# taz.de -- Prozess um Frankfurter Attentat: Arid U. gesteht Todesschüsse | |
> Er weiß nicht mehr, warum er auf dem Frankfurter Flughafen auf | |
> US-Soldaten geschossen hat. Klar ist: Er hat es getan, das hat Arid U. | |
> jetzt vor Gericht zugegeben. | |
Bild: Doch der "Wahnsinn seines Handelns" sei ihm voll bewusst, sagt Arid U. | |
FRANKFURT taz | Der Attentäter vom Frankfurter Flughafen hat zum | |
[1][Prozessauftakt] am Mittwoch gestanden, am 2. März zwei US-Soldaten | |
erschossen und zwei weitere schwer verletzt zu haben. "Ich habe an dem Tag | |
geglaubt, dass ich das tun muss", erklärte der 21-jährige Arid U. mit | |
stockender Stimme. "Ich verstehe heute selber nicht mehr, wie es so weit | |
kommen konnte." Mit seiner Tat habe er nicht nur den Soldaten und deren | |
Angehörigen großes Leid zugefügt, sondern "auch den Islam in Verruf | |
gebracht". | |
Seine Tat gilt als [2][erstes islamistisch motiviertes Attentat in | |
Deutschland]. Arid U. war Einzeltäter, der sich offenbar weitgehend über | |
das Internet radikalisierte. Laut Anklage der Bundesanwaltschaft hatte der | |
im Kosovo geborene Frankfurter Hunderte dschihadistische Videos, Lieder, | |
Vorträge und Texte auf seinen Computer und sein iPod geladen. Er habe im | |
Netz immer extremeres Material gefunden und auch "selbst immer extremer | |
gedacht", erklärte Arid U. Noch auf dem Weg zum Attentat hörte er auf dem | |
iPod Dschihad-Lieder. Heute wisse er, dass er von der Propaganda geblendet | |
war und seine Tat "gegen jeden Glauben" sei. | |
Als konkreten Auslöser für die Tat nannte Arid U. ein dschihadistisches | |
Video, das er am Vorabend im Internet gesehen hatte. Darin war eine Szene | |
enthalten, die eine Vergewaltigung einer Muslimin durch US-Soldaten zeigt. | |
Er hielt sie für echt - dabei war sie einem Antikriegsfilm entnommen. Am | |
nächsten Morgen habe er gedacht, "irgendetwas tun zu müssen". | |
## Von hinten in den Kopf geschossen | |
Laut Anklage hat sich Arid U. dann um 13.24 Uhr in einen Bus zum Flughafen | |
gesetzt. Im Gepäck: eine 9-mm-Pistole Marke FMAP, 22 Patronen und zwei | |
Messer. Er trifft dort auf 15 US-Soldaten, die auf ihren Transfer nach | |
Ramstein warten. Von dort aus soll es weiter in den Kriegseinsatz gehen. | |
Arid U. fragt einen von ihnen nach einer Zigarette und will wissen, wohin | |
sie wollen. "Afghanistan", antwortet der. Arid U. wendet sich ab, lädt im | |
Rucksack die Waffe durch und wartet, bis fast alle der Soldaten in den | |
blauen Bus der US Air Force gestiegen sind. | |
Als der letzte, Nicholas Jerome Alden, gegen 15.17 Uhr an ihm vorbeigeht, | |
zieht Arid U. die Pistole heraus und schießt ihm [3][von hinten in den | |
Kopf]. Danach stürmt er in den Bus und schießt dem Fahrer Zachary Ryan | |
Cuddeback in den Kopf. "Allahu Akbar", ruft Arid U. und feuert auf zwei | |
weitere US-Soldaten. Dann hält er einem fünften GI die Pistole vors Gesicht | |
und drückt ab - Ladehemmung. Arid U. flieht ins Flughafengebäude, wo ihn | |
zwei Polizisten festnehmen. Die US-Soldaten Alden und Cuddeback sterben | |
noch am Tatort. | |
Er könne sich nur noch daran erinnern, wie der erste der US-Soldaten zu | |
Boden ging, sagte Arid U. am Mittwoch vor dem Frankfurter | |
Oberlandesgericht. Alles, was danach passierte, wisse er nicht mehr genau, | |
da seien nur noch einzelne Bilder. Doch der "Wahnsinn seines Handelns" sei | |
ihm voll bewusst. | |
Der Prozess wird am 14. September fortgesetzt. | |
31 Aug 2011 | |
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## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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