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# taz.de -- Steve Jobs: Der mit dem Apfel
> Unter Jobs hat Apple nicht bloß digitale Geräte geschaffen. Apple steht
> für Fortschritt und Schönheit. Was war das Geheimnis seines Erfolges?
Bild: Wie ein Popstar: Steve Jobs hört auf.
Der Rückzug auf Raten des Apple-Vorstandschefs Steve Jobs erinnert an das
Abtreten eines Popstars. Nicht von ungefähr: Steven Paul Jobs konnte als
Konzernchef Millionen Menschen begeistern. Der charismatische, teils auch
als exzentrisch geltende Jobs ist das Synonym für den Erfolg der Firma und
den Siegeszug seiner Produkte.
Wenn es heute noch eine Firma gibt, die man zu Recht als
Heimcomputerhersteller bezeichnen kann, ist es wohl das Imperium mit dem
Apfellogo. Aber Apple ist nicht nur das, nicht nur iMac, MacMini und
MacBook-Notebook, sondern auch iPad und iPhone sowie die Software. Geräte
und Programme von Apple sind in vielen Hosentaschen, Wohnzimmern und Büros
zu Hause.
Seinen Erfolg verdankt Apple zwei Grundannahmen. Erstens: Menschen sind
bereit, einfach erlernbare neue Bedienungskonzepte zu nutzen. Zweitens:
Produkte sollen schön und funktional sein. Für beides stehen die Produkte
des Konzerns, spätestens seit Steve Jobs Mitte der neunziger Jahre zum
Apple-Konzern zurückkehrte, den er 1985 verlassen hatte.
Denn Computer sind für die meisten Nutzer bloße Rechenknechte;
Büromaschinen wie es schon der Name der International Business Machines
(IBM) deutlich macht. Sie gelten als langweilig und undurchschaubar.
Computer sollen funktionieren. Und das so, wie man es als Benutzer
erwartet.
## Unaufdringlich, aber markant
Wenn sie zudem auch noch form- und farbschön sind, man sich nicht dafür
schämen muss, sie in der Hand zu halten oder im Wohnzimmer stehen zu haben,
dann werden sie vom schnöden Gebrauchsgegenstand zu dem, das den Erfolg von
Apple ausmacht: zum Gadget, zum Spielzeug, zum Accessoire eines Way of
Life. Apple ist ein Image, von dem Nutzer ein bisschen abbekommen wollen
und wofür sie auch gerne etwas mehr zahlen.
Steve Jobs ist ein guter Präsentator. Unaufdringlich, aber markant. Er
spricht nachdrücklich, ohne salbungsvoll zu wirken. Nicht überdreht,
manchmal mit einem verschmitzten Lächeln. Seine Keynotes, die Präsentation
von neuen Produkten, haben Millionen Menschen rund um den Globus in den
Bann gezogen. Stets begleitet von Gerüchten darüber, was er wieder
vorstellen würde. War es einmal kein neues Gerät oder eine bahnbrechende
Software, dann wurde weitergemutmaßt. Denn das nächste dicke Ding, das
würde auf jeden Fall kommen. Apple heißt Schönheit. Apple heißt
Fortschritt. Apple heißt: Das, was selten nervt. Und Apple heißt: Kult.
Wie kommt so etwas zustande? Zum einen war es ein Zufall. Die
Apple-MacIntosh-Computer galten lange Zeit als Geräte der Feingeister.
Musiker, Designer, Grafiker - sie alle arbeiteten am liebsten mit
Appleprodukten. Die funktionierten einfach. Keine Spur von Lötkolben,
Kabelschächten, umständlichen Software-Installationen und unverständlichen
DOS-Ebenen.
Apple steht für eine rigorose Firmenpolitik und geschlossene Systeme. Als
Anfang der neunziger Jahre andere Firmen Apple-kompatible Rechner auf den
Markt warfen, ging Apple gegen diese vor. Apples Universum gehört nur
einem: Apple. Es ist das Gegenkonzept zum offenen Baukastenansatz der
sogenannten IBM-kompatiblen, bei dem alles mit allem kombinierbar ist.
## Prinzip Bevormundung
Und das gilt nicht nur für die Hardware: Apples Software, jenseits der
Applecomputer, ist ebenso eine in sich geschlossene Welt, die man nur mit
Tricks öffnen kann. Das iPad ist ein Computer, auf dem die Nutzer kaum
Rechte haben. Gleiches gilt für das iPhone, das ebenfalls nur mit Tricks
aus dem Herstellerkäfig befreit werden kann, in dem nur über den Apple
AppStore geladene Software genutzt werden kann. Aber wer macht sich schon
die Mühe? Es läuft ja alles rund.
Der iPod revolutionierte die Welt der MP3-Player. Es gab vorher schon
Geräte, aber wer hätte schon ein Rad zur Navigation in einen dieser
neumodischen Walkmans eingebaut? Mit dem iPod kam ein Programm namens
iTunes hinzu. Das konnte nicht nur Musikdateien verwalten, sondern war
zugleich ein Onlineshop: Erstmals wurde es wirklich einfach, Musik im
Internet einzukaufen. Es war Apple unter Steve Jobs, die die Musiklabels
zur Kooperation brachten. Erst vorsichtig - alle Dateien waren mit
Kopierschutz ausgestattet -, dann wurden diese nervigen Barrieren
eingerissen. Was die Musikindustrie nicht geschafft hatte, eine benutzbare
legale Umgebung für den Musikerwerb zu schaffen, gelang Apple mit iPod und
iTunes.
Es scheint alles gut zu sein im Apfelland. Doch die Gerüchte, dass Apple
demnächst auch auf seinen Computern Software-Käfige installieren will,
reißen nicht ab. Die Entmündigung der Nutzer zugunsten der Faulheit, auch
dafür stehen die Produkte. Was bei einem MP3-Player noch verkraftbar und
bei einem Telefon tolerierbar scheint, beim Herz der heimischen
Digitalmöblierung könnte das für die Nutzer einen Schritt zu weit gehen,
dass Apple rundum diktiert, was gut für die Nutzer ist, könnte die Freude
der Apfelmännchen merklich schmälern.
Steve Jobs, dem ein Hang zur Pedanterie nachgesagt wird, wollte immer ein
perfektes Ergebnis - zumindest, was Bedienbarkeit, Haptik und Optik anging.
Dieser Drang und der Mut, neue Ideen in Serie zu fertigen, das war das
Erfolgsrezept.
25 Aug 2011
## AUTOREN
Falk Lüke
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