# taz.de -- "Jede Stimme 2011": Die SPD siegt - aber nur symbolisch | |
> Bei der symbolischen Wahl "Jede Stimme 2011" konnten nicht deutsche | |
> BerlinerInnen über die Zusammensetzung des Parlaments entscheiden. Ein | |
> echtes Wahlrecht wird es so bald nicht geben. | |
Bild: Der da und seine Partei lagen bei der symbolischen Wahl "Jede Stimme 2011… | |
Mit der Verkündung der ersten Hochrechnung ist eine symbolische | |
Abgeordnetenhauswahl für BerlinerInnen ohne deutschen Pass nach einer Woche | |
am Sonntagabend zu Ende gegangen. Bisher wurden rund 2.000 Stimmen in etwa | |
50 der 75 Wahllokale ausgezählt. Demnach liegt die SPD bei 38, die Grünen | |
bei 26 Prozent. Es folgen die Linke (12 Prozent), die CDU (8 Prozent) und | |
das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit BIG (6 Prozent). Die FDP liegt | |
abgeschlagen bei 2 Prozent. Präsentiert wurde das Ergebnis im Haus der | |
Demokratie und Menschenrechte. PolitikerInnen der im Abgeordnetenhaus | |
vertretenen Parteien diskutierten anschließend über das Wahlrecht für | |
MigrantInnen. | |
Etwa 460.000 der 3,5 Millionen BerlinerInnen sind bei der regulären | |
Abgeordnetenhauswahl nicht wahlberechtigt, da sie keinen deutschen Pass | |
besitzen. Die Vereine Jede Stimme und Citizens for Europe fordern daher, | |
das Wahlrecht auf Landesebene auch auf Menschen ohne deutsche | |
Staatsangehörigkeit auszudehnen, sofern sie seit mindestens fünf Jahren in | |
Berlin leben. "Wir wollten die Diskussion über eine Änderung des Wahlrechts | |
lostreten", sagte Raed Saleh, Initiator der Wahl und | |
integrationspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. | |
"Das Ergebnis stimmt mit den Umfragen überein, die wir kennen", erklärte | |
Migrationsforscher Dietrich Thränhardt am Sonntag. Auch wenn die Wahl nicht | |
repräsentativ sei, schneide die CDU bei MigrantInnen immer schlecht ab, da | |
sie eine Wahlrechtsänderung ablehne. Burkard Dregger, Direktkandidat der | |
CDU zur Abgeordnetenhauswahl in Reinickendorf, bekräftigte diese Haltung. | |
Er erklärte, das Wahlrecht gehöre zur deutschen Staatsangehörigkeit. Diese | |
dürfe nicht ausgehöhlt werden. Christoph Meyer, Spitzenkandidat der FDP, | |
stimmte zu und forderte zusätzlich die Möglichkeit der doppelten | |
Staatsbürgerschaft. | |
Für eine Änderung sprachen sich SPD, Linke und Grüne aus. Allerdings: "So | |
eindeutig ist die Rechtslage nicht", erklärte Swen Schulz von der SPD. Man | |
müsse das Grundgesetz ändern, damit eine Neuregelung des Wahlrechts nicht | |
vom Bundesverfassungsgericht gekippt werde. Die dazu nötige | |
Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat gebe es jedoch derzeit | |
nicht. | |
"Ich gehe davon aus, dass die Veränderungen kommen werden", sagte Initiator | |
Saleh der taz. Zugleich kündigte er die Fortsetzung von Jede Stimme an: | |
"Zur Bundestagswahl wird es heißen: Jede Stimme 2013." | |
5 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Wyrembek | |
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