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# taz.de -- Taliban dementieren Anschlag auf Rabbani: Kaum Friedensaussichten i…
> Die Taliban bestreiten, für die Ermordung des ehemaligen Präsidenten
> Rabbani verantwortlich zu sein. Der getötete Chef des Friedensrats hatte
> allerdings viele Feinde.
Bild: Ein Mann in Kabul trägt ein Porträt des ermordeten Burhanuddin Rabbani.
DUBAI taz | Die Straßen um das Haus des ermordeten Expräsidenten
Burhanuddin Rabbani in Kabul sind abgesperrt. Dennoch sind hunderte
Menschen in das Diplomatenviertel gekommen, um den Tod einer der
wichtigsten politischen Figuren Afghanistans zu betrauern. Der 71-jährige
Rabbani, der für die afghanische Regierung Friedensverhandlungen mit den
Taliban führen sollte, war am Dienstagabend in seinem Haus von einem
Selbstmordattentäter getötet worden. Der Mord an Rabbani ist ein schwerer
Rückschlag für die Bemühungen des Westens, das Land nach zehn Jahren Krieg
zu stabilisieren.
Die Taliban bestritten, hinter dem Anschlag zu stehen. "Wir wissen nichts
darüber und haben nie mit jemandem darüber gesprochen", sagt Sprecher
Sabihullah Mudschahed und dementierte damit frühere Meldungen, die
Aufständischen hätten sich dazu bekannt. Dies ist eine ungewöhnliche
Reaktion, da die Taliban den Ruf haben, Attentate allein schon wegen des
Propagandawerts für sich zu reklamieren. Das könnte darauf hindeuten, dass
das Haqqani-Netzwerk hinter der Ermordung steckt. Die Terrororganisation
operiert aus Pakistan und hat zahlreiche gut koordinierte Anschläge auf
strategisch wichtige Ziele verübt.
Bei allen Spekulationen ist eines sicher: Rabbani, eine schillernde Figur
mit zweifelhafter Menschenrechtsbilanz, hatte zahlreiche Feinde. Seine
Berufung als Vorsitzender des Hohen Friedensrats durch Präsident Hamid
Karsai kam für viele überraschend. Rabbani, ein ethnischer Tadschike, hatte
sich als ein Führer der Nordallianz gegen die Taliban in den 1990er Jahren
einen Namen gemacht. Ihn mit einem Friedensdialog mit den Aufständischen zu
betrauen, erschien vielen als ein zweifelhafter Versuch, zwei lang
verfeindete Lager miteinander auszusöhnen. Auch im Nachbarland Pakistan gab
es keine Sympathien für Rabbani wegen seiner freundlichen Haltung zum
Erzfeind Indien und zum Iran.
Für Rabbani war die Berufung in den Friedensrat eine Chance, sich wieder in
die politische Szene zu integrieren. Unklar ist, wieweit seine
Verhandlungen mit den Taliban gediegen waren und mit wem er sprach. Zuletzt
hatte er kaum mehr Hoffnung verbreitet, ein Friedensdeal mit den Taliban
könne erreicht werden: "Der Krieg hier hat angefangen, bevor fremde Truppen
ins Land gekommen sind und wird auch weitergehen, wenn sie abgezogen sind",
sagte Rabbani kürzlich in einer Rede. Umgekehrt brachten ihm die Taliban
nur wenig Respekt entgegen.
Rabbani Ermordung könnte die Ansicht vieler, dass Verhandlungen mit den
Taliban sinnlos seien, verstärken und schwächt die Position der Regierung
weiter. Der Präsident hat jüngst eine ganze Reihe Verbündeter verloren.
Mitte April töteten die Taliban Khan Mohammed Mudschahed, den Polizeichef
der Provinz Kandahar. Ende Mai folgte General Daud Daud, ein wichtiger
Polizeidirektor im Norden. Mitte Juli wurde Jan Mohammed Khan, Exgouverneur
von Urusgan und Intimus von Karsai ermordet. Einige Tage zuvor war der
Bruder Karsais einem Anschlag zum Opfer gefallen.
21 Sep 2011
## AUTOREN
Agnes Tandler
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