# taz.de -- Pakistans Verwicklung in Rabbani-Attentat: Mehr als nur ein Streit … | |
> Kabul macht Pakistan für den Mord an Ex-Präsident Burhanuddin Rabbani | |
> verantwortlich. Der Chef des Friedensrats wurde vor einigen Tagen | |
> getötet. | |
Bild: In Afghanistan verdichten sich die Hinweise, dass die Talibanführung mit… | |
ISLAMABAD taz | Siraj Haqqani ist eigentlich kein Mann, der Interviews | |
gibt. Der afghanische Kriegsfürst ist Anführer einer schlagkräftigen | |
Terroreinheit von aufständischen Kämpfern im Grenzgebiet zwischen Pakistan | |
und Afghanistan. Auf seinen Kopf sind 5 Millionen US-Dollar Lösegeld | |
ausgesetzt. Doch am Montag meldete Haqqani sich in einem aufgezeichneten | |
Gespräch mit der britischen BBC zu Wort: Er will sich nicht beschuldigen | |
lassen, hinter dem [1][Mord an dem früheren afghanischen Expräsidenten | |
Burhanuddin Rabbani] zu stecken. | |
Rabbani, der als Chef des Friedensrates die Taliban an den | |
Verhandlungstisch bringen sollte, war am 20. September in seinem Haus in | |
Kabul von einem Selbstmordattentäter getötet worden, der sich als | |
Friedensbote und Vermittler ausgegeben hatte. Der kaltblütige Mord | |
versetzte Afghanistan in einen Schockzustand. | |
"Wir haben [2][Burhanuddin Rabbani nicht getötet] und unsere Sprecher […] | |
haben dies viele Male gesagt", beteuerte Haqqani in der Audioaufzeichnung. | |
Afghanistans Regierung wiederum macht offen Pakistan für den Tod Rabbanis | |
verantwortlich. "Wir haben Beweise dafür, dass der Mord an Professor | |
Rabbani in Qetta geplant wurde und dass ein pakistanischer Staatsbürger das | |
Selbstmordattentat ausgeführt hat", hieß es in einer Erklärung des | |
Präsidentenpalasts in Kabul. | |
## Gespräche mit Taliban abgebrochen | |
Hunderte Afghanen hatten am Sonntag auf den Straßen der Hauptstadt gegen | |
Pakistan protestiert. Die Demonstranten beschuldigten den Nachbarn, | |
Verhandlungen zur Beendigung des zehnjährigen Krieges gegen die | |
aufständischen Taliban zu sabotieren. | |
Afghanistans Präsident Hamid Karsai hatte nach dem Tod Rabbanis alle | |
Gespräche mit den Taliban für beendet erklärt und gesagt, er wolle nun | |
direkt mit Pakistan über die Zukunft Afghanistans reden. Afghanische | |
Politiker sind seit Langem überzeugt, dass Islamabad nicht an einem | |
friedlichen Afghanistan gelegen ist. Sie verdächtigen den pakistanischen | |
Geheimdienst, islamistische Gruppen wie das Haqqani-Netzwerk zu | |
unterstützen, um über sie Einfluss auf das Nachbarland zu nehmen. | |
Pakistan reagierte mit Verärgerung auf die Vorwürfe. Das Außenministerium | |
nannte die Äußerungen "unverantwortlich". Afghanistan solle sich doch | |
lieber fragen, warum alle Afghanen, die sich für Frieden einsetzen, | |
systematisch aus dem Weg geräumt und getötet würden, hieß es in einer | |
Erklärung. Gleichzeitig nahm das Ministerium den mächtigen pakistanischen | |
Geheimdienst ISI gegen alle Anschuldigungen in Schutz, mit islamistischen | |
Terroristen gemeinsame Sache zu machen. | |
Auch Siraj Haqqani, der Anführer der Terrorgruppe, hatte in seinem | |
Interview mit der BBC beteuert, er werde nicht von Pakistan gesteuert und | |
unterhalte keine Verbindung zum ISI. In der vergangenen Woche hatten die | |
USA die Haqqanis und den ISI beschuldigt, systematisch amerikanische Ziele | |
in Afghanistan anzugreifen, um so die Kriegsstrategie der USA zu | |
hintertreiben. Washington will bis 2014 seine Truppen abziehen und sucht | |
nach einem Ausweg aus dem frustrierenden Konflikt. Doch eine politische | |
Lösung ist ohne Pakistan kaum zu haben. Das islamische Land sieht | |
Afghanistan als strategisches Rückzugsgebiet und legitime Einflusssphäre, | |
um sich gegen seinen Erzrivalen Indien abzusichern. | |
3 Oct 2011 | |
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## AUTOREN | |
Agnes Tandler | |
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