# taz.de -- Schuldenkrise: China bietet Europa und USA Hilfe an | |
> Peking als Retter in der Not? So inszeniert Wen Jiabao sein Land bei | |
> einer Konferenz. Er verspricht neue Investitionen für die | |
> schuldengeplagten Kontinente - geknüpft an Bedingungen. | |
Bild: Reicht den Zeigefinger, aber nicht gleich die ganze Hand: Wen Jiabao biet… | |
DALIAN dpa/dapd | China will Europa und den USA in der Krise mit neuen | |
Investitionen zu Hilfe kommen. Zum Auftakt des "Sommer-Davos" genannten | |
Treffens des Weltwirtschaftsforums am Mittwoch in der nordostchinesischen | |
Hafenstadt Dalian forderte Wen Jiabao aber auch Entgegenkommen der Europäer | |
und Amerikaner. So solle die Europäische Union die zweitgrößte | |
Volkswirtschaft endlich als Marktwirtschaft anerkennen, was China gewisse | |
Vorteile in Handelsstreitigkeiten geben würde. Von den USA forderte Wen | |
Jiabao vor den 1.700 Teilnehmern des dreitägigen Treffens mehr Offenheit | |
gegenüber Investitionen chinesischer Firmen und eine Aufhebung von | |
Exportbeschränkungen. | |
"Die Weltwirtschaft erholt sich langsam, aber Instabilität und Unsicherheit | |
wachsen", sagte Wen Jiabao. Er zeigte sich gleichwohl zuversichtlich, dass | |
die Europäer und Amerikaner ihre Probleme bewältigen könnten. Sein Land sei | |
bereit, "eine helfende Hand auszustrecken" und mehr in den europäischen | |
Ländern und den USA zu investieren. Im Gegenzug forderte Wen Jiabao "mutige | |
Schritte" der Europäer gegenüber China, insbesondere die Gewährung des | |
Status als Marktwirtschaft. Er hoffe auf einen "Durchbruch" schon auf dem | |
nächsten EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin in China. | |
Die Regierungen in Europa, in den USA und anderen Staaten müssten aber die | |
Schuldenproblematik selbst angehen, ausländische Investoren schützen und | |
"ihr eigenes Haus in Ordnung bringen", sagte Wen. | |
Von den USA verlangte Wen Jiabao eine größere Öffnung ihres Marktes für | |
Investitionen chinesischer Unternehmen. China müsse dann auch nicht mehr | |
soviel seiner Devisenreserven in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar (2,3 | |
Billionen Euro) in US-Staatsanleihen investieren. Rund zwei Drittel hält | |
China davon in US-Dollar, ein Viertel in Euro. Die Investitionen könnten | |
neue Jobs schaffen. Die USA könnten auch ihre Exporte ausweiten, in dem sie | |
Beschränkungen für die Ausfuhr hochtechnologischer Produkte nach China | |
aufheben. | |
## Ein Freund, ein guter Freund | |
Wen Jiabao wies darauf, dass China ohnehin 2016 in Folge seiner | |
Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) international als | |
Marktwirtschaft anerkannt werde. Die Europäer sollten aber schon vorher | |
ihre Ernsthaftigkeit demonstrieren, "in einer Weise, wie ein Freund einen | |
anderen Freund behandelt", sagte Chinas Regierungschef. Der Status einer | |
vollen Marktwirtschaft schützt China vor Anti-Dumping-Klagen und hat für | |
Peking hohen symbolischen Charakter. | |
Vor den Wirtschaftsführern, Politikern und Experten im World Expo Center | |
versicherte Wen Jiabao, dass die Weltwirtschaftskrise und Probleme wie hohe | |
Inflation in China den Entwicklungspfad seines Landes nicht grundlegend | |
änderten. Er mahnte Reformen und Umstrukturierungen an: "Chinas Entwicklung | |
ist noch unausgeglichen, unkoordiniert und nicht nachhaltig." Nach 10,4 | |
Prozent Wachstum im vergangenen Jahr erwarten Experten in China in diesem | |
Jahr nur noch rund neun Prozent, weil die Zentralbank wegen der hohen | |
Preissteigerungen die Geldpolitik verknappen muss. | |
Das langsamere Wachstum ist nach den Worten von Wen Jiabao nicht | |
unerwartet, sondern vor allem das Ergebnis der makroökonomischen Steuerung. | |
China könne aber hohes Wachstum halten, was sein Beitrag zur Erholung der | |
Weltwirtschaft sei, sagte der Premier auf dem "Sommer-Davos", wie die | |
Tagung in Anlehnung an das winterliche Forum im Schweizer Luftkurort Davos | |
genannt wird. In diesem Jahr gibt es eine Rekordbeteiligung. Das Forum hat | |
sich in seinem fünften Jahr zum wichtigsten Wirtschaftstreffen in Asien | |
entwickelt. | |
14 Sep 2011 | |
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