# taz.de -- Deutschlandsbesuch von Benedikt XVI.: Papstrede ohne die Linke | |
> Nicht alle Bundestagsabgeordneten werden zuhören, wenn der Papst im | |
> Plenarsaal spricht. Vor allem bei den Linken ist die Zahl derer groß, die | |
> lieber gegen den Deutschlandbesuch protestieren. | |
Bild: Wahrscheinlich redet der Papst im Bundestag zu gesellschaftlichen und eur… | |
BERLIN dpa | Die Hälfte der 76 Abgeordneten der Linksfraktion will der Rede | |
von Papst Benedikt XVI. am 22. September im Bundestag fernbleiben. Die | |
Abgeordnete Petra Sitte sagte der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen | |
Zeitung, die Fraktion habe sich darauf verständigt, auf Proteste im | |
Plenarsaal zu verzichten. | |
Die eine Hälfte der Fraktion werde der Rede folgen, darunter die Partei- | |
und Fraktionsvorsitzenden Gesine Lötzsch, Klaus Ernst und Gregor Gysi. Der | |
Rest werde an der Gegendemonstration in der Hauptstadt teilnehmen, zu der | |
etwa 20.000 Menschen erwartet werden. | |
Im Kern dreht sich der Streit um die Frage, in welcher Eigenschaft Benedikt | |
XVI. vor dem Bundestag spricht. Die Kritiker sagen, als Oberhaupt der | |
Katholiken dürfe der Papst nicht im Bundestag reden. Sie halten den | |
Auftritt mit der religiösen Neutralität des Staates für unvereinbar. Die | |
Befürworter entgegnen, der Papst sei als Staatsoberhaupt des Vatikan im | |
Rahmen seines Staatsbesuchs eingeladen worden. | |
Auch bei SPD und Grünen wollen zahlreiche Abgeordnete nicht zu der Rede | |
kommen. Konkrete Zahlen liegen noch nicht vor, weil die Abfragen bei den | |
Abgeordneten noch laufen. Bei den Sozialdemokraten wird damit gerechnet, | |
dass mindestens ein Viertel ihrer 146 Parlamentarier - vor allem aus | |
Ostdeutschland - die Rede boykottiert. Bei den Grünen hält man es für | |
möglich, dass sogar ein Drittel ihrer Abgeordneten nicht kommt. | |
## Leere Plätze werden aufgefüllt | |
## | |
Alle Fraktionen haben sich darauf verständigt, leere Plätze durch ehemalige | |
Abgeordnete aufzufüllen. Dazu wurde bereits eingeladen. | |
Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel wies die Kritik an der | |
Papst-Rede vor dem Parlament zurück. "Er kommt ja nicht ungebeten, sondern | |
alle Fraktionen haben zugestimmt", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. | |
Päpste hätten schließlich auch schon vor den Vereinten Nationen gesprochen. | |
Vogel bedauerte, dass er aus terminlichen Gründen nicht der Einladung | |
folgen könne, die Rede im Plenarsaal selbst anzuhören. | |
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt warf den Boykotteuren mangelnden | |
Respekt vor. Ihr "intolerantes Verhalten" sei unwürdig. "Die Linke beweist | |
einmal mehr, dass ihr Mittel der Straßenkampf ist und nicht die besonnene | |
Auseinandersetzung mit Argumenten", meinte Hasselfeldt. | |
Der Papst kommt vom 22. bis 25. September nach Deutschland. Dabei steht | |
auch eine Rede des Oberhaupts der katholischen Kirche im Bundestag auf dem | |
Programm. Es ist das erste Mal, dass ein Papst im Bundestag spricht. Nach | |
Angaben des Vorsitzenden der deutschen katholischen Bischofskonferenz, des | |
Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch, wird er wahrscheinlich zu | |
gesellschaftlichen und europapolitischen Grundsatzfragen Stellung nehmen. | |
13 Sep 2011 | |
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