# taz.de -- Kommentar Anschlag in Nigeria: Nigerias Regierung ist hilflos | |
> Durch den Anschlag auf die UN spürt Nigeria in Sachen Boko Haram erstmals | |
> internationalen Druck. Die internationale Elite ist getroffen. Da reichen | |
> Floskeln nicht mehr. | |
Bild: Die Angst ist überall: Markt in Abuja, Hauptstadt Nigerias. | |
Seit Monaten verspricht der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan, den | |
Boko-Haram-Terrorismus wirkungsvoll zu bekämpfen. Doch die Anschläge auf | |
das UNO-Hauptquartier am Freitag zeigen: Nigeria ist machtlos. Es hat keine | |
Ahnung, wie man auch nur in die Nähe der Hintermänner gelangen könnte. Und: | |
Das Problem ist hausgemacht. | |
Die Sekte, die Demokratie nach westlichem Vorbild ablehnt, agiert bereits | |
seit neun Jahren im Norden Nigerias. Dort haben die Verantwortlichen meist | |
tatenlos zugesehen, um dann wie etwa im Jahr 2009 mit einer Hauruck-Aktion | |
ein paar Führungsmitglieder ohne Prozess und Gerichtsurteil hinrichten zu | |
lassen. | |
Das hat die Wut der Mitglieder geschürt. Gleichzeitig hat es den | |
Sicherheitskräften die Chance genommen, die Strukturen zu verstehen. | |
Deshalb ist die Gruppe nun auch der große Unbekannte, über den die | |
Ermittler viel zu wenige Informationen haben, um mögliche Terrorangriffe | |
schon im Vorfeld zu vereiteln. | |
Die Regierung hat nichts gelernt: Als einzige Maßnahme hat sie nun ihre | |
Spezialeinheit Joint Task Force (JTF) in der Sekten-Hochburg Maiduguri | |
aufgestockt. Die ist zwar überall in den Straßen präsent, schüchtert aber | |
nur die Zivilbevölkerung ein. Den Terrorismus bekämpft sie nicht. Dabei | |
sollte Nigeria aus den besseren Erfahrungen im Nigerdelta gelernt haben, wo | |
verschiedene Rebellengruppen über Jahre Angst und Schrecken verbreitet | |
haben. Doch dort war der Druck viel größer, des Problems endlich Herr zu | |
werden, ging es doch um internationale Interessen, Öl und viel Geld. | |
Durch den Anschlag auf die Vereinten Nationen spürt Nigeria jetzt zum | |
ersten Mal in Sachen Boko Haram internationalen Druck und kann sich nicht | |
mehr mit Floskeln retten. Die internationale Elite ist getroffen. Nigeria | |
muss handeln. | |
28 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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