# taz.de -- Innerparteilicher Richtungsstreit: Kein Sommer für die CDU | |
> Nach Erwin Teufels Brandrede streitet die CDU über konservative | |
> Schulpolitik und den Führungsstil von Merkel. Diese reagiert wie gehabt: | |
> Im Herbst gibt es Regionalkonferenzen. | |
Bild: Nicht nur das Wetter, auch die Stimmung in der CDU ist verhangen. | |
BERLIN taz | Seit Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel der eigenen Partei | |
Ideenlosigkeit und zu wenig erkennbar christliches Profil attestiert hat, | |
rumort es in der CDU. Hessens Fraktionschef Christean Wagner fordert einen | |
"Grundsatzparteitag zu Programm und Profil der Union". Der CDU fehle es an | |
programmatischer Erkennbarkeit, so der Christdemokrat, der zum rechten | |
Flügel zählt. | |
Die Kritik gilt dem Stil von Angela Merkel, die ohne Diskussionen | |
fundamentale Entscheidungen wie etwa die Wende in der Atompolitik | |
durchgesetzt habe. Wagner kritisierte in Bild, dass die CDU bei ihrem | |
Parteitag in Leipzig im November die Abschaffung der Hauptschule | |
beschließen will. Merkel, so Wagner, hätte "den Antrag stoppen müssen, weil | |
die Abschaffung der Hauptschule gegen das Grundsatzprogramm der Union" | |
verstoße. | |
Der Leitantrag zur Bildung sieht eine Zusammenlegung von Haupt- und | |
Realschule vor. Der Bundesvorstand hatte diesen Antrag mit einigen | |
Enthaltungen, aber ohne Gegenstimmen verabschiedet. Das zentrale Argument | |
für das neue zweigliedrige Schulsystem ist pragmatisch: Bei sinkenden | |
Schülerzahlen kann schon heute vielerorts kein flächendeckendes | |
dreigliedriges Schulsystem mehr angeboten werden. Wagner ist in der CDU für | |
zugespitze Äußerungen bekannt, die so regelmäßig wie folgenlos sind. | |
## "Katastrophe für die CDU" | |
Auch der neue baden-württembergische CDU-Chef Thomas Strobl kritisierte, | |
dass "die Schlagzeile ,Bundes-CDU schafft die Hauptschule ab' eine | |
Katastrophe" sei. Der Vorsitzenden der Jungen Union in Stuttgart, Steffen | |
Bilger, attestierte Merkel, sie erreiche " nicht immer die Seele der | |
Partei". | |
Merkel reagiert auf die Debatte mit einem erprobten Mittel. Von Mitte | |
September bis Anfang Oktober wird sich die CDU-Vorsitzende auf sechs | |
Regionalkonferenzen der Parteibasis stellen. Zuletzt hatte Merkel dies im | |
vergangenen Herbst getan, vor allem um die Abschaffung der Wehrpflicht zu | |
verteidigen. | |
Bisher erfüllten die Konferenzen, die keine thematische Vorgaben haben | |
sollen, für Merkel stets ihren Zweck: Die Basis hat das Gefühl, von der | |
Kanzlerin ernst genommen zu werden, ohne dass der politische Kurs | |
korrigiert werden muss. | |
Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Karl-Josef Laumann, kommentierte | |
in der FR die Debatte um den Kurs der Partei gelassen: "Ich glaube nicht, | |
dass das der Start einer Konterrevolution ist." | |
7 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar CDU und Hauptschulen: Die Nostalgie der Konservativen | |
Die Spätphase der Merkel-Ära scheint von einem konservativen | |
Identitätsproblem begleitet zu werden, das nur in diffuses Ungefähr führt. | |
Deshalb wankt Merkels Macht nicht. | |
Kommentar Union: Konservativer Phantomschmerz | |
Merkels postideologischer Politik fehlt es an Aufladung mit Sinn und | |
leuchtenden Ideen. Doch damit ist sie Avantgarde. Das Zweifeln in ihrer | |
Partei bleibt nur Hintergrundrauschen. | |
Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
Warum bekommen Personen mit dem Islamisten-Tourette ein Mikro? Hat die | |
Linkspartei schon alle Mauerfans erreicht? Und wohin mit Christoph Daum? | |
Debatte Bildungspolitik: Kultusminister, geht einfach! | |
Was hat die Politik Druck gemacht: Macht schneller Abitur, studiert | |
schneller! Aber sie selbst kriegt nicht einmal die Studienplatzvergabe hin. |