# taz.de -- CSU, FDP und die Griechenlandfrage: Schulterschluss gegen Merkel | |
> CSU-Chef Seehofer und FDP-Chef Rösler verschärfen ihren Ton gegenüber | |
> Griechenland - und stoßen bei der CDU auf wenig Begeisterung. Alles nur | |
> Theaterdonner? | |
Bild: Drei sind einer zu viel? Philipp Seehofer (l.), Horst Seehofer und Angela… | |
Die EU dürfe keine "Schulden-Union" werden, poltert Horst Seehofer. In | |
einem Leitantrag für den Parteitag im Oktober, den der CSU-Vorstand am | |
Montag einstimmig beschloss, heißt es dazu jetzt: "Ist ein Mitgliedstaat | |
nicht gewillt oder in der Lage, die Konvergenzkriterien dauerhaft zu | |
erfüllen, muss die Möglichkeit bestehen, die Eurozone unter | |
Aufrechterhaltung seiner Mitgliedschaft in der EU wieder zu verlassen." Die | |
"Ultima Ratio" nennt das Horst Seehofer. | |
Ist das nur Theaterdonner, um den Druck auf Griechenland zu erhöhen, seine | |
Sparvorgaben zu erfüllen? Oder zeugt es von echtem Krach in der Koalition | |
über den weiteren Kurs gegenüber Schuldnerstaaten in der EU? Klar ist: | |
Während Merkel um Geduld gegenüber Griechenland wirbt, haben die kleinen | |
Koalitionspartner ihren Tonfall deutlich verschärft. CSU und FDP ziehen | |
dabei an einem Strang; von einem "engen Schulterschluss" spricht Horst | |
Seehofer. | |
Als erstes Mitglied der Bundesregierung hatte Wirtschaftsminister Philipp | |
Rösler (FDP) in einem Gastbeitrag in der Welt vom Montag die Möglichkeit | |
einer Staatspleite ins Spiel gebracht: Eine "geordnete Insolvenz" sei | |
denkbar, wenn es dafür die Instrumente gäbe. Er forderte auch ein System | |
automatischer Sanktionen - etwa einen befristeten Entzug des Stimmrechts in | |
der EU -, wenn Reformen nicht umgesetzt würden. Um den Euro zu | |
stabilisieren, dürfe es "keine Denkverbote" geben. | |
## Wogen glätten | |
CSU-Chef Horst Seehofer begrüßte diesen Vorstoß ausdrücklich. "Ich bin | |
froh, dass jetzt in den letzten Tagen diese Gedanken auch ausgesprochen | |
wurden", sagte Bayerns Ministerpräsident am Montag in München. Dabei weiß | |
auch er, dass ein Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone derzeit gar | |
nicht möglich sind; da sind schon die geltenden europäischen Verträge vor. | |
Dazu sagt der CSU-Parteichef nur, das Thema werde jetzt "politisch und | |
nicht juristisch" diskutiert. | |
Regierungssprecher Stefan Seibert mühte sich am Montag, die Wogen zu | |
glätten. "Die geltenden Verträge sehen weder einen freiwilligen Austritt | |
noch so etwas wie einen Rauswurf eines Landes aus der Eurozone vor", | |
stellte er klar. Auch sei es das gemeinsame Ziel aller, die Eurozone als | |
Ganzes durch eine enge Zusammenarbeit aller 17 Euro-Staaten zu | |
stabilisieren. "Das wird ein langer, mühsamer Weg." Hier gebe es die "klare | |
politische Linie" innerhalb der Regierung, Hilfe nur "gegen strenge | |
Auflagen" zu gewähren. | |
In der CDU stoßen die Gedankenspiele von Rösler und Seehofer auf wenig | |
Begeisterung. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warnte, man dürfe | |
Griechenland "nicht pleitereden". Auch Peter Altmaier, der parlamentarische | |
Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nannte Röslers und | |
Seehofers Spekulationen "kontraproduktiv und gefährlich." Während der | |
SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier FDP und CSU davor | |
warnte, die internationalen Finanzmärkte zu verunsichern, warf die | |
Grünen-Parteichefin Claudia Roth ihnen "ein atemberaubendes Ausmaß an | |
Verantwortungslosigkeit" vor. Der DAX war am Montagmorgen erstmals seit | |
mehr als zwei Jahren unter die 5.000-Punkte-Marke gerutscht. | |
12 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
M. Halser | |
D. Bax | |
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