen blauen iMac, meinen ersten Farbcomputer, hatte
ich mir Anfang 2000 vor allem angeschafft, um die erste Big-Brother-Staffel
im Netz zu beobachten. Wir waren jung, sahen gut aus und guckten Big
Brother. Die Streams hatten noch eine ganz eigene, schöne, den geringeren
Übertragungsraten geschuldete Ästhetik. Das langsam schneller werdende
Internet förderte den stubenhockerischen Weltkontakt und vertrug sich
erschreckend gut mit der Haschsucht. Oft hatte man den Eindruck, die
meisten im Netz wären stoned, sexsüchtig und paranoid.
Irgendwie mochte ich den iMac nicht wirklich, weil er zu sehr wie ein
Spielzeug aussah, und kaufte mir 2006 das Macbook, an dem ich immer sitze.
Es sieht zwar gut aus; dass das Teil aber so viel kann, ist mir eher
unangenehm. Den Apple-Konzern, dessen Garagenbastlerhippie-Image immer noch
da und dort bemüht wird, finde ich mittlerweile blöd.
Clouds will ich auch nicht; Datenverluste sind der Respekt, dem man einem
Ex-Computer schuldet. Es ist zwar blöd, wenn Sachen verloren gehen, aber
viel beängstigender, wenn nie was verloren geht.
Einige Teile dieses Textes wurden per Copy & Paste einfach aus der
Wikipedia kopiert. Ohne Personal-Computer ging so was nicht.
5 Aug 2011
## AUTOREN
Detlef Kuhlbrodt
## TAGS
Technik
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