# taz.de -- 40 Jahre Ausbildungshilfe Bafög: Keine Geschenke zum Geburtstag | |
> Das Bafög feiert Geburtstag: Seit genau 40 Jahren gibt es die staatliche | |
> Ausbildungsfinanzierung. Doch zum Jubiläum sind nicht alle glücklich. | |
Bild: Der durchschnittliche BAföG-Förderbetrag liegt bei 436 Euro monatlich. | |
BERLIN taz | Der Moderator Thomas Gottschalk, die Politikerin Renate Künast | |
(Grüne) und auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU): Sie sind | |
drei der über vier Millionen Deutschen, die während ihrer Ausbildung von | |
der staatlichen Ausbildungshilfe Bafög profitierten. | |
Heute vor genau 40 Jahren trat das Berufsausbildungsförderungsgesetz | |
(Bafög) in Kraft. Mit dem Gesetz wollte die Regierung unter Bundeskanzler | |
Willy Brandt (SPD) die Chancengleichheit im Bildungssystem fördern. Durch | |
die finanzielle Hilfe sollten gerade Abiturienten aus einkommensschwachen | |
Familien dazu bewegt werden, zu studieren. | |
Zum 40. Bafög-Geburtstag gibt es für Bafög-Berechtigten aber keine | |
Geschenke. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) lehnt eine | |
weitere Erhöhung der Ausbildungsförderung ab. "Wir haben das Bafög zuletzt | |
im Herbst 2010 erhöht und dabei den Kreis der Förderberechtigten nochmals | |
weiter gezogen", sagte sie in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung. | |
Dies sei "quasi ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk" gewesen. Ein | |
Automatismus, wie ihn etwa Studentenwerkspräsident Rolf Dobischat fordert, | |
hilft laut Schavan nicht weiter. Dobischat hatte vorgeschlagen, das Bafög | |
zum Beispiel automatisch an die Preis- und Einkommensentwicklung | |
anzupassen. | |
Erst Ende vergangenen Jahres hatten Bund und Länder das Gesetz angepasst. | |
Durch die 23. Bafög-Novelle stiegen unter anderem die Bafög-Höchstsätze und | |
die Einkommenfreibeträge der Eltern. | |
Diese Änderungen hält Friedrich Siemers für nicht ausreichend. "Die | |
regelmäßige Anpassung der Bafög-Sätze ist eine Frage der Fairness", sagt | |
der Geschäftsführer der Studentenvertretung der LMU München. Die | |
Lebenshaltungskosten in Städten wie München seien überdurchschnittlich | |
hoch. Dies müsse sich auch in der Höhe der Studienunterstützung | |
niederschlagen. "Der Studienort darf nicht finanziell determiniert sein", | |
sagt Siemers. | |
## Jeder vierte Studierende bekommt Bafög | |
Millionen junge Menschen haben die staatliche Unterstützung seit 1971 | |
bekommen. Allein im vergangenen Jahr bezogen über 900.000 Menschen in | |
Ausbildung Bafög, darunter 592.000 Studierende. Fast jeder vierte | |
Studierende in Deutschland erhielt 2010 also die staatliche Finanzhilfe. | |
Bund und Länder gaben im vergangenen Jahr rund 2,9 Milliarden Euro für | |
Bafög aus. | |
Abhängig vom Einkommen der Eltern bekommen Bafög-Berechtigte zur Zeit bis | |
zu 648 Euro pro Monat. Der durchschnittliche Förderbetrag liegt bei 436 | |
Euro monatlich. Nach dem Studium zahlen sie die Hälfte ihrer Unterstützung | |
als zinsloses Darlehen zurück, maximal jedoch 10.000 Euro. | |
"Das Bafög ist das wichtigste Instrument für Chancengleichheit und Aufstieg | |
durch Bildung", sagt Rolf Dobischat. Er fordert Bund und Länder dazu auf, | |
die Förderung weiter zu stärken. Swen Schulz, hochschulpolitischer Sprecher | |
der SPD-Bundestagsfraktion, fordert ebenfalls eine Stärkung des | |
Ausbildungshilfe. Zu oft führe Geldmangel dazu, dass Studierende ein | |
Studium nicht beenden oder gar nicht erst beginnen könnten, sagt Schulz. | |
"Das Bafög muss regelmäßig an die Erhöhung der Lebenshaltungskosten | |
angepasst werden." | |
1 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Jakob Schulz | |
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