# taz.de -- Protest gegen Kennzeichnungspflicht: Polizisten vergleichen sich mi… | |
> Polizisten wehren sich mit NS-Vergleich bei Behördenleitung dagegen, dass | |
> sie Nummern tragen sollen. Vizepräsidentin Margarete Koppers und | |
> Gesamtpersonalrat zeigen sich empört. | |
Bild: Das umstrittene Nummernschild | |
Bei der Berliner Polizei gibt es Beamte, die die Einführung der | |
individuellen Kennzeichnung mit KZ-Methoden vergleichen. Die Einführung | |
einer Zahlenkombination habe ihre "Wurzeln in den deutschen | |
Konzentrationslagern", heißt es in dem Beschwerdeschreiben an die | |
Behördenleitung gegen die Anordnung zur Kennzeichnung. "Zur besseren | |
Unterscheidung der Häftlinge von den anderen uniformierten Häftlingen" sei | |
auch im KZ an der Häftlingsuniform eine sichtbare Nummer angebracht worden. | |
Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers und der Vorsitzende des | |
Gesamtpersonalrats der Polizei Karl-Heinz Droppmann haben sich am | |
Donnerstag in einem Behördenrundschreiben gegen diesen Vergleich verwahrt. | |
Wer diesen ziehe, "hat die Dimension der geschichtlichen Ereignisse völlig | |
aus dem Blick verloren", schreiben sie. | |
Seit Ende Juli bekommen Berlins Polizisten die neuen Namens- und | |
Nummernschilder ausgehändigt. Sie sind verpflichtet, das Schildchen zu | |
tragen, allerdings ist es ihnen überlassen, ob darauf ihr Name oder eine | |
Nummer steht. Dass sich die Begeisterung über die Anordnung in Grenzen | |
hält, ist bekannt. Die Front der Gegner wird von der Gewerkschaft der | |
Polizei und den Personalräten angeführt. Vier Gewerkschaftsmitglieder haben | |
Klage gegen die Kennzeichnung angekündigt (taz berichtete). | |
Mit dem KZ-Vergleich hat die Auseinandersetzung eine neue Ebene erreicht. | |
Nach Informationen der taz handelte es sich bei dem Schreiben um einen | |
Musterbrief an die Behördenleitung, in dem einzelne Beamte mit wortgleichen | |
Textpassagen gegen die Kennzeichnungspflicht protestieren. Ein | |
Polizeisprecher schätzte auf taz-Anfrage, dass der Brief seit dem 2. August | |
rund 40-mal bei Vizepräsidentin Koppers eingegangen sei. In dem Schreiben | |
wird nach Informationen der taz darauf verwiesen, dass ein Polizist nunmehr | |
öffentlich mit der ihm zugewiesenen Nummer angesprochen werden könne. "Er | |
wird damit auf diesem begrenzten Bereich einem ehemaligen KZ-Häftling | |
gleichgestellt und zu einer Nummer (Objekt) degradiert, unter Verlust | |
seines sozialen Wert- und Achtungsanspruchs in der Gemeinschaft." | |
In dem Antwortschreiben erklären Koppers und der Gesamtpersonaltrat (GPR), | |
sich am Donnerstag über das Beschwerdeschreiben ausgetauscht zu haben. Der | |
GPR lehne die Kennzeichnung weiterhin ab, schreibt Koppers. Der Vergleich | |
"mit dem verachtungswürdigen Vorgehen der Nationalsozialisten in | |
Konzentrationslagern" habe die Kollegen vom GPR aber ebenso erschüttert wie | |
sie. Das Rundschreiben endet mit der Bitte an alle Mitarbeiter, "ungeachtet | |
der unterschiedlichen Standpunkte die sachliche Ebene nicht zu verlassen". | |
Auch die Gewerkschaft der Polizei distanzierte sich von dem Vergleich. "Das | |
ist nicht unser Stil. Wir führen unseren Prozess ordentlich, wie es sich | |
gehört." | |
25 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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