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# taz.de -- Wahl in Guatemala: Kein Durchmarsch für den General
> Favorit Pérez Molina muss in die Stichwahl gegen den rechten Unternehmer
> Baldizón. Die Wahl verlief verhältnismäßig ruhig. Linke Kandidaten waren
> chancenlos.
Bild: Friedliche Wahl: Indigene Frauen warten auf ihre Stimmabgabe in Raxruha, …
BERLIN taz | Es ist kein Durchmarsch für den pensionierten General Otto
Pérez Molina, 61, geworden. In den Umfragen zu Guatemalas
Präsidentschaftswahl vom Sonntag schien der Kandidat der rechten
Patriotischen Partei die Chance auf einen Sieg im ersten Wahlgang zu haben.
An der Urne aber verfehlte er die nötige absolute Mehrheit klar. Es wird
also am 6. November zur Stichwahl kommen. Sein Gegner ist der rechte
Unternehmer Manuel Baldizón (41).
Nach Auszählung von über 80 Prozent der Stimmen lag Pérez Molina bei 32,3
Prozent. Baldizón folgte mit 20 Prozent vor dem rechten Bildungsunternehmer
Eduardo Suger mit 14,7 Prozent. Die linke Kandidatin und
Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú lag mit 2,6 Prozent
abgeschlagen auf Platz sechs.
Die Wahl verlief für guatemaltekische Verhältnisse relativ geordnet. Zwar
wurden dem Wahlgericht fehlerhafte Wahlregister und über hundert Fälle von
versuchtem Stimmenkauf gemeldet. Aber nur einmal gab es Gewalt: Im Dorf
Xejuyup im Westen verbrannte eine aufgebrachte Menge die zu spät
angelieferten Wahlunterlagen und nahm zwei Wahlbeamte für ein paar Stunden
als Geiseln. Nach Meinung von Wahlbeobachtern beeinflussen die
Unregelmäßigkeiten das Ergebnis aber nur unwesentlich.
Die sozialdemokratische Nationale Einheit der Hoffnung (UNE), Partei des
amtierenden Präsidenten Álvaro Colom, hatte keinen Kandidaten. Sie hatte
bis zuletzt auf Sandra Torres gesetzt, bis Mai Ehefrau und Sozialministerin
von Colom. Das Verfassungsverbot einer Kandidatur von nahen Verwandten des
Amtsinhabers versuchte das Paar per Scheidung zu umgehen.
## Linke Kandidatin gilt als Diva
Doch das Verfassungsgericht lehnte Torres Kandidatur ab. Menchú als einzige
Kandidatin der Linken war chancenlos. Die Friedensnobelpreisträgerin lebte
in den letzten Jahren meist in Mexiko und hat in ihrer Heimat den Ruf einer
arroganten Diva.
Am ehesten profitierte Baldizón vom Ausscheiden der Regierungspartei. Er
wurde für die UNE ins aktuelle Parlament gewählt, gründete dann aber seinen
eigenen Wahlverein Erneuerte demokratische Freiheit. Er machte nur mit der
überbordende Kriminalität Wahlkampf. Gegen diese will er eine
paramilitärische Nationalgarde aufbauen und die Todesstrafe einführen.
Im Vergleich zum ihm erscheint Pérez Molina, der im Bürgerkrieg mit
Massakern an Zivilisten in Verbindung gebracht wurde, fast gemäßigt. Die
Ergebnisse der gleichzeitigen Parlaments- und Kommunalwahlen werden erst in
den nächsten Tagen erwartet.
12 Sep 2011
## AUTOREN
Toni Keppeler
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