# taz.de -- Am Wahlkampfstand (5): Bei der Piratenpartei: Plattenbauten sind ei… | |
> In Hohenschönhausen sieht es nicht so aus, als ob die Piraten schon allzu | |
> viele Herzen erobert haben. | |
Bild: Die Piratenpartei, bislang nicht im Abgeordnetenhaus vertreten, könnte U… | |
Mit jeder S-Bahn kommt ein neuer Schub potenzieller Piratenwähler auf den | |
Platz geströmt. Station Wartenberg, Hohenschönhausen, Plattenbau reiht sich | |
an Plattenbau. Yannick Meyer verteilt Kaperbriefe. Unermüdlich läuft der | |
Direktkandidat für die Lichtenberger Ortsteile Karlshorst und Rummelsburg | |
auf die Menschen zu: "Das Programm der Piraten vielleicht?" Kopfschütteln, | |
wegblicken, ignorieren. Manchmal ein Lächeln, ein paar stecken die Zettel | |
in ihre Tasche. "Es ist hier ein schwieriges Pflaster", sagt Steffen | |
Bornfleth, Direktkandidat für Hohenschönhausen und Malchow. "Die Leute sind | |
desillusioniert." | |
Nicht so die Kinder auf dem Platz. Nach wenigen Minuten warten sieben | |
Jungen und Mädchen kichernd darauf, dass der Piratenkandidat | |
Luftballon-Schwerter kreiert. Und Dackel. "Wer wählt denn Piraten?", fragt | |
ein blondes Mädchen. "Wir sind eine Partei, deshalb kann man uns wählen", | |
sagt Bornfleth. Das Mädchen überlegt kurz: "Piraten gibt es doch gar nicht | |
mehr." Bornfleth lächelt und drückt ihr ein Schwert in die Hand: "Doch, ein | |
paar schon. Aber wir sind keine bösen Piraten." | |
## "So ein Scheiß" | |
Das finden drei junge Männer schon. "So einen Scheiß wählen wir nicht", | |
rufen sie im Vorbeigehen. "Wir sind für die NPD!" Lange nicht so radikal, | |
aber trotzdem unzufrieden ist ein älterer Herr. "Die klauen den anderen | |
Parteien nur das Geld", schimpft er. Zu viele Gruppierungen im Parlament | |
seien kontraproduktiv. "Die zerstreiten sich nur." Er wähle lieber eine | |
etablierte Partei. | |
Etwa so eine, für die Joachim Groneberg gerade unbewusst Werbung macht. Er | |
hält eine Plastiktüte in der Hand, als er an den Piratenstand kommt. CDU | |
steht darauf. "Aber die bürgerlichen Parteien wähle ich auf keinen Fall." | |
Eher eine Splitterpartei, vielleicht sogar die Piraten. Dass Staat und | |
Kirche getrennt sein sollen, findet er gut. "Und gegen die | |
Vorratsdatenspeicherung bin ich auch." Bärbel Kubisch ist eine der Wenigen, | |
die das Gespräch mit den Piraten sucht. Die 49-Jährige hat schon bei der | |
Bundestagswahl die Piraten gewählt. "Neue Parteien sollten eine Chance | |
haben", findet sie. "Die etablierten machen mir zu viel Lobbyarbeit." Ihr | |
gefallen die Forderung nach einem Mindestlohn und die Internetthemen. Jetzt | |
wolle sie das Wahlprogramm noch mal genauer lesen. "Ich will mich wohl | |
fühlen, wenn ich am Sonntag das Kreuzchen mache." | |
Dennis hingegen hat schon gewählt, die Piraten, bei der U-18-Wahl. "Die | |
klangen am coolsten", sagt der 14-Jährige. "Und meine Oma meinte, die | |
Piraten seien besser als die FDP." Kandidat Bornfleth lächelt. "Das ist | |
doch mal was!" | |
15 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Julia Fiedler | |
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