# taz.de -- 13 Euro mehr Bafög: Studierende im kleinen Glück | |
> Pünktlich zum Semesterbeginn an den Unis hat Bildungsministerin Schavan | |
> ein Geschenk: 13 Euro mehr Bafög, Freibeträge werden erhöht. Lächerlich, | |
> kontern die Studis. | |
Bild: Zwei Prozent, ein starkes Signal? Das findet zumindest Frau Schavan. | |
Pünktlich zum Beginn des Wintersemesters sollen Studierende 2 Prozent mehr | |
Bafög bekommen, die Freibeträge steigen um 3 Prozent. Darauf hat sich am | |
Dienstagabend der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat | |
geeinigt, nachdem die Länder eine Erhöhung über Monate blockiert hatten. | |
Einige Ministerpräsidenten meldeten zwar weiteren Beratungsbedarf an, Ende | |
nächster Woche soll der Bundesrat die Reform aber rückwirkend zum 1. | |
Oktober durchwinken. | |
Der Bundestag hatte die Bafög-Novelle schon im Juni beschlossen, im | |
Bundesrat fand sie allerdings keine Mehrheit. Die Länder forderten vom Bund | |
eine stärkere Beteiligung an der Finanzierung, die sich Bund (65 Prozent) | |
und Länder (35 Prozent) teilen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan | |
(CDU) wies diese Forderung zurück: Die Gemeinschaftsfinanzierung sei "ein | |
hohes Gut", argumentierte sie. Zunächst hielten beide Seiten auch im | |
Vermittlungsausschuss an ihren Positionen fest. | |
Am Dienstag präsentierte Ministerin Schavan schließlich eine Lösung, in der | |
die Mehrkosten für die Länder aufgefangen werden, indem sich der Bund | |
stärker an der Finanzierung von Forschungsprojekten beteiligt. Über diese | |
sogenannte Programmkostenpauschale bekommen Hochschulen 2011 zunächst 65 | |
Millionen Euro, danach mindestens 130 Millionen Euro jährlich für | |
Forschung. Für die Länder bedeutet die Bafög-Reform zusätzliche Belastungen | |
von rund 170 Millionen Euro. | |
Nach der Neufassung des Gesetzes erhalten die rund 870.000 Bafög-Empfänger | |
durchschnittlich 13 Euro im Monat mehr, der maximale Fördersatz klettert | |
von 648 auf 670 Euro. Die Freibeträge werden um 3 Prozent erhöht. Außerdem | |
sollen Stipendien bis zu einer Höhe von 300 Euro nicht angerechnet werden. | |
Damit lohnt sich auch für Bafög-Empfänger eine Teilnahme am | |
"Deutschlandstipendium", Schavans Prestigeprojekt in der Eliteförderung. Im | |
Zuge der Bologna-Reform wird die Altersgrenze für Master-Studierende von 30 | |
auf 35 Jahre angehoben. Weniger Bürokratie bedeutet die Neuregelung der | |
Wohnkosten, die künftig pauschal erstattet werden. | |
Ministerin Schavan nannte die Erhöhung "ein starkes Signal" an die | |
Studierenden in Deutschland. "Lächerlich" findet dagegen Florian Keller, | |
Vorstandsmitglied im Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften, die 2 | |
Prozent mehr Geld: "Das ist nicht mehr als ein sehr knapper | |
Inflationsausgleich", sagte Keller der taz. Es sei zudem "ziemlich | |
einzigartig, wie das Bafög zum politischen Spielball" geworden sei. Auch | |
Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, | |
kritisierte gegenüber der taz: "Es bleibt das Versäumnis von Frau Schavan, | |
dem monatelangen Bafög-Gefeilsche tatenlos zugesehen zu haben." Es sei | |
darüber hinaus "alarmierend, wie zerrüttet die Bund-Länder-Beziehungen im | |
Bildungsbereich sind". | |
6 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Niklas Wirminghaus | |
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