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# taz.de -- AKW-Kontrollen in Schweden: 20 Jahre Schlamperei
> Die schwedische Atombehörde stellt das Atomkraftwerk Ringhals ab. Der
> Grund: In den Rohren des Notkühlsystems blieb Müll von Schweißarbeten
> jahrelang unentdeckt.
Bild: AKW Ringhals: In bestimmten Rohren sah's aus wie bei Hempels unterm Sofa.
STOCKHOLM taz | Vattenfall ist wieder mal bei Schlampereien in einem seiner
AKWs erwischt worden. Am Freitag erließ die schwedische
Atomaufsichtsbehörde Strålsäkerhetsmyndigheten eine Verfügung gegen
Ringhals AB, die Betreibergesellschaft des westschwedischen Atomkraftwerks
Ringhals. Die gehört mehrheitlich dem staatlichen Energiekonzern Vattenfall
und zu knapp einem Drittel der schwedischen Tochter des deutschen
Energiekonzerns Eon.
Nach dieser Verfügung müssen die Reaktoren so lange abgeschaltet bleiben,
bis das Werk der Behörde neue Routinen für Sicherheitskontrollen vorlegt
und eine Analyse präsentiert, die erklärt, wie es zu jetzt rein zufällig
entdecktem jahrzehntelangen Pfusch bei diesen Kontrollen kommen konnte.
Hintergrund dieser behördlichen Maßnahme: Bei Sanierungsarbeiten nach einem
Brand, der im Frühjahr 2011 im Reaktordruckbehälter des 36 Jahre alten
Ringhals-Reaktors 2 ausgebrochen war, hatte man Ende August beim Abbau des
Rohrsystems des Notkühlsystems in den Rohren Hinterlassenschaften von
Schweißarbeiten gefunden. Eine Dichtung, wie sie bei solchen Arbeiten
verwendet wird, hatte sich in einem der vier Steigrohre dieses Systems
verfangen und behinderte den ordnungsgemäßen Wasserfluss.
Das erstaunliche hierbei: Schweißarbeiten an diesen Rohren hatten zuletzt
in den 1980er Jahren stattgefunden, als dort Filter eingebaut wurden. Der
von den Arbeitern damals einfach in den Rohren hinterlassene Müll war mehr
als zwei Jahrzehnte lang nicht entdeckt worden. Bei einem Ausfall des
normalen Kühlsystem hätte dieser Müll Rohrteile oder Filter verstopfen und
die Funktion des Notkühlsystems entscheidend beeinträchtigen können.
Als man daraufhin vorsichtshalber auch das entsprechende Kühlsystems des
Ringhals-Reaktors 4 kontrollierte, wurde auch dort eine zurückgelassene
Dichtung entdeckt. Die Atomaufsicht ordnete nun an, dass alle vier
Ringhals-Reaktoren abgestellt und überprüft werden müssen.
Man habe in den 1980er Jahren nach Schweißarbeiten eben andere, offenbar
nicht ausreichende Kontrollen gehabt, erklärt Gösta Larsen,
Kommunikationschef von Ringhals AB, die Funde. Heute könne es nicht mehr
passieren, dass danach Müll einfach in den Rohren verbleibe, versichert er.
Warum dieser Müll aber mehr als 20 Jahre lang nicht entdeckt wurde, hat der
Reaktorbetreiber noch nicht erklären können.
Vor Beginn der kalten Jahreszeit wiederholt sich damit für die schwedischen
StromkonsumentInnen ein Schauspiel, wie sie es schon von den beiden
vergangenen Jahren kennen: Gerade wenn ihre Stromproduktion gebraucht wird,
stehen die altersschwachen Reaktoren still - derzeit die Hälfte der zehn
Atomreaktoren in Schweden.
19 Sep 2011
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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