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# taz.de -- Gaddafis geheime Helfer: Gute Kontakte zur CIA
> Westliche Geheimdienste haben offenbar eng mit Gaddafis Regierung
> zusammengearbeitet, wie in Tripolis aufgefundene Dokumente belegen.
Bild: Die CIA soll Gaddafis Regierung bei der Verfolgung von Oppositionellen un…
WASHINGTON/LONDON/TRIPOLIS/BERLIN afp/rtr/dapd | Die Menschenrechtsgruppe
Human Rights Watch wirft dem britischen und dem US-Geheimdienst vor,
Gaddafis Regierung in der Vergangenheit bei der Verfolgung von
Oppositionellen geholfen zu haben. Dies soll aus Unterlagen hervorgehen,
die in dem Büro des ehemaligen libyschen Geheimdienstchefs und
Außenministers Mussa Kussa in Tripolis gefunden wurden.
Hunderte Briefe belegten unter anderem, dass die CIA Abdel Hakim Belhadsch,
den jetzigen Militärkommandeur von Tripolis, einst in Asien entführt und
dann nach Libyen verschleppt habe. Dort sei er vom Geheimdienst gefoltert
worden. Belhadsch wurde von der CIA verdächtigt, Islamist und
Al-Qaida-Anhänger zu sein. Er hat diese Vorwürfe zurückgewiesen.
Der britische MI6 soll Informationen über Dissidenten in Großbritannien an
Gaddafis Regierung übermittelt haben. Auch Deutschland unterhielt offenbar
Kontakte zu Libyens Geheimdienst.
Der amerikanische Geheimdienst CIA habe unter US-Präsident George W. Bush
Terrorverdächtige nach Libyen geschickt und Fragen für die Verhöre
nahegelegt, berichteten am Wochenende das Wall Street Journal und die New
York Times. Tripolis habe im Gegenzug gefordert, den Oppositionsführer Abu
Abdullah al-Sadik nach Libyen zu bringen.
Sadik soll das Pseudonym von Abdel Hakim Belhadsch sein, der mittlerweile
Anführer der Truppen der neuen libyschen Führung ist. Der US-Geheimdienst
habe sich 2004 angesichts der Annäherung Libyens an den Westen zudem um
eine "ständige Vertretung" in dem Land bemüht.
## Infos üer Oppsitionelle
Die britische Zeitung The Independent berichtete, Großbritannien habe
Gaddafis Spione mit Informationen über libysche Oppositionelle im Exil
versorgt. Bei ihren Berichten stützen sich die Zeitungen auf Dokumente des
ehemaligen libyschen Außenministers Mussa Kussa, die Forscher der
Organisation Human Rights Watch (HRW) nach dem Einmarsch der Aufständischen
vergangene Woche in Tripolis gefunden hatten.
Die britische Sonntagszeitung Sunday Times berichtete, 2006 seien die
Gaddafi-Söhne Chamis und Saadi unter dem damaligen britischen
Premierminister Tony Blair zu Führungen durch die Zentralen der
Armee-Spezialeinheiten SAS und SBS eingeladen worden. Nach Angaben des
Verteidigungsministeriums in London fanden die Besuche allerdings nicht
statt.
Weder die britische noch die US-Regierung wollten zu den Berichten Stellung
nehmen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einem
schwarzen Kapitel in der Geschichte des US-Geheimdienstes.
In Washington lehnte CIA-Sprecherin Jennifer Youngblood eine Stellungnahme
zu den Vorwürfen ab. Die CIA arbeite mit ausländischen Regierungen
zusammen, um die USA vor Terrorismus und anderen tödlichen Bedrohungen zu
schützen, sagte Youngblood. "Das ist genau das, was von uns erwartet wird."
## Bundesregierung schweigt
Die Bundesregierung wollte sich ihrerseits nicht zu der Frage äußern, ob es
in den vergangenen Jahren eine Zusammenarbeit mit den libyschen
Geheimdiensten gab und wie diese aussah. Wie üblich werde zu
nachrichtendienstlichen Vorgängen nicht Stellung genommen, sagte ein
Sprecher in Berlin.
Deutsche Sicherheitsbehörden erhielten in der Vergangenheit aber offenbar
Informationen von Gaddafis Geheimdienst. "Es ging in erster Linie um
Informationen für den Antiterrorkampf und damit um die
Sicherheitsinteressen von Deutschland", sagte der frühere
Geheimdienstkoordinator von Exbundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Bernd
Schmidbauer, der Bild am Sonntag.
Gemeinsame Aktionen von deutschen und libyschen Geheimdiensten habe es aber
nicht gegeben, versicherte Schmidbauer, der von 1991 bis 1998
Staatsminister im Kanzleramt war. Es blieb unklar, auf welchen Zeitraum
sich Schmidbauers Angaben bezogen.
Der Westen hatte Gaddafi als mutmaßlichen Förderer des internationalen
Terrorismus jahrzehntelang geächtet. Erst nach dem Jahr 2000 setzte eine
Annäherung mit dem ölreichen Land ein. Ausschlaggebend war, dass Gaddafi
Ende 2003 den Verzicht auf Massenvernichtungswaffen erklärte. Außerdem
entschädigte die libysche Führung 2003 und 2004 die Angehörigen westlicher
Opfer von Libyen zugeschriebenen Terroranschlägen.
4 Sep 2011
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