# taz.de -- Anschlagsserie im Irak: 60 Menschen getötet | |
> Irakische Terroristen schlagen bei der schlimmsten Anschlagsserie seit | |
> zwei Monaten an vielen Orten gleichzeitig zu. Die Anschläge treffen | |
> Schiiten, Sunniten und auch Kurden. | |
Bild: In Kirkuk hat eine Autobombe einen Menschen getötet, elf weitere verletz… | |
BAGDAD/TIKRIT dpa/rtr | Bei der schlimmsten Anschlagsserie seit zwei | |
Monaten im Irak sind am Montag etwa 60 Menschen getötet worden. Mehr als | |
100 weitere wurden verletzt, wie Polizisten und Krankenhausärzte | |
mitteilten. In gut einem halben Dutzend Städten schlugen Terroristen zu, | |
sie ließen Autobomben und andere Sprengsätze unter anderem vor einem | |
Krankenhaus detonieren. Die Anschläge richteten sich nicht gegen eine | |
einzelne Bevölkerungsgruppen, sondern traf Schiiten, Sunniten und auch | |
Kurden. | |
Bei dem folgenschwersten Anschlag in der 170 Kilometer südlich von Bagdad | |
gelegenen Stadt Al-Kut starben Ärzten zufolge 34 Menschen. Es gab zudem 68 | |
Verletzte. Noch vor Tagesanbruch explodierte vor der Al-Batur-Geburtsklinik | |
ein Sprengsatz. Als dann nach der Explosion Helfer und Schaulustige | |
zusammenliefen, detonierte eine zweite Bombe, die in einem Auto versteckt | |
worden war. | |
Vier Zivilisten starben, als im Zentrum der schiitischen Pilgerstadt | |
Nadschaf kurz hintereinander zwei Sprengsätze detonierten. 20 Menschen | |
wurden nach Auskunft der Polizei verletzt. Aus der Nachbarstadt Kerbela | |
wurden sieben Tote und 20 Verletzte gemeldet. Augenzeugen berichteten, vor | |
einem Justizgebäude sei eine Bombe explodiert. In der nördlichen Stadt | |
Kirkuk kam durch einen Sprengstoffanschlag auf einem Markt ein Mensch ums | |
Leben, elf Zivilisten wurden verletzt. | |
In der nördlichen Stadt Tikrit drangen am frühen Morgen drei Terroristen in | |
den normalerweise streng abgeriegelten Palastkomplex des früheren | |
Präsidenten Saddam Hussein ein. Sie töteten zwei Polizisten und den Chef | |
einer Anti-Terror-Einheit, zehn weitere Polizisten wurden verletzt. | |
## Ein Terrorist entkommt | |
Ein Polizeisprecher erklärte, einer der Angreifer habe sich mit einem | |
Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt. Ein zweiter Attentäter, der den | |
Angaben zufolge ebenfalls einen Gürtel mit Sprengstoff trug, wurde von | |
einem Wachtrupp erschossen. Der dritte Terrorist sei entkommen. Unklar | |
blieb zunächst, wie die Angreifer in den Palastkomplex gelangen konnten. | |
In Ramadi, westlich von Bagdad, starben zwei Polizisten bei einem | |
Sprengstoffanschlag. Ein weiterer Anschlag ereignete sich in einer | |
Ortschaft in der Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad. Dabei steuerte ein | |
Selbstmordattentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto in ein öffentliches | |
Gebäude. Nach offiziellen Angaben kamen mindestens acht Menschen ums Leben. | |
Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete von einem weiteren Anschlag in | |
Bagdads Al-Mansur-Viertel. | |
Seit einer Welle der Gewalt in den Jahren 2006 und 2007 ist die Zahl der | |
Anschläge im Irak deutlich zurückgegangen. Aufständische attackieren in | |
letzter Zeit aber zunehmend einheimische Sicherheitskräfte. Die | |
US-Streitkräfte sollen sich bis Ende des Jahres aus dem Land zurückziehen. | |
Vertreter beider Länder verhandeln darüber, ob auch nach 2011 amerikanische | |
Ausbilder im Land bleiben sollen. | |
Die USA waren 2003 mit 130.000 Mann in den Irak einmarschiert, zeitweise | |
befanden sich bis zu 170.000 US-Soldaten in dem Land. Seit Amtsantritt von | |
US-Präsident Barack Obama zieht sich das US-Militär nach und nach aus dem | |
Irak zurück. Derzeit stehen noch 44.000 Mann im Zweistromland. Noch unklar | |
ist, ob nach der Jahreswende eine kleinere Zahl von US-Soldaten im Irak | |
zurückbleiben soll. | |
15 Aug 2011 | |
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