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# taz.de -- Terrorismus in Nigeria: Kampfansage der Attentäter
> Nach den Anschlägen auf das UN-Hauptquartier bekommt die Terrorgruppe
> Boko Haram eine internationale Dimension. Die Opposition freut sich
> klammheimlich.
Bild: Zeigt Präsenz: Präsident Goodluck Jonathan (mi.) im zerstörten UN-Quar…
COTONOU taz | Deutlicher geht es nicht: Nach dem Selbstmordanschlag auf das
UN-Hauptquartier in der nigerianischen Hauptstadt Abuja hat die
islamistische Sekte Boko Haram nun all jenen den Kampf angesagt, die die
Regierung von Präsident Goodluck Jonathan unterstützen.
Schließlich würden die Vereinten Nationen, aber auch die US-Regierung
Nigeria bei der Verfolgung von Muslimen helfen. Außerdem forderte ein
Sprecher der Gruppe am Wochenende bei einem Telefonat mit Journalisten,
alle noch inhaftierten Mitglieder sofort auf freien Fuß zu setzen.
Damit hat das Rätselraten in Nigeria fürs Erste ein Ende. Denn unter das
Entsetzen nach dem Selbstmordanschlag am Freitagmorgen, bei dem nach
bisherigen Schätzungen 23 Menschen ums Leben gekommen sind, hat sich vor
allem Ratlosigkeit gemischt.
Für viele Nigerianer machte es keinen Sinn, ausgerechnet die Vereinten
Nationen anzugreifen. Denn bislang kämpfte die Sekte, deren Name übersetzt
"Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, gegen die nigerianische Regierung
und für die Einführung eines Staates, der ausschließlich auf der
islamischen Gesetzgebung Scharia basiert und jegliche Form von westlicher
Demokratie ablehnt.
## Auftakt für Al-Qaida-Aktionen?
Doch diese Stufe ist nun überschritten, und Boko Haram agiert in einem
internationalen Kontext. Schon länger wurde in Nigeria über Verbindungen
zum Terrornetzwerk al-Qaida und den somalischen Al-Shabaab-Milizen
spekuliert, obwohl es schwierig ist, Belege dafür zu finden. Doch diese
Hinweise scheinen sich nun zu erhärten. So schreibt beispielsweise die
nigerianische Zeitung Sunday Tribune, der Anschlag könne auch der Auftakt
für Al-Qaida-Aktionen gegen internationale Einrichtungen auf der ganzen
Welt gewesen sein.
Was auch zwei Tage nach dem Anschlag in Europa und den USA weiter für
Entsetzen sorgt, lässt in der Sektenhochburg Maiduguri im Nordosten des
Landes viele Menschen allerdings kalt. "Als am Freitag die ersten
Nachrichten von der Bombe eintrafen, hat sich niemand gewundert", sagt der
Journalist Ahmad Salkida, der die Entwicklung der Terrorgruppe seit Jahren
beobachtet und regelmäßig darüber schreibt. "Wir erleben dieses Trauma
schon seit langer Zeit. Aber jetzt sind es zum ersten Mal die Großen."
Dass es zum ersten Mal die Großen trifft, ist für Jonathans Opposition ein
gefundenes Fressen. "Wir bedauern es sehr, dass so viele Menschen ums Leben
gekommen sind", beeilt sich Buba Galadima, Generalsekretär der
Oppositionspartei "Congress for Progressive Change", zu sagen, will aber
nicht auf die Hintergründe eingehen. Viel lieber schimpft er über Jonathan.
"Er ist inkompetent und weiß nicht, wie er die Sicherheit Nigerias
garantieren soll." Den Eindruck könnte nicht nur er haben.
28 Aug 2011
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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