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# taz.de -- Krieg in Libyen: Gaddafi bestreitet Flucht nach Niger
> "Ich werde das Land niemals verlassen." Der libysche Ex-Diktator Gaddafi
> hat eine Flucht aus seiner Heimat dementiert – und vor seinem Sturz
> offenbar tonnenweise Gold verkauft.
Bild: Nur noch schemenhaft ist Gaddafi auf dem Plakat in Tripolis zu erkennen. …
DOHA/NIAMEY/WASHINGTON dpa/dapd | Libyens Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi
hat Medienberichten zufolge Spekulationen über eine Flucht ins Nachbarland
Niger widersprochen. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira am
Donnerstagmorgen berichtete, bestritt der untergetauchte Diktator in einer
von dem syrischen Sender Arrai TV ausgestrahlten Telefonbotschaft, sich in
einem libyschen Militärkonvoi befunden zu haben, der die nigrische Grenze
Anfang der Woche überquert hatte.
An dem Konvoi sei nichts Besonderes gewesen, habe Gaddafi gesagt. Es gebe
eine Menge Transporte zwischen den Nachbarländern. "Ich werde das Land
meiner Vorfahren niemals verlassen", soll Gaddafi gesagt haben. Er nannte
die Aufständischen in Libyen "einen Haufen Söldner, Verbrecher und
Verräter" und erklärte, "wir sind bereit, den Kampf um Tripolis und jeden
anderen Ort aufzunehmen und uns gegen sie zu erheben".
Vor dem Hintergrund einer möglichen Flucht Gaddafis nach Westafrika haben
die USA die Länder in der Region zur Wachsamkeit aufgerufen. Die Grenzen
sollten gesichert und Mitglieder des Gaddafi-Regimes festgenommen werden,
sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Mittwoch in Washington.
## "Wir haben keine Mittel"
Die Regierung des Niger sieht sich jedoch außerstande, seine Grenze zum
nördlichen Nachbarn Libyen dichtzumachen. "Wir haben keine Mittel, die
Grenze zu schließen", sagte Außenminister Mohamed Bazoum der britischen
BBC.
Auch nach Angaben Bazoums hat Gaddafi die Grenze zum Niger weder überquert
noch um eine Einreisegenehmigung gebeten. Er hoffe, dass Gaddafi gar nicht
in sein Land komme. Noch sei aber keine Entscheidung getroffen worden, ob
er andernfalls im Land bleiben dürfe oder an den auch vom Niger anerkannten
Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag überstellt werde, sagte
der Außenminister.
Die Mitglieder des Gaddafi-Regimes, die mit dem Militärkonvoi in der
nigrischen Hauptstadt Niamey eingetroffen seien, könnten hingegen frei
entscheiden, ob sie bleiben oder weiterreisen wollten, sagte Bazoum.
Nach Angaben von Nuland wurden die Gaddafi-Getreuen hingegen in Niamey
festgesetzt. Sie seien in Häusern der Regierung untergebracht und ständen
unter Beobachtung, sagte sie am Mittwoch in Washington unter Berufung auf
den US-Botschafter in Niger.
## "Güter konfiszieren"
Die US-Regierung habe darüber hinaus Kontakt mit den Führungen in Mali,
Mauretanien, dem Tschad und Burkina Faso aufgenommen. "Wir rufen all diese
Länder auf, alles zur Sicherung ihrer Grenzen zu unternehmen, jedes
Mitglied des Gaddafi-Regimes festzunehmen (...) und auch alle Güter, die
tatsächlich dem libyschen Volk gehören könnten, zu konfiszieren", sagte
Nuland.
Angesichts der Flucht der Gaddafi-Getreuen in das südliche Nachbarland
hatte der libysche Übergangsrat angekündigt, an diesem Donnerstag eine
Delegation in den Niger zu entsenden, um über strengere Grenzkontrollen zu
verhandeln.
Spekulationen arabischer Medien zufolge könnte Gaddafi versuchen, über den
Niger Burkina Faso zu erreichen. Meldungen, wonach dem Despoten dort
Unterschlupf angeboten worden sei, wurden laut BBC aber von der Regierung
des westafrikanischen Landes zurückgewiesen.
Wo sich Gaddafi aufhält, ist weiter unklar. Am Mittwoch hatten ein
Rebellensprecher dem Sender Libya TV gesagt, Kämpfer hätten ihn
eingekreist. Er könne nicht mehr fliehen. Einzelheiten wurden aber nicht
mitgeteilt. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete unter
Berufung auf den Militärrat in Tripolis, es sei nur eine Frage der Zeit,
bis der Despot gefangen genommen oder getötet werde. Dagegen sagte ein
Sprecher des Übergangsrates in Bengasi der Nachrichtenagentur dpa, alle
Berichte über ein mögliches Versteck Gaddafis seien Spekulation. "Wir
wissen es nicht. Es sind alles nur Theorien", sagte er.
## Gaddafi verkaufte tonnenweise Gold
Während des Aufstands gegen seine Herrschaft verkaufte Gaddafi nach Angaben
des neuen Zentralbankchefs rund 20 Prozent der Goldreserven des Landes. Mit
dem Erlös habe Gaddafi Gehälter bezahlt, sagte Kassim Assus am Donnerstag.
Gaddafi habe örtlichen Händlern im April etwa 29 Tonnen Gold verkauft und
so 1,7 Milliarden Dinar (997 Millionen Euro) eingenommen. Assus erklärte,
während des Aufstands seien keine Vermögenswerte der Zentralbank
verschwunden.
8 Sep 2011
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