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# taz.de -- Kommentar Doping in der BRD: Wieder keine Einzeltäter
> Die DDR punktete bei Wettkämpfen vor allem wegen des staalich
> strukturierten Dopingsystems. Das passte Politikern in Bonn nicht. Was
> lag näher, als gegenzusteuern?
Die Bundesrepublik hat bis zum Mauerfall 243 olympische Medaillen gewonnen.
Die DDR-Botschafter im Trainingsanzug sammelten mehr als das Doppelte ein:
519 Plaketten. Es war genau dieses Missverhältnis, das Sportfunktionäre und
Sportärzte im Westen antrieb, hinter die Geheimnisse des Erfolgs zu kommen.
Das war nicht allzu schwer. Staatlich strukturiertes Doping machte die
Läufer jenseits des Eisernen Vorhangs schnell und die Schwerathleten stark.
Der Ostblock mochte wirtschaftlich unterlegen sein, sportlich konnte er den
Westen übertrumpfen.
Doch es wurmte nicht nur die Westsportler gehörig, dass sie den DDRlern im
blauen Leibchen fast immer hinterherlaufen mussten, auch Politikern in Bonn
passte das nicht. Was lag da näher, als ein wenig gegenzusteuern: Die
Bundesrepublik baute sich eine billige kleine Kopie des DDR-Systems. Es gab
kein Ukas wie das DDR-Staatsplanthema 14.25, es gab auch keine
systematische Durchseuchung des Leistungssports, aber es gab, wie eine
Studie jetzt zeigt, staatlich subventionierte Dopingforschung und ein
System der Duldung und des Gewährens.
Niemand hat wohl explizit die Anweisung zum Dopen gegeben. Aber wenn die
Strategen des Bundesinstituts für Sportwissenschaft der Uni Freiburg oder
der Sporthochschule Köln die Grenze zwischen Antidoping- und
Dopingforschung verschwimmen ließen, dann griff niemand im Innenministerium
ein. Die stillschweigende Übereinkunft lautete: Irgendwie müssen wir ja
mithalten mit denen da drüben. Im Wettlauf der Systeme sollte auch mal ein
Sportler mit dem roten Brustring gewinnen. Deswegen wurde auch gern das
Know-how von Überläufern des DDR-Sports abgegriffen.
Die Ergebnisse der Forscher aus Berlin und Münster führen die
jahrzehntelang gehegte These von den Einzeltätern im Westsport ad absurdum.
In einem Klima der Dopingbegünstigung versuchte man Schritt zu halten mit
den Pillenschluckern aus dem Osten.
27 Sep 2011
## AUTOREN
Markus Völker
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