# taz.de -- Sicherheit in Israel: "Google Street View" ist ungefährlich | |
> Google darf Israels Straßen filmen und ins Netz stellen – aber mit | |
> Einschränkungen, beschloss die Behörde für Datenschutz. Das wollen | |
> Friedensaktivisten für sich nutzen. | |
Bild: Dürfen jetzt auch in Israel rumfahren und die Kamera draufhalten: Die Go… | |
JERUSALEM taz | Die filmische Panoramadarstellung kompletter Straßen im | |
Internet, die Google auf der Seite "Street View" anbietet, birgt keine | |
Gefahr für Israels Sicherheit. So entschied die Behörde für Datenschutz in | |
Jerusalem und genehmigte der US-amerikanischen Internet-Suchmaschine den | |
Einsatz ihrer Filmmobile, allerdings nicht, ohne zuvor strenge Auflagen | |
festzulegen. | |
Trotz der Einschränkungen rührt sich schon der Protest von | |
Bürgerrechtsinitiativen. Noch hält sich Google bedeckt über den genauen | |
Einsatzort und verweigert Stellungnahmen dazu, ob nur in Israel oder auch | |
in den besetzten Gebieten gefilmt werden soll. Wann genau das Projekt | |
beginnt, wird ebenso vorerst geheim gehalten. | |
Über sechs Monate lang wogen Regierungsbeamte in Jerusalem das Für und | |
Wider des Google-Projekts ab, bevor sie schließlich einwilligten. Google | |
sei "auf alle Forderungen eingegangen", hieß es im Ministerium für | |
Nachrichtendienste, wo man Details über das Abkommen nicht enthüllen | |
wollte. Laut Haaretz gehört der Verzicht auf die Kameras dazu, die 360 Grad | |
erfassen können. Umfragen der Wirtschaftszeitung Globes zeigten, dass 70 | |
Prozent der Israelis das Google-Projekt befürworten. | |
Sicher kann davon ausgegangen werden, dass die Beamten in den für Israels | |
Sicherheit zuständigen Ministerien strenge Kriterien zu Grunde legten. | |
Gebäude, die im weitesten Sinne zum Sicherheitsapparat gehören, dürften den | |
Kameras des Google-Teams ebenso vorenthalten bleiben, wie die | |
Privatwohnungen- und häuser von Israels führenden Politikern. | |
Ob das "Google-Mobil" in den israelischen Siedlungen zum Einsatz kommt, ist | |
vorläufig nicht abzusehen. Die Friedensbewegung "Schalom achschaw" | |
("Frieden jetzt"), die seit Jahren den Neubau von Häusern in den Siedlungen | |
dokumentiert, will sich zumindest nicht darauf verlassen. "Wir haben unsere | |
eigenen Mittel", kommentierte Sprecherin Chagit Ofran am Freitag. Der Bau | |
in den Siedlungen ist Grund für den Abbruch der Friedensverhandlungen | |
zwischen Israel und den Palästinensern. Der "Global News Service for Jewish | |
People" berichtet, dass Google "nur in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa" | |
filmen wolle. | |
Soweit die Behörde für Datenschutz ihre Kriterien veröffentlichte, ist | |
Google verpflichtet, die Öffentlichkeit über die Arbeit zu informieren | |
sowie per Verzerrung von Autokennzeichen und Gesichtern die Privatsphäre | |
der Anwohner zu wahren. So ist es auch anderen Staaten üblich, in denen | |
Google aktiv ist. | |
## Größtmöglicher legaler Schutz | |
Google hat sich darüber hinaus bereit erklärt, Bilder zusätzlich | |
unkenntlich zu machen, sollte der entsprechende Wunsch aus der Bevölkerung | |
kommen. Obschon die Firma ihren Sitz im Ausland hat, kann Anklage vor einem | |
israelischen Gericht gegen sie erhoben werden. Den Bürgern Israels solle, | |
so verlautete von der Behörde für Datenschutz, größtmöglicher legaler | |
Schutz gewährt werden. | |
Trotzdem warnte der israelische Verband für Bürgerrechte (ACRI) vor dem | |
Angriff auf die Privatsphäre der Bürger. Es sei bedauerlich, dass das | |
israelische Justizministerium nicht aus der Erfahrung klug geworden sei, | |
die man in Europa mit dem Projekt gemacht habe, wo sich gezeigt habe, dass | |
"die Behörden nicht in der Lage sind, die Bürger vor großen, | |
internationalen Firmen zu schützen". Erst nach langwierigen Rechtsverfahren | |
seien dort die Gesichter von Privatpersonen im Internet unkenntlich gemacht | |
worden. | |
Keine Probleme mit einer möglichen Verletzung ihrer Privatsphäre hat eine | |
Gruppe israelischer Friedensaktivisten, die darauf hoffen, das | |
Google-Projekt für ihre Zwecke nutzen zu können. Via Facebook wollen sie | |
Demonstrationen organisieren, um sich mit Plakaten gegen die Besatzung der | |
Palästinensergebiete entlang der Route der Google-Fahrzeuge zu postieren. | |
28 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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