# taz.de -- Abgeordneten-Blockade in Gorleben: "Von Anfang an gelogen" | |
> Abgeordnete aus mehren Parlamenten wollen eine neue Suche nach einem | |
> Atommüllendlager. Auch die Polizeigewerkschaft fordert jetzt den Stopp | |
> der Castor-Transporte nach Gorleben. | |
Bild: Die Strahlung in Gorleben ist zu hoch. | |
GORLEBEN/HANNOVER dpa/dapd | Abgeordnete aus mehreren Parlamenten haben am | |
Sonntag das Gorlebener Endlagerbergwerk blockiert. Nach einem gemeinsamen | |
Frühstück vor dem Haupttor hätten die Parlamentarier anwesende Bürger über | |
die Untersuchungsausschüsse des Bundestages und des Niedersächsischen | |
Landtages zu Gorleben und zur Asse informiert, teilte die Initiative | |
"Gorleben365" mit. | |
An der Protestaktion beteiligten sich den Angaben zufolge etwa ein Dutzend | |
Europa-, Bundestags- und Landtagsabgeordnete von Grünen und Linken. Auch | |
Kommunalpolitiker dieser Parteien sowie von SPD und FDP aus dem Kreis | |
Lüchow-Dannenberg seien vor Ort gewesen. Ein Polizeisprecher sprach von | |
insgesamt 70 friedlichen Demonstranten. | |
"Wir wollen eine neue Endlagersuche ohne Gorleben", begründete die | |
Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl ihre Teilnahme an der | |
Protestaktion. Der untertägige Salzstock sei nicht für die Endlagerung von | |
hoch radioaktivem Atommüll geeignet, hieß es. | |
"In Gorleben ist von Anfang an gelogen worden", sagte Kotting-Uhl weiter. | |
Die in Aussicht gestellte Bürgerbeteiligung bei der Erkundung des | |
Standortes habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. | |
## Polizisten sind verunsichert | |
Ein Stopp der Castor-Transporte hat jetzt auch die Deutsche | |
Polizeigewerkschaft (DPolG) in Niedersachsen gefordert. Die vor rund einer | |
Woche am Zwischenlager Gorleben gemessenen erhöhten Strahlenwerte hätten | |
auch die Polizisten verunsichert, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen | |
Polizeigewerkschaft, Thomas Kliewer. "Wenn hier nicht alle Zweifel für eine | |
gesundheitliche Gefährdung beseitigt werden, darf der Castor nicht rollen." | |
"In den vergangenen Jahren waren meine Kollegen unter anderem direkt im | |
Zwischenlager untergebracht", führte Kliewer weiter aus. Hier müsse die | |
Fürsorgepflicht über allen rechtlichen Verpflichtungen stehen. | |
Kliewer forderte zudem erneut eine finanzielle Beteiligung des Bundes und | |
anderer Länder an dem Castor-Transport. Bereits jetzt seien für die | |
Anmietung von Hotels und Containern mehrere Millionen Euro Ausgaben | |
aufgelaufen. Das seien Mittel aus dem Polizeihaushalt. | |
Die endgültige Entscheidung, ob es 2011 einen Castor-Transport nach | |
Gorleben gibt, fällt voraussichtlich im Oktober. | |
Vor einer Woche wurden bei Messungen am Zwischenlager im Vergleich zum | |
Vorjahr gestiegene Strahlenwerte festgestellt. Daraufhin hat das | |
niedersächsische Umweltministerium verlangt, dass der Betreiber bis Ende | |
September Maßnahmen zum besseren Schutz vor der Radioaktivität vorschlagen | |
muss. | |
Nur wenn das Ministerium diese für geeignet hält, die in der Umgebung | |
messbare Strahlenbelastung zu senken, ist die Einlagerung weiterer | |
Castor-Behälter möglich. | |
Als mögliche Maßnahme brachte der Betreiber bereits ein Umstellen der | |
Castor-Behälter innerhalb der Halle ins Gespräch. Ob dies die | |
Strahlenbelastung ausreichend senken kann, ist noch nicht klar. Im Juli | |
bereits waren Behälter im Lager umgestellt worden. Die Aufforderung dazu | |
kam vom Bundesumweltministerium und hatte keine Strahlenschutzgründe. | |
4 Sep 2011 | |
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