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# taz.de -- Bremer Solar-Subventionen: Aufs falsche Pferd gesetzt
> Über vier Millionen Euro hat das Land Bremen in Solartechnik investiert,
> die in Bremerhaven produziert werden sollte. Seit zehn Jahren wartet man
> vergeblich auf Erfolge. Nun droht der Verkauf.
Bild: Zukunftsträchtige Technologie: Qualitätskontrolle bei einer CIS-Solarze…
HAMBURG taz | Der Bremer CIS-Solartechnik GmbH läuft die Zeit davon. Vor
zehn Jahren gegründet, soll es eine neue Solarzellen-Technologie marktfähig
machen. Doch die Mutter-Gesellschaften Aurubis AG sowie Cordes & Graefe
haben die Geduld verloren, sie suchen seit Monaten einen neuen Investor.
Dabei hat nicht nur die CIS-Solartechnik GmbH das Nachsehen - auch Bremen
zahlt einen hohen Preis.
Für den erfolgreichen Kupfererzeuger Aurubis war das Konzept
vielversprechend: Mit den günstigen, flexiblen Dünnschicht-Solarzellen auf
Kupferbasis konnten sie in die grüne Technologie einsteigen. 2005 schloss
sich der Bremer Sanitärgroßhändler Cordes & Graefe an - und ermöglichte so
eine Finanzspritze über 4,4 Millionen Euro vom Land Bremen.
Bremen subventionierte die Entwicklung der Technologie unter einer
Bedingung: Die Produktionsstätte für die Solarzellen und -module sollte in
Bremerhaven gebaut werden. Andernfalls muss der Zuschuss zurückgezahlt
werden - es sei denn, die Produktionsstätte wird gar nicht gebaut. Genau
das zeichnet sich ab, denn obwohl die Solarzellen mittlerweile den
gewünschten Wirkungsgrad besitzen, können sie mit der Entwicklung auf dem
Fotovoltaik-Markt kaum mithalten.
Aurubis hatte ursprünglich Module geplant, die unter optimalen Bedingungen
30 Megawatt Strom im Jahr produzieren. Die klassischen Silizium-Module
liegen hingegen bei etwa 4000 Megawatt im Jahr. "Bei den jetzigen
Verhältnissen sind das Peanuts", sagt Michaela Hessling, Sprecherin der
Aurubis AG.
Peanuts sind für Aurubis, den größten Kupfererzeuger und -recycler Europas,
vermutlich auch die bisherigen Entwicklungskosten von etwa 17 Millionen
Euro, an denen Cordes und Graefe je zur Hälfte beteiligt sind. 4,4
Millionen Euro in den Sand gesetzte Fördermittel sind in Anbetracht der
Bremer Schuldenlage von über 18 Milliarden Euro allerdings nur mit
Schmerzen zu verkraften.
Holger Bruns, Sprecher des Bremer Wirtschaftssenators, kommentiert den
potentiellen Verlust lapidar: "Das war eben das Risiko, das die politisch
Verantwortlichen damals eingegangen sind." Gut informierte Kreise lassen
verlauten, dass man in Hamburg damals nicht so risikofreudig gewesen sei,
da das Konzept der Mutter-Gesellschaft nicht überzeugt habe. Umso
erstaunlicher, dass Bremen sich auf einen solchen Deal einließ.
Dabei reicht möglicherweise etwas Geduld, um aus dem Projekt doch noch
Gewinn zu schlagen, denn auch die Konkurrenten auf dem Markt der
Dünnschicht-Technologien haben noch zu kämpfen. "Die Gesamtlage ist gerade
schwierig", sagt CIS-Geschäftsführer Wolfgang Klunker. Die beiden
Gesellschafter wollen jedoch keine weitere Wartezeit bezahlen. Zurzeit sind
sie auf der Suche nach einem Investor, der die Mehrheit an der
CIS-Solartechnik GmbH übernimmt und das Projekt weiterführt.
Im Zweifelsfall soll das Unternehmen abgewickelt werden. "Wir würden uns
natürlich bemühen, den 22 Mitarbeitern eine Übernahmemöglichkeit bei uns
anzubieten", sagt Aurubis-Sprecherin Hessling. Sollte es nicht zu einer
Übernahme kommen, würden die bisherigen Forschungsergebnisse in Kooperation
mit dem Projektträger Jülich verwaltet, der von öffentlicher Hand
geförderte Forschungsprojekte betreut.
8 Sep 2011
## AUTOREN
Leonie Brand
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