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# taz.de -- Krise des Euro: Neue Riesenlöcher in Bankbilanzen
> Der IWF rechnet vor, dass die europäischen Banken dringend neues Kapital
> bräuchten. Politiker und Banker reagieren empört und bestreiten den
> Engpass.
Bild: Stehen in der Kritik: Banken in Frankfurt am Main.
BERLIN taz | Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlägt Alarm. In den
Bilanzen der europäischen Banken klaffen riesige Löcher, heißt es nach
Informationen der Financial Times im Entwurf des halbjährlich erscheinenden
Finanzstabilitätsberichts. Die Kapitallücken seien entstanden, weil die
Staatsanleihen im Besitz der Banken längst nicht mehr den Wert hätten, mit
dem sie noch in den Bilanzen stehen.
Um wie viel niedriger der aktuelle Wert liegt, das schätzte der Fonds
anhand des Preises von Kreditausfallversicherungen für die Anleihen der
Krisenstaaten Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Belgien und Italien.
Gerade erst meldete eine griechische Expertenkommission, dass das Land
wegen der schrumpfenden Wirtschaft und sinkender Steuereinnahmen wohl nicht
die von Europäischen Union und IWF gesetzten Ziele zur Haushaltssanierung
einhalten kann. Griechenland droht, in der Rezession zu versinken.
Würden nun die Banken ihre Anleihenbestände nach dem aktuellen Marktpreis
bewerten, dann hätte dies negative Auswirkungen auf ihr Eigenkapital - und
damit auf die Stabilität der Banken selbst. Auf 200 Milliarden Euro
beziffert der IWF nun den Fehlbetrag. Am Wochenende hatte schon die neue
IWF-Chefin und ehemalige französische Finanzministerin Christine Lagarde
gemahnt, die europäischen Banken bräuchten dringend mehr Eigenkapital. Sie
müssten zur Aufnahme neuen Kapitals womöglich einfach gezwungen werden.
Die Reaktion der Adressaten der Kritik war eindeutig: "Davon halte ich
überhaupt nichts", schnaubte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Der
Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer,
schimpfte, Lagarde schüre mit ihren Warnungen bloß Unruhe. Er sprach sich
auch gegen den Vorschlag der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) aus, dass
sich der EU-Rettungsfonds im Notfall direkt an Banken beteiligen können
soll.
Der französische Zentralbankchef Christian Noyer und Lagardes Nachfolger
als Finanzminister, François Baroin, betonten, die Geldinstitute des Landes
seien solide und gut kapitalisiert. Und die spanische Finanzministerin
Elena Salgado bezeichnete die IWF-Schätzung als verzerrt. In die Berechnung
seien nur die potenziellen Verluste eingeflossen. Dabei habe der IWF aber
ignoriert, dass andere Papiere wie etwa deutsche Bundesanleihen im Wert
gestiegen seien.
Die Financial Times zitiert jedoch eine Reihe anderer Finanzexperten, denen
zufolge Investoren offenbar zu ähnlichen Schlüssen wie der IWF gekommen
seien. Dies könne erklären, warum die Kurse von Bankaktien in jüngster Zeit
besonders stark gefallen sind.
1 Sep 2011
## AUTOREN
Nicola Liebert
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