# taz.de -- Kommission des Bundespräsidenten: Angriff auf die Solarenergie | |
> Grüner Strom könnte teurer werden: Die so genannte Monopolkommission rät, | |
> die Förderung erneuerbarer Energien umzukrempeln - zu Ungunsten der | |
> Solarindustrie. | |
Bild: "Ineffiziente, teure Technik"? Montagestrecke für Solarmodule der Firma … | |
BERLIN taz | Eine vom Bundespräsidenten eingesetzte Kommission stellt die | |
Art, wie in Deutschland erneuerbare Energien gefördert werden, infrage. In | |
dieser Woche veröffentlichte die sogenannte Monopolkommission ein | |
Sondergutachten zum Wettbewerb auf den Energiemärkten. Darin fordert das | |
fünfköpfige Gremium einen Systemwechsel, der den Markt für erneuerbare | |
Energien in Deutschland komplett umkrempeln würde. | |
Bisher bekommen Erzeuger von Ökoenergie einen fixen Tarif für ihren Strom, | |
die sogenannte EEG-Umlage. Die Preise variieren, je nachdem, ob es nun | |
Wind-, Solar- oder andere Anlagen sind. Die Vergütung ist so ausgestaltet, | |
dass sich das Geschäft für Investoren lohnt, egal in welche Energieform sie | |
investieren. Am Ende tragen die Stromverbraucher die Kosten, momentan sind | |
es 3,5 Cent pro Kilowattstunde, insgesamt waren es im vergangenen Jahr 12,3 | |
Milliarden Euro. | |
Die Kommission fordert nun den Umstieg auf ein Quotensystem, bei dem | |
Stromanbieter verpflichtet werden, einen bestimmten Anteil an Ökostrom in | |
ihren Strommix aufzunehmen. Die Folgen wären wohl vor allem für die | |
Solarenergie verheerend: Da es in einem solchen System egal ist, aus | |
welchen Quellen der Ökostrom stammt, wäre der momentan noch vergleichsweise | |
teure Solarstrom in Deutschland kaum mehr wettbewerbsfähig. | |
## "klimatisch ungeeignetes Umfeld" | |
Die Monopolkommission spricht von einer "ineffizienten, teuren Technik" in | |
einem "klimatisch ungeeigneten Umfeld". Die Argumentation ist nicht neu - | |
dem gegenüber steht, dass die Kosten für Solarstrom seit Jahren rapide | |
sinken. Bereits in den nächsten zwei bis drei Jahren könnte die Erzeugung | |
auf dem heimischen Hausdach billiger sein, als Strom aus dem Netz zu | |
beziehen. | |
In Europa hat sich allerdings das deutsche System weitestgehend | |
durchgesetzt. 18 von 27 EU-Staaten haben ähnliche Vergütungen eingeführt. | |
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) verweist auf Gutachten der | |
EU-Kommission, nach denen Quotensysteme ineffizienter seien als eine Umlage | |
nach deutschem Vorbild. "Leider ignoriert die Monopolkommission diese | |
Erkenntnisse seit Jahren und wärmt ihre alten Vorschläge immer wieder von | |
Neuem auf", sagt BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann. | |
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, stärker geprägt durch | |
große Energieversorger, unterstützt die Monopolkommission dagegen: | |
Erneuerbare Energien müssten stärker in den Wettbewerb integriert werden. | |
Befeuert wird die Diskussion, weil die EEG-Umlage im nächsten Jahr nach | |
Pressemeldungen ansteigen wird. Allerdings lediglich um 0,3 Cent pro | |
Kilowattstunde, das wären für jeden Haushalt im Schnitt 12 Euro im Jahr. | |
Das Bundesumweltministerium ging ursprünglich davon aus, dass der Betrag | |
sinken werde. Nun steigt er, weil unter anderem ab 2012 ein Puffer für die | |
Vergütung von Ökostrom angespart werden soll. | |
15 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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