# taz.de -- Steuereinnahmen sprudeln stärker: Schäuble bleibt cool | |
> Die Konjunktur ist eingebrochen – auf die Steuereinnahmen der ersten | |
> sieben Monate schlägt das aber noch nicht durch. Die Bundesbank warnt in | |
> ihrem Monatsbericht vor Abgabensenkungen. | |
Bild: Finanzen unter Kontrolle: Wolfgang Schäuble. | |
BERLIN dpa | Bund und Länder haben im Juli trotz des Konjunktureinbruchs im | |
zweiten Quartal nochmals kräftig steigende Steuereinnahmen verbucht. Das | |
Aufkommen – ohne reine Gemeindesteuern – kletterte im Vergleich zum | |
Vorjahresmonat um 9,9 Prozent, wie aus dem aktuellen Monatsbericht des | |
Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Das ist ein etwas stärkeres Plus als | |
für Juni gemeldet (plus 9,8 Prozent). | |
Die Einnahmen aus der seit Jahresbeginn geltenden Kernbrennstoffsteuer | |
(Brennelementesteuer) blieben unter den Erwartungen: 450,8 Millionen Euro | |
nahm der Bund für die ersten sieben Monaten des Jahres ein – das ist nicht | |
einmal ein Drittel der für das Gesamtjahr 2011 urspünglich angepeilten | |
Einnahmen in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro. | |
Von Januar bis Juli nahmen die Steuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um | |
9,4 Prozent auf insgesamt rund 296,56 Milliarden Euro zu. Das | |
Sieben-Monatsplus lag damit deutlich über dem für das Gesamtjahr in der | |
Mai-Steuerschätzung vorausgesagten Zuwachs von 4,4 Prozent. Es ist | |
allerdings davon auszugehen, dass sich die zuletzt überraschend schwache | |
Konjunktur in Deutschland mit Verzögerung auch bei den weiteren | |
Steuereinnahmen des Staates niederschlagen wird. | |
Die deutsche Wirtschaft war zwischen April und Juni unerwartet stark | |
eingebrochen und nur leicht um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal | |
gewachsen. Das war deutlich weniger als zum Jahresauftakt. Auch für den | |
weiteren Jahresverlauf rechnet das Finanzministerium im Vergleich zum | |
Jahresbeginn mit einer geringeren Wachstumsdynamik. | |
## Bundesbank: "Abgabensenkungen nicht angezeigt" | |
Die Bundesbank warnte in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht: | |
"Die Konsolidierungsaufgabe ist noch keinesfalls abgeschlossen." Derzeit | |
unterstütze die Konjunktur den Defizitabbau erheblich, schrieben die | |
Bundesbank-Ökonomen in am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Doch | |
selbst im Aufschwung werde das Defizit noch beträchtlich sein. Zudem sei | |
die Schuldenstandsquote sehr hoch und würden die öffentlichen Haushalte | |
durch die demografische Entwicklung zusätzlich unter Druck geraten: | |
"Abgabensenkungen ohne volle Gegenfinanzierung sind vor diesem Hintergrund | |
nicht angezeigt." | |
Beim geplanten Abbau der Neuverschuldung macht das Finanzministerium keine | |
Abstriche. Wie schon Mitte Juli rechnet es für dieses Jahr nach wie vor mit | |
einem Rückgang des Staatsdefizits auf 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. | |
Erlaubt sind nach dem Maastricht-Vertrag maximal 3,0 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts (BIP). Weiterhin wird ab dem Jahr 2014 | |
gesamtstaatlich ein ausgeglichener Haushalt angepeilt. Der gesamte | |
Schuldenstand Deutschlands soll bis Ende 2011 auf gut 80 Prozent und im | |
Jahr 2015 auf 71 Prozent des BIP gedrückt werden. Maximal erlaubt sind laut | |
Maastricht-Vertrag 60 Prozent. | |
22 Aug 2011 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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