# taz.de -- Kommentar Syrien: Der Revolution treu bleiben | |
> Der syrische Widerstand hat Recht damit, dem bewaffneten Kampf eine | |
> Absage zu erteilen. Die Erfahrungen aus Palästina zeigen, dass eine | |
> militärische Eskalation der falsche Weg ist. | |
Nichts scheint den Diktator Baschar al-Assad bislang daran zu hindern, die | |
syrische Bevölkerung abzuschlachten. Sämtliche Boykott- und auch alle | |
Vermittlungsversuche lassen ihn unbeeindruckt. | |
Einige syrische Oppositionelle haben dies zum Anlass genommen, jetzt die | |
Aufnahme des "bewaffneten Kampfes" und/oder ein militärisches Eingreifen | |
der Nato wie in Libyen zu fordern. | |
Dem haben die Örtlichen Koordinationskomitees, die Organisatoren des | |
Widerstands in Syrien, eine deutliche Absage erteilt. Und das völlig zu | |
Recht. Ein bewaffneter Kampf im Innern oder eine militärische Intervention | |
von außen kann nur dem Regime von Nutzen sein. | |
Richtigerweise verweisen die Komitees auf die Erfahrung der Palästinenser. | |
Während die "Intifada der Steine" im Jahre 1987 den Palästinensern weltweit | |
große Sympathien eingebracht habe, endete die bewaffnete | |
"Al-Aqsa-Intifada", die im Jahre 2000 begann, in einem wahren Desaster. | |
Eine militärische Auseinandersetzung würde jetzt nicht nur dazu führen, | |
dass die Demonstranten ihre "moralische Überlegenheit" verlören, die aus | |
der Friedfertigkeit ihres Protestes herrührt. | |
Eine militärische Eskalation würde derzeit vor allem die Möglichkeiten der | |
Bevölkerung zur Beteiligung am Widerstand gegen das Regime drastisch | |
einschränken. Nur eine kleine Minderheit wäre erfahren genug, mit der Waffe | |
in der Hand zu kämpfen. | |
Zwar verfügen auch die Aufständischen über Waffen, nicht zuletzt durch | |
Überläufer aus der Armee. Aber solange diese sich nicht zu wesentlichen | |
Teilen vom Regime abwenden, wäre ein Bürgerkrieg Selbstmord. | |
Der Volkswiderstand gegen das Regime verlöre seinen Charakter. Das wäre - | |
zum jetzigen Zeitpunkt - Verrat an der syrischen Revolution. | |
30 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
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