# taz.de -- Bafög-Erhöhung: Länder wollen nicht zahlen | |
> Drei Wochen vor dem Bildungsgipfel der Kanzlerin drohen die Länder die | |
> Bafög-Erhöhung und das Stipendienprogramm abzulehnen. Sie fordern vom | |
> Bund mehr Geld. | |
Bild: Ab Herbst soll das Bafög erhöht werden und jeder zehnte Studierende ein… | |
BERLIN taz | Die Pokerrunde ist eröffnet: Die Länder wollen den Bund vor | |
dem nächsten Bildungsgipfel finanzielle Zugeständnisse abverhandeln. | |
Ansonsten drohen sie damit, zwei zentrale Säulen von Kanzlerin Angela | |
Merkels Bildungsrepublik – die für Herbst geplante Erhöhung des Bafögs und | |
das nationale Stipendienprogramm – zu kippen. | |
Die Bundesregierung plant, ab Oktober das Bafög um zwei Prozent zu erhöhen. | |
Außerdem soll in den nächsten Jahren jeder zehnte Studierende ein | |
elternunabhängiges Stipendium erhalten. Auf Initiative Bayerns und Hessens | |
hatten die Finanzminister auf ihrem Treffen am Donnerstag dem Bundesrat | |
einstimmig empfohlen, beide Gesetzentwürfe abzulehnen. | |
Dies sei in Absprache mit Horst Seehofer (CSU) und Roland Koch (CDU) | |
geschehen, heißt es übereinstimmend aus politischen Kreisen. Thüringen, | |
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern | |
hatten sich zur Bafög-Ablehnung enthalten. | |
Sollten sich die Länder auch am 4. Juni im Bundesrat gegen die beiden | |
Gesetzentwürfe stellen, wäre das eine Schlappe für Angela Merkel. Sie | |
trifft sich sechs Tage später mit den Ministerpräsidenten der 16 Länder, um | |
zu erörtern, wie Bund und Länder ihr Ziel realisieren, ab 2015 jährlich ein | |
Zehntel des Bruttoinlandsprodukts in Bildung und Forschung zu investieren. | |
Der Bund will 40 Prozent der mindestens 13 Milliarden Euro, die zusätzlich | |
in den Bildungsbereich fließen sollen, zahlen. Die Länder möchten, dass ihr | |
Anteil an den Zusatzausgaben sinkt oder der Bund ihnen zum Ausgleich mehr | |
von der Umsatzsteuer abgibt. Ein Prozentpunkt entspräche 1,6 Milliarden | |
Euro. | |
Aus Kreisen des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) | |
heißt es, dieser sei grundsätzlich für eine Bafög-Erhöhung. Aber das | |
Gesamtpaket müsse stimmen. So könnte sich Niedersachsen etwa vorstellen, | |
dass die gut 100 Millionen Euro, die Studierende jährlich als | |
Studiengebühren zahlen, ebenfalls als Bildungsinvestitionen des Landes | |
gewertet werden. Dadurch würde der Anteil der niedersächsischen | |
Bildungsausgaben steigen, ohne dass das Land mehr Geld ausgäbe. | |
Angesichts sinkender Steuereinnahmen fangen selbst sozialdemokratisch | |
regierte Länder an, gegen die Bafög-Erhöhung zu rebellieren. "Natürlich | |
sind wir dafür, aber es kann nicht sein, dass die Länder immer alles | |
Mögliche zahlen müssen", sagte der Sprecher des Berliner Bürgermeisters | |
Klaus Wowereit (SPD). | |
Im Falle einer Bafög-Erhöhung müssten die Länder im nächsten Jahr | |
zusätzlich rund 170 Millionen Euro ausgeben. Das Stipendienprogramm würde | |
sie irgendwann 160 Millionen kosten. Beides soll zum Wintersemester | |
starten, vorausgesetzt, der Bundesrat stimmt am 9. Juli endgültig zu. | |
Aber innerhalb der Länder regt sich auch Widerstand gegen die Geiselnahme | |
des Bafögs. Der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) | |
erklärt: "Damit senden wir das falsche Signal, Bildungsausgaben seien | |
potenzielle Streichposten." | |
21 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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